Auf welche Aktien haben es eigentlich die Profi-Investoren abgesehen? Drei Kandidaten, die bei den Top-Investoren jetzt hoch im Kurs stehen

Welche Aktien halten die Großinvestoren derzeit für die spannendsten, lukrativsten und besten? Wir haben das 13F-Universum gescannt und nach Aktien gesucht, die bei Fondsmanagern jetzt besonders hoch im Kurs stehen – und stellen Ihnen drei aussichtsreiche Kandidaten vor.

Börsen-Liebling 1: Shopify

Der Anbieter für E-Commerce-Software befindet sich weiter auf Wachstumskurs. Eine Integration in das Logistiknetzwerk von Amazon beