Bei der am Montag gestarteten Dubai Airshow überbieten sich die Golf-Carrier Emirates und Flydubai mit Bestellungen. Auch Turkish Airlines, SunExpress und Air Baltic wollen Hunderte neue Flugzeuge. Abseits der Messe spielt auch China mit. Die Aktien von Airbus und Boeing reagieren erfreut, doch eine bleibt enttäuscht etwas zurück. Noch.

Klimawandel, geopolitische Krisen oder die Nachwehen der Corona-Pandemie – all diese Aspekte haben offenbar keinen Einfluss auf die Wachstumspläne vieler Fluggesellschaften. Am Montag begann die Dubai Airshow, die noch bis zum 17. November läuft. Die Duopolisten Airbus und Boeing können sich vor Bestellungen kaum retten, vor allem die Amerikaner.

Viele Aufträge für Boeing

Zum Start der Luftfahrtmesse in Dubai bescherte etwa die arabische Fluglinie Emirates dem US-Flugzeugbauer Boeing einen Großauftrag über 95 Großraumjets. Darunter sind 55 Maschinen vom Typ Triple Seven, die einen Listenpreis von insgesamt 52 Milliarden Dollar haben. 

Zudem kauft die arabische Billigfluggesellschaft Flydubai erstmals Großraumjets und bleibt dabei dem Hersteller Boeing treu. Das Unternehmen bestellte 30 Maschinen vom Typ 787-9 'Dreamliner'. Bisher betreibt Flydubai den Angaben zufolge eine Flotte aus 79 Mittelstreckenjets aus Boeings 737-Reihe, darunter auch die Neuauflage 737 Max. 

Insidern zufolge stehen noch weitere Bestellungen aus dem arabischen Raum bevor. So werde die neue staatliche Fluggesellschaft Riyadh Air aus Saudi-Arabien bis zu 100 Boeing 737 Max ordern, hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet. Die Entscheidung für Boeing wurde hauptsächlich durch die lange Lieferzeit der Konkurrenz Airbus beeinflusst.

Für seine 'Max' holte Boeing bereits einen Großauftrag herein: Der deutsch-türkische Ferienflieger SunExpress bestellte weitere 45 Mittelstrecken-Jets des Typs, darunter auch einige in der Langversion 737 Max 10. Hinzu kommen Optionen und Kaufrechte über 45 weitere Maschinen der Reihe. SunExpress ist ein Gemeinschaftsunternehmen von Lufthansa und Turkish Airlines. 

Zudem wird im Zusammenhang mit dem geplanten Gipfel-Treffen des chinesischen Staatschefs Xi Jinping mit US-Präsident Joe Biden am Mittwoch ein Deal erwartet. China erwägt die Wiederaufnahme von Bestellungen für Boeing-Maschinen vom Typ 737 Max.

Airbus feilt an Großauftrag mit Turkish Airlines

Airbus liegt im Auftragsrennen mit Boeing in Dubai noch zurück. Die Fluggesellschaft Emirates hat am Dienstag eine sofortige Bestellung von Airbus A350-1000-Jets ausgeschlossen und die mit einem Streit über die Haltbarkeit von deren Triebwerken des Herstellers Rolls-Royce begründet. Emirates-Präsident Tim Clark sagte, das Triebwerk des A350-1000 entspreche nicht den Bedürfnissen der Gesellschaft. Man wäre jedoch bereit, zwischen 35 und 50 der Jets zu bestellen, wenn Rolls-Royce sowohl die Haltbarkeit als auch die Wartungskosten anpassen würde.

Immerhin: Die staatliche ägyptische Fluggesellschaft EgyptAir hat zehn Maschinen in der Version A350-900 bestellt. Für die Airline sind es die ersten Maschinen aus der A350-Reihe. 

Die lettische Fluggesellschaft Air Baltic kauft zudem weitere 30 Jets vom kleinsten Airbus-Modell A220. Mit insgesamt 80 bestellten Maschinen vom Typ A220-300 der Reihe werde die Airline zur größten A220-Betreiberin in Europa. 

Airbus feilt unterdessen noch mit Turkish Airlines an einem Großauftrag, der in den kommenden Tagen in Dubai bekannt gegeben werden soll. Es geht wohl um den Kauf von 355 Airbus-Flugzeugen, davon 240 als Festbestellung und 115 als Optionen. Nach Informationen von Bloomberg hat die Fluggesellschaft 90 Großraumjets vom Typ A350 sowie 250 Maschinen vom Typ A321neo und einige Exemplare des neuen A350-Frachters im Auge.

Unterdessen spricht laut Bloomberg noch die saudi-arabische Fluggesellschaft Saudia mit Airbus über den Kauf von bis zu 150 Jets aus der stark gefragten A320neo-Reihe. Es sei jedoch nicht zu erwarten, dass die Verhandlungen noch während der Messe in Dubai in dieser Woche abgeschlossen werden.

Boeing-Aktie stark – Airbus enttäuscht

Angesichts der Order-Flut für Boeing steigt die Aktie kräftig an. Am Montag kletterte die Boeing-Aktie um vier Prozent und war damit bester Wert im Dow Jones. Die Airbus-Aktie bleibt hingegen zurück. Nach einem Kursplus von 1,4 Prozent gestern, steigt Airbus heute lediglich um 0,3 Prozent auf 130,62 Euro. Am Markt wird als Begründung die Enttäuschung über ausgebliebene Orders von Emirates genannt. Die Dubai-Fluggesellschaft verzichtete auf der Messe bislang auf Orders, weil Airbus mit einigen seiner Triebwerke Probleme hat. Auch die langen Lieferzeiten bremsen Airbus-Aufträge.

Auch Boeing leidet bzw. litt unter Problemen, vor allem mit seinen 737-Max- und 787-Maschinen. Mittlerweile scheinen die weitgehend behoben, Boeing-Flugzeuge werden wieder in größeren Stückzahlen produziert. 

Ein Blick auf den Kursverlauf der beiden Flugzeugbauer zeigt, dass Airbus die Nase vorn hat bzw. noch Nachholbedarf für die Boeing-Aktie. Die US-Aktie wurde seit August deutlich stärker belastet. BÖRSE ONLINE hat für Airbus ein Kursziel von 150 Euro ausgegeben, die Boeing-Aktie ist derzeit lediglich eine Beobachtungs-Position. 

Beide Aktien sollten angesichts des künftig hohen Bedarfs an Verkehrs- und Frachtflugzeugen ihren Aufschwung fortsetzen. Die Deals sichern Aufträge und Auslastung über Jahre hinweg. Während die Boeing-Aktie sich bis zu ihren alten Rekorden aus 2019 bei 446 Dollar gut verdoppeln müsste, steht Airbus bereits kurz vor neuen Allzeithöhen. Jenseits von 139,40 Euro ist der Weg aufwärts charttechnisch frei. 

Boeing (WKN: 850471)

 (Mit Material von dpa-AFX)

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