Die einstige Star-Investorin Cathie Wood ist in letzter Zeit eher durch unglückliche Deals aufgefallen. Vor allem ihr viel zu früher Ausstieg aus Nvidia brachte ihr Hohn und Spott ein. Mancher betrachtet ihre Investments mittlerweile als Kontraindikatoren. Nun verkleinert die ARK-Managerin ihre Position in Tesla und Shopify und kauft einen kleinen Wert – nachdem dieser sich verdreifacht hat.

Hat Cathie Wood ihr Gefühl für das richtige Timing verloren? Im Januar verkaufte sie die letzte Position von Nvidia-Papieren, weil sie sie als überbewertet betrachtete. Danach hat sich die Nvidia-Aktie etwa verdreifacht.

Das Wood-Team hat stattdessen zwei andere Werte als aussichtsreich identifiziert: Twilio und Teladoc. Twilio verfüge über Daten zu Billionen von Interaktionen zwischen Unternehmen und Verbrauchern. Teladoc liefere Ärzten die elektronischen Gesundheitsdaten der Patienten. "Die Teladoc-Modelle könnten in Zukunft Empfehlungen für die beste Behandlungsmethode geben."

Die Börse teilt den Optimismus der Fondsmanager noch nicht. Die Aktie von Twilio notiert 87 Prozent unter ihrem Rekordhoch bei 457,30 Dollar – die Versuche einer Trendwende erwiesen sich als Strohfeuer. Und die Teladoc-Aktie notiert nahezu auf einem 6-Jahres-Tief, nachdem das Unternehmen in der Vergangenheit die Erwartungen nicht erfüllen konnte und viel Geld verbrannt hat.

Nun reduziert die Fondsmanagerin von ARK Invest die Positionen von Tesla und Shopify. Am vergangenen Dienstag hat ARK Tesla-Aktien im Wert von 2,15 Millionen US-Dollar oder 8.972 Aktien über seinen ARK Innovation ETF (ARKK) abgestoßen und am folgenden Tag noch 182.314 Aktien des kanadischen E-Commerce-Dienstleisters im Wert von etwa 10 Millionen US-Dollar.

Tesla bleibt jedoch die größte Einzelposition im Flaggschiff des Unternehmens, dem Ark Innovation ETF, und macht noch gut zehn Prozent des gesamten Portfoliogewichts des ETF aus. Shopify folgt mit einer Gesamtportfoliogewichtung im Ark Fintech Innovation ETF von etwa 9,5 Prozent.

Die freigewordenen Mittel aus den Verkäufen investierte Cathie Wood in einen risikoreichen Wachstumswert. Am 16. August kaufte Wood Aktien von Archer Aviation im Wert von rund 16 Millionen Dollar. 

Archer stellt fliegende Fahrzeuge oder eVTOL-Flugzeuge (electric vehicle takeoff and landing) her. Mit zwölf kleinen Rotoren ausgestattet, kann der Prototyp senkrecht starten und landen. Der Pionier auf dem Gebiet der fliegenden Elektrofahrzeuge hat allerdings noch kein einziges Gerät verkauft. Umsatz? Fehlanzeige. 

Cathie Wood glaubt jedoch, dass das Unternehmen das Zeug zu einem langfristigen Gewinner hat. "Wir glauben, dass Robo- und Flugtaxis eine der wichtigsten Investitionsmöglichkeiten unseres Lebens darstellen", sagte Wood bereits im Frühling in einem Interview mit CNBC. Laut einem Bericht von Allied Market Research wird die Elektroflugzeug-Industrie bis 2031 jährlich um über zehn Prozent wachsen.

Archer-Aktie hat sich 2023 verdreifacht

Archer Aviation ging 2021 durch eine Fusion mit einer Special Purpose Acquisition Company (SPAC) an die Börse. Während die Aktie seit ihrem Börsendebüt einige volatile Schwankungen erlebt hat, sind die Aktien im Jahr 2023 stark gestiegen. Der Aktienkurs des Unternehmens hat sich seit Jahresanfang mehr als verdreifacht. Von knapp 2 Dollar Anfang Januar kletterte die nur in New York handelbare Archer-Aviation-Aktie zuletzt zeitweilig auf 7 Dollar. Am Freitag schloss der kleine Wert (Marktkapitalisierung gut eine Milliarde Euro) bei 6,16 Dollar.

Archer Aviation Inc (WKN: A3C3BQ)

Urbane Luftmobilität soll wachsen

Aus dem Bericht für das zweite Quartal geht hervor, dass Archer 215 Millionen Dollar an neuen Investitionen erhalten hat. Zu der Gruppe gehören demnach Ark, Boeing, Stellantis und United Airlines. 

Während fliegende Fahrzeuge lange Zeit als Science-Fiction und Zukunftsmusik galten, sieht es so aus, als würde die Branche nun tatsächlich allmählich durchstarten. Einer Schätzung von Morgan Stanley zufolge wird der Markt für urbane Luftmobilität im Jahr 2023 einen Wert von 29 Milliarden Dollar und bis 2040 von mehr als 1 Billion Dollar erreichen.  

Archer strebt die FAA-Zertifizierung und die Aufnahme des kommerziellen Betriebs im Jahr 2025 an und hat von der Aufsichtsbehörde die Bestätigung erhalten, dass die Dinge auf dem richtigen Weg sind, um dieses Ziel zu erreichen. Das Midnight-Vehikel des Unternehmens (siehe unten) hat bereits das spezielle Lufttüchtigkeitszertifikat der FAA erhalten – eine Bezeichnung, die es ihm erlaubt, im amerikanischen Luftraum unter eingeschränkten Bedingungen und Szenarien zu fliegen.

Archer.com
Archer Aviation "Midnight"

Durch die Vereinbarung mit dem US-Verteidigungsministerium erwartet das Management von Archer, dass sein Midnight-Fahrzeug das erste eVTOL-Flugzeug sein wird, das tatsächlich an einen Kunden ausgeliefert wird. Dennoch bleiben die Aussichten von Archer sehr spekulativ. 

Auch Cathie Wood ist nach den jüngsten Käufen in Archer Aviation nur mit einem relativ kleinen Teil des Flaggschiff-Wachstumsfonds engagiert. Der Ark Innovation ETF hält Archer-Aktien im Wert von derzeit etwa 26,1 Millionen Dollar, was etwa 0,4 Prozent des gesamten Aktienbestands des Fonds ausmacht.

Hinweis auf Interessenkonflikte 

Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Nvidia.