Warren Buffett setzt neben seinen Top-Positionen auf neue Wetten in Healthcare, Energie, Konsum, Bau und Industrie – leise, aber strategisch.
Wenn Warren Buffett investiert, schaut die Finanzwelt ganz genau hin. Auch wenn seine Beteiligung an Apple längst legendär ist, verstecken sich in den Quartalsmeldungen von Berkshire Hathaway immer wieder spannende Hinweise auf neue – und oft weniger bekannte – Investmentideen.
Das jüngste Q2-13F-Filing, das Mitte August veröffentlicht wurde und sich auf das Ende des zweiten Quartals 2025 bezieht, offenbart: Der Star-Investor hat seine Karten dezent, aber strategisch auf dem Tisch neu gemischt. Neben den großen Eckpfeilern seines Portfolios – Apple, American Express und Bank of America – hat Buffett bei mehreren Nebenwerten überraschend stark aufgestockt.
UnitedHealth: Buffetts Milliarden-Wette auf das Gesundheitswesen
Die größte neue Position betrifft den US-Gesundheitsriesen UnitedHealth Group. Berkshire Hathaway ist mit rund 1,8 Milliarden Dollar eingestiegen – ein bemerkenswert klarer Move in einem Sektor, der für Buffett bisher eher Nebenrolle spielte. UnitedHealth gilt als Marktführer bei Krankenversicherungen und Gesundheitsdienstleistungen in den USA und profitiert von einer alternden Bevölkerung und steigender Nachfrage nach medizinischer Versorgung. Die Aktie war zuvor deutlich unter Druck geraten – ein klassischer Buffett-Moment: “Be fearful when others are greedy and greedy when others are fearful.”
Chevron: Öl bleibt ein Buffett-Klassiker
Bei Chevron (CVX) hat Berkshire die Position um rund 2,9 Prozent erhöht. Damit bleibt Chevron eine der größten Energiebeteiligungen im Portfolio. Buffett setzt damit weiter auf klassische Energieerträge und Dividendenstärke – ein Kontrast zur Euphorie rund um Tech- und KI-Aktien. Die Chevron-Position beläuft sich aktuell auf gut 17,5 Milliarden Dollar, was sie zu einer der Top-Positionen im Energiebereich macht.
Constellation Brands: Ein Schluck Wachstum
Die Beteiligung an Constellation Brands (STZ) – dem Spirituosen- und Bierkonzern hinter Marken wie Corona, Modelo und Svedka – wurde um 11,6 Prozent ausgebaut. Buffett hat hier zwar nur rund 500 Millionen Dollar investiert, setzt damit aber ein klares Zeichen: defensives Konsumgeschäft mit Preissetzungsmacht bleibt für Berkshire attraktiv. Alkohol- und Getränkekonzerne gelten als robust gegenüber Konjunkturzyklen – und haben über Jahre starke Margen geliefert.
Pool Corp.: Buffett taucht tief ins Nischengeschäft
Fast unbemerkt hat Buffett bei Pool Corp. (POOL) kräftig zugegriffen – um ganze 136 Prozent. Das Unternehmen ist der größte Großhändler für Schwimmbadzubehör und -technik in Nordamerika. Ein klassisches „Moat“-Business: wenig Konkurrenz, stabile Nachfrage, margenstark. Die Position ist zwar mit rund 200 Millionen Dollar vergleichsweise klein, aber signalisiert Buffetts Gespür für stabile, wenig beachtete Geschäftsmodelle jenseits des Mainstreams.
Nucor: Stahlspezialist als Industrietitel
Bei Nucor (NUE), einem der größten Stahlproduzenten der USA, hat Berkshire die Beteiligung um 14,9 Prozent ausgebaut. Position: rund 250 Millionen Dollar. Nucor profitiert von der starken US-Infrastrukturagenda und Investitionen in Bau und Industrie. Buffett verfolgt hier einen klassischen Zyklusansatz: investieren, wenn die Branche schwächelt – und langfristig von Aufschwüngen profitieren.
Lennar: Buffett baut auf den US-Immobilienmarkt
Ein echter Überraschungscoup ist die massive Aufstockung bei Lennar (LEN) – plus 265 Prozent. Lennar gehört zu den größten Wohnungsbauunternehmen der USA. Buffett setzt hier offenbar darauf, dass sinkende Zinsen und strukturelle Wohnraumnachfrage in den USA die Branche in den kommenden Jahren stützen. Die Position umfasst rund 300 Millionen Dollar. Lennar profitiert insbesondere von Neubauprojekten im Sunbelt – einer Region, die demografisch stark wächst.
HEICO: Buffett fliegt auf Luftfahrttechnik
Auch bei HEICO Corp. (HEI.A), einem Spezialisten für Flugzeugteile und Luftfahrtsysteme, hat Buffett nachgelegt: +11,4 %, Positionsgröße rund 150 Millionen Dollar. HEICO liefert Ersatzteile und Komponenten für zivile und militärische Luftfahrt – ein margenstarkes, fragmentiertes Geschäft mit hohen Eintrittsbarrieren. Buffett liebt solche „Moat“-Geschäfte, die kontinuierliche Cashflows über lange Zeiträume ermöglichen.
Lamar Advertising: Buffett setzt auf stabile Werbeeinnahmen
Eine echte Überraschung im Q2-Filing ist der Einstieg bei Lamar Advertising (LAMR). Berkshire Hathaway hat erstmals rund 1,17 Millionen Aktien des US-Unternehmens erworben – im Wert von etwa 140 Millionen US-Dollar. Lamar ist einer der größten Anbieter von Außenwerbung in den USA. Das Geschäftsmodell: klassische Plakatflächen, digitale Billboards und Verkehrsinfrastruktur. Diese Werbeform ist relativ konjunkturresistent und profitiert zugleich vom Trend zu datengetriebener, standortbasierter Werbung. Buffett setzt damit auf ein stabiles, cashflow-starkes Geschäftsmodell mit berechenbaren Erträgen.
Allegion: Buffett verstärkt Sicherheitssektor
Ebenfalls neu im Portfolio ist Allegion (ALLE), ein Spezialist für Sicherheits- und Zugangssysteme. Das Unternehmen produziert Schlösser, elektronische Zutrittslösungen und Sicherheitssoftware für Gebäude und Infrastrukturen. Berkshire hält eine Position im Wert von rund 100 Millionen US-Dollar. Allegion profitiert von Megatrends wie Urbanisierung, Smart-Building-Technologien und wachsendem Sicherheitsbedürfnis. Für Buffett ist das ein klassisches Investment in ein solides Nischenunternehmen mit stabilem Cashflow und hohen Markteintrittsbarrieren.
Apple, American Express und Bank of America bleiben das Rückgrat
Trotz dieser überraschenden Bewegungen bleibt das Berkshire-Portfolio klar fokussiert:
Apple macht weiterhin über 40 Prozent des gesamten Aktienportfolios aus. Bank of America (BAC) und American Express (AXP) gehören neben Chevron zu den größten Positionen. Kleinere Wetten wie UnitedHealth, Lennar oder HEICO ergänzen das Fundament – sie stehen aber (noch) nicht im Zentrum der Strategie.
Ein Blick nach vorn: Q3-Filing kommt im November
Wichtig: Diese Zahlen stammen aus dem Q2-Filing per Ende Juni 2025. Zwischenzeitlich kann sich die Struktur des Portfolios bereits wieder verändert haben. Die nächsten 13F-Daten werden Mitte November veröffentlicht – und könnten zeigen, ob Buffett seine Gesundheitswette ausgebaut, neue Tech-Positionen aufgenommen oder weitere Nischenwerte entdeckt hat.
Eines aber ist klar: Wenn Buffett in der zweiten Reihe zuschlägt, lohnt es sich, genauer hinzusehen. Denn seine erfolgreichsten Investments begannen oft im Stillen – lange bevor sie Schlagzeilen machten.
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Übrigens: Investieren wie die Milliardäre? BÖRSE ONLINE hat einen Index entwickelt, der die Top-5-Positionen aus den Portfolios der Börsenlegenden Warren Buffett, Bill Gates, Bill Ackman und Ken Fisher vereint.
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