Showdown nach Handelsschluss: Mit Alphabet, Tesla und IBM legten gleich drei Tech-Schwergewichte ihre neuen Bilanzen vor – Anleger reagierten gemischt.

Alle Augen auf Big Tech: Mit Alphabet und Tesla haben gleich zwei Mitglieder der Magnificent Seven ihre neuen Zahlenwerke für das abgelaufene zweites Quartal vorgelegt, auf die Anleger recht unterschiedlich reagierten. Während die Anteilsscheine von Alphabet nach Handelsschluss zulegten, gaben Tesla-Aktie leicht nach.  

Internet-Pionier Alphabet die Analystenerwartungen allesamt übertreffen – zum Teil sogar deutlich. So kletterte der Umsatz auf 96,43 Milliarden Dollar, ein Plus von 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr – stärker als die erwarteten 94 Milliarden Dollar. Auch der Gewinn je Aktie lag mit 2,31 Dollar klar über dem Analystenkonsens von 2,18 Dollar. Netto verdiente der 27 Jahre Internetkonzern bereits 28,19 Milliarden Dollar.  

Alphabet (A) (WKN: A14Y6F)

Alphabets Kapitalausgaben steigen auf 85 Milliarden Dollar

Der Löwenanteil stammt wenig überraschend weiter auf dem Werbegeschäft. So legte der Werbeumsatz mit Google Search von 64,61 Milliarden Dollar  im Vorjahr auf nunmehr 71,34 Milliarden Dollar zu. Die Cloud-Sparte lieferte mit 13,62 Milliarden Dollar ein neues Rekordquartal, während YouTubes Werbeerlöse auf 9,8 Milliarden Dollar stiegen und damit ebenfalls über den Konsensschätzungen der Analysten lagen. 

So weit, so gut. Die eigentlich positive Bilanz wurde jedoch kurzfristig von einer anderen Metrik überschattet: Alphabet kündigte an, die Investitionen in 2025 auf 85 Milliarden Dollar zu erhöhen – 10 Milliarden mehr als im Februar angekündigt. Hintergrund sei eine „starke und weiter zunehmende Nachfrage“ im Cloud-Geschäft und bei KI-Anwendungen. Der Wall Street gefielen die massiven Capex-Investitionen zunächst nicht und schickte die Alphabet-Aktie im nachbörslichen Handel leicht ins Minus. Im Verkauf des Conference Calls drehten die Anteilsscheine der Google-Mutter indes ins positive Terrain und notieren zur Stunde um 4 Prozent höher bei 197 Dollar.

Tesla enttäuscht erneut

Um 5 Prozent schwächer tendierten dagegen nach der Bilanzvorlage die Anteilsscheine von Tesla. Dabei dürfte die operative Schwäche des mit Abstand wertvollsten Autokonzerns der Welt nach den zu Monatsbeginn bereits veröffentlichten Auslieferungszahlen keine Überraschung sein.

Operativ hat Tesla hat im zweiten Quartal 2025 abermals enttäuscht: Der Umsatz aus dem Autogeschäft ist zum zweiten Mal in Folge eingebrochen, die Auslieferungen sind rückläufig – und die bereits gesenkten Analystenerwartungen wurden sogar noch unterboten.

Teslas Umsätze geben erneut nach 

Mit 22,5 Milliarden Dollar Umsatz lag Tesla im Dreimonatszeitraum von Anfang April bis Ende Juni erneut unter den Markterwartungen von 22,74 Milliarden Dollar. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum gingen die Erlöse um mehr als 12 Prozent zurück – das größte Minus seit über einer Dekade.  

Noch gravierender ist der Rückgang im Kerngeschäft: Die Automotive-Erlöse fielen um 16 Prozent auf 16,7 Milliarden Dollar und lagen damit deutlich unter dem Vorjahreswert von 19,9 Milliarden Dollar. Auch die lukrativen Regulierungs-Credits – lange ein stiller Gewinnmotor – brachen auf 439 Millionen Dollar ein (Vorjahr: 890 Millionen Dollar). Netto verdiente Tesla lediglich noch 1,39 Milliarden Dollar – ein Minus von 16 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal.

