Bonuszertifikate auf den DAX machten im ersten Quartal keine gute Figur. 60 Prozent von ihnen haben ihre Barriere gerissen. Das hat das IT-Unternehmen TTMzero ermittelt. Dazu wurden alle Anfang Januar 2020 an der Börse Stuttgart gelisteten 8.027 DAX-Bonuspapiere ohne Cap und mit intakter Barriere untersucht. 4.845 davon berührten die Untergrenze.

Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2019 touchierte nur 3,53 Prozent der DAX-Bonuszertifikate die Barriere. Wird diese berührt, bekommen Anleger den Bonusbetrag nicht und können zudem hohe Verluste erleiden. Fast alle Produkte erwischte es in der Crash-Periode von Ende Februar bis Mitte März. An den drei Tagen 9., 12. und 16. März wurden die meisten Untergrenzen touchiert.

Offenbar war der Risikopuffer bei der Mehrheit der Bonuszertifikate nicht groß genug, um einem so heftigen Indexeinbruch standzuhalten. "Um so wichtiger ist es, seine Bonuspapiere kontinuierlich zu beobachten, um gegensteuern zu können", rät Simon Ullrich, Geschäftsführer von TTMzero.

Möglich ist das mithilfe eines Frühwarnindikators, dem "Barrierebruch-Risiko" (englisch: Barrier Hit Risk oder BHR). Dieser gibt die Wahrscheinlichkeit an, wie hoch das Risiko ist, dass die Barriere verletzt wird.

Volatilität wichtigster Faktor

In diese Kennzahl fließen mehrere Faktoren ein: erwartete Kursschwankungen, DAX-Stand, Abstand zur Barriere, Restlaufzeit und Zins. "Der wichtigste Faktor ist die implizite Volatilität des Basiswerts", sagt Ullrich. Diese ergibt sich durch Markterwartungen der Handelsprofis.

Im März lag sie beim DAX zeitweise bei 80 Prozentpunkten, was extrem hoch ist. Das trieb auch das BHR nach oben. So stand es schon zwei Handelstage vor dem 9. März bei 64 Prozent, zwei Tage vor dem 12. März bei 75 Prozent und zwei Tage vor dem 16. März bei 82 Prozent. Das heißt, die Wahrscheinlichkeit, dass die Barriere berührt wird, lag etwa am 10. März bei hohen 75 Prozent. Für dieselben Zertifikate lag das Barrierebruch-Risiko im Januar noch bei zehn Prozent.

Diesen Frühwarnindikator können Anleger nutzen, um ihre Bonuszertifikate vor dem Bruch der Untergrenze zu verkaufen und in neue Bonuspapiere mit deutlich tieferer Barriere und einem weit geringeren BHR umzuschichten. "Das ist eine Art Notbremse. Bei einem BHR von mehr als 60 Prozent sollten Anleger in ein anderes Bonuspapier wechseln", so Ullrich.

Die Kennzahl wird von der Börse Stuttgart zusammen mit TTMzero berechnet. Anleger können den Indikator auf https://tools.ttmzero.com/bhr oder den Websites einiger Emittenten abrufen. In turbulenten Marktphasen ist das ratsam.