Wedbush-Staranalyst Dan Ives spricht vom „1996-Moment“: Für ihn steht die AI-Revolution erst am Anfang einer langen Tech-Hausse.

Während die Märkte nach den Rücksetzern der letzten Tage nervös auf jedes Anzeichen von Schwäche reagieren, ordnet Wedbush-Analyst Dan Ives das Bild klarer ein. Für ihn handelt es sich nicht um das Ende der Rallye, sondern um eine „kleine Unebenheit“ in einem viel größeren Bullenmarkt, der nach seiner Einschätzung gerade erst richtig beginnt. 

In einem Interview mit Bloomberg spricht der Tech-Stratege vom „1996-Moment“ – und grenzt sich damit bewusst von den Jahren 1999 und 2000 ab, als die Dotcom-Blase ihren Höhepunkt erreichte.

1996 vs. 2025 – eine historische Parallele

Die Analogie zu 1996 ist mehr als nur ein Bild: Mitte der 1990er-Jahre war das Internet zwar schon erfunden, aber seine ökonomische Sprengkraft erst im Entstehen. Netscape war gerade an die Börse gegangen, Amazon ein kleines Start-up, und Microsoft dominierte den PC-Markt. Der Boom der Folgejahre führte erst ab 1998 zur breiten Kursrallye, die 2000 in der Dotcom-Blase endete.

Heute, fast drei Jahrzehnte später, sieht Ives die Künstliche Intelligenz an einem ähnlichen Punkt. Die Infrastruktur ist da, die ersten Champions sind benannt – aber das breite Monetarisierungspotenzial steckt noch in den Kinderschuhen. Wie damals beim Internet könnten neue Geschäftsmodelle entstehen, die heute noch nicht sichtbar sind. Während 1996 der PC ins Wohnzimmer wanderte, könnte 2025 die KI endgültig in alle Lebensbereiche vordringen.

Zwischen Euphorie und Fundamentaldaten

Ives’ zentrale Botschaft: Die aktuelle Begeisterung um Künstliche Intelligenz ist kein Strohfeuer, sondern Ausdruck einer „vierten industriellen Revolution“, die sich in den Fundamentaldaten bereits niederschlägt. Rechenzentren, Cloud-Infrastruktur, Cybersecurity – überall verfestige sich die Nachfrage. Für ihn ist das aktuelle Kursgewitter nicht das Ende, sondern eine willkommene Verschnaufpause. „Das ist ein 1996-Moment“, sagt Ives. „Die wirkliche Rallye liegt noch vor uns.“

Damit stellt er die Weichen auf Fortsetzung einer Bewegung, die bislang vor allem von Nvidia, Microsoft und den anderen Mag-7-Werten getragen wird. Doch der Wedbush-Analyst sieht die nächste Phase bereits anrollen: „Zweite, dritte und vierte Derivate“ des AI-Trends. Gemeint sind Unternehmen, die vor einem Jahr noch niemand mit künstlicher Intelligenz in Verbindung brachte – Cybersecurity-Spezialisten wie Palo Alto, CrowdStrike oder Zscaler. Für Ives ist es nur eine Frage der Zeit, bis diese Titel ebenfalls in die Billionenbewertung hineinwachsen.

Intel: Vom Hoffnungsträger zum Sanierungsfall

Während die großen Gewinner feststehen, bleibt die Frage nach den Nachzüglern. Beispiel Intel: Der einstige Gigant der Halbleiterindustrie sorgte zuletzt mit einem Investment von zwei Milliarden Dollar durch SoftBank für Schlagzeilen. Doch Ives hält wenig von der Euphorie: „Sie sind Jahre zurück. Gegen Nvidia, AMD oder TSMC hat Intel keine Chance.“ Pointiert fügt er hinzu: „Die Wahrscheinlichkeit, dass ich beim Ryder Cup spiele, ist höher, als dass Intel seine Konkurrenten einholt.“

Sein Fazit ist ernüchternd: Intel könne langfristig nur durch eine Zerschlagung wieder wettbewerbsfähig werden. Der Konzern werde sich aufspalten müssen, um im globalen Wettbewerb nicht vollends ins Abseits zu geraten. Für Ives steht damit fest: Während die Gewinner des AI-Booms ihre Dominanz ausbauen, wird Intel eher zu einem Restrukturierungsfall in der Industriegeschichte.

Die lange Welle des AI-Booms

Ives’ Prognose ist grundsätzlich optimistisch – zumindest für die großen und mittelgroßen Profiteure des AI-Booms. Der omnipräsente Techanalyst spricht von einer anhaltenden Tech-Hausse, die nicht in Monaten, sondern in Jahren gemessen werden müsse. Für ihn ist klar: Die Bären befinden sich in „Winterschlaf“, während die nächste Stufe der AI-Euphorie gerade beginnt. 

 Einerseits rückt Ive die Risiken kurzfristiger Rückschläge in den Hintergrund und verweist auf den Beginn einer Dekade des Wachstums. Andererseits aber mahnt sein Blick auf etwa Intel auch, dass nicht jeder Akteur vom Aufstieg der KI profitiert – wer den Anschluss verpasst, droht unterzugehen. Für Anleger gilt daher dieselbe Lektion wie vor 30 Jahren: Wer früh die richtigen Trendgewinner identifiziert, kann außergewöhnliche Renditen erzielen. Wer dagegen auf die falschen Nachzügler setzt, riskiert den langen Marsch in die Bedeutungslosigkeit.

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