Tesla (WKN: A1CX3T)

Befreiungsschlag bleibt aus

Bereits Anfang Juli hatte Tesla einen Rückgang der Auslieferungen um 14 Prozent auf 384.000 Fahrzeuge gemeldet. Ein zentraler Grund: Das Unternehmen hat den Markt für erschwingliche E-Autos lange vernachlässigt – während Wettbewerber aus China und Europa mit günstigeren und technisch oft überlegenen Modellen auftrumpfen.

Für den mit Abstand schwächsten Performer der Mag-7-Werte bleibt damit der Befreiungsschlag aus. Seit Jahresbeginn liegt die Tesla-Aktie um 18 Prozent hinten.

IBM schlägt die Wall-Street-Erwartungen 

Wie Alphabet hat eigentlich auch ein IBM zweiten Quartal 2025 ordentlich abgeliefert: Umsatz, Gewinn und Ausblick übertrafen die Erwartungen der Wall Street. Mit einem Umsatz von 16,98 Milliarden Dollar und einem bereinigten Gewinn je Aktie von 2,80 Dollar lag IBM jeweils über den Markterwartungen von 16,59 Milliarden Dollar bzw. einem Gewinne je Aktie  von 2,64 Dollar. Das Umsatzwachstum betrug fast 8 Prozent –  ein deutlicher Sprung gegenüber dem mageren Plus von unter 1 Prozent im Vorquartal.

Besonders hervorzuheben: Die Software-Sparte wuchs um 10 Prozent auf 7,39 Milliarden Dollar, angetrieben durch die Nachfrage nach hybriden Cloud-Lösungen. Die Tochter Red Hat legte gar um 16 Prozent zu. Auch Consulting (+3 Prozent) und das Infrastruktur-Geschäft (+14 Prozent) schlugen die Prognosen.

IBM (WKN: 851399)

Aktie verliert 6 Prozent wegen Margen-Enttäuschung und CEO-Kommentaren

Doch die Börse zeigte sich unbeeindruckt – die Aktie verlor nachbörslich zeitweise über 6 Prozent auf 266 Dollar. Der Grund:  Trotz der starken Software-Umsätze zeigte sich in der Bilanz ein kleiner Wermutstropfen. Die Bruttomarge lag mit 83,9 Prozent knapp unter dem Konsens von 84 Prozent – minimal, aber offenbar ausreichend, um kritische Anleger auf den Plan zu rufen.

CEO Arvind Krishna verwies zudem auf eine gewisse Zurückhaltung bei US-Staatsaufträgen sowie geopolitische Spannungen, die einige Kunden vorsichtiger agieren lassen. Die Folge: Wohl nicht zuletzt, weil IBM 2025 bislang zu den Top-Performern im Technologiesektor zählte (+ 28 Prozent vs.  S&P 500 nur +7 Prozent), kam es nach Bilanzvorlage zu Gewinnmitnahmen.  Die Erwartungen an "Big Blue" sind nach der KI-Rallye hoch, die Bewertung erscheint  allerdings immer ambitionierter.

Weitere Bilanzen: ServiceNow und T-Mobile US stark, Chipotle unter Druck 

ServiceNow hat im zweiten Quartal 2025 unterdessen einen echten Volltreffer gelandet: Das Software-Unternehmen übertraf nicht nur die Erwartungen bei Umsatz und Gewinn deutlich, sondern hob auch seine Jahresprognose an – dank der ungebrochenen Nachfrage nach KI-gestützter Unternehmenssoftware. Die Börse reagierte prompt: Die Aktie legte nachbörslich um 7  Prozent zu.

T-Mobile US hat im zweiten Quartal 2025 unterdessen einen klaren Punktsieg gegen die US-Konkurrenz im Mobilfunksektor eingefahren. Während Verizon und AT&T im harten Wettbewerb um Neukunden zurückfielen, meldete T-Mobile nicht nur die meisten neuen Vertragskunden, sondern auch ein starkes Gewinnwachstum – und hob die Jahresprognose für den operativen Gewinn an. Die Aktie reagierte daraufhin mit einem Kurssprung von 6 Prozent im nachbörslichen Handel.  

Einen bitteren Abend erlebten dagegen Chipotle-Aktionäre. Die Fast-Casual-Kette hat im zweiten Quartal 2025 mit einem herben Dämpfer aufgewartet: Das Umsatzwachstum blieb hinter dem Branchentrend zurück, die vergleichbaren Restaurantverkäufe fielen stärker als erwartet – und der Ausblick wurde kassiert. Die Aktie rauschte nachbörslich um über 9 Prozent in den Keller.

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