Das kostete Geld. Als sich die Vermarktung verzögerte, die Verluste zunahmen, gaben die Investoren auf. In Zahlen heißt das: Vom Start an der Börse bei zehn Euro ging es bis 27 Euro nach oben. Dann kam der Einbruch, zuletzt fiel die Aktie wieder deutlich unter zehn Euro. Das unterstreicht aber das Potenzial. Im Prinzip ist Brain sehr gut aufgestellt. Zur Gruppe gehören neben der Hauptgesellschaft in Zwingenberg bei Darmstadt vier operative Firmen, die naturstoffbasierte Wirkstoffe entwickeln, Spezialenzyme produzieren, Biowirkstoffe für die Lebensmittelindustrie herstellen und Kosmetikprodukte auf Auftrag fertigen.

Und dann gibt es noch die Biomedizinfirma Solascure, an der Brain eine Minderheitsbeteiligung hält. Dort werden Produkte zur Behandlung chronischer Wunden auf Basis des von Brain entwickelten Wirkstoffs Aurase entwickelt.

Betriebsergebnis deutlich besser

Die Firmen und Tätigkeitsfelder passen gut zusammen. Der Kundenkreis liest sich wie das Who is Who aus Pharma, Chemie und Lebensmittelindustrie. Zudem hat Brain mit seinen Bibliotheken zu Naturstoffen und Enzymen ein Alleinstellungsmerkmal. Allerdings fehlte dem Potpourri aus Aktivitäten und Technologien bisher die ordnende Hand. Die könnte nun allerdings gefunden sein - seit Februar ist Adriaan Moelker an Bord, um die "herausragende technologische Stellung zu monetisieren". Bei der Entwicklung eigener Produkte wird sich Brain wohl vor allem auf Enzyme und Fermentation konzentrieren. Außerdem gibt es Joker wie die Zuckerersatzplattform Dolce. Hier testet die Industrie noch die neuen Ersatzstoffe. Setzt sich das durch, klingelt bei Brain die Kasse.

Auch wenn in den ersten neun Monaten besonders auf der Ebene des Betriebsergebnisses schon deutliche Verbesserungen erkennbar waren, kann noch einige Zeit vergehen, bis sich die verbesserten Ertragskomponenten wirklich unterm Strich zeigen. Insofern könnte Geduld gefragt sein. Klar ist aber: Würde sich Brain heute selbst zum Verkauf stellen, würden die Gebote den Firmenwert wohl deutlich übersteigen. Auch klar ist: Sollte ein Gebot kommen, müsste man die Aktie schon im Depot haben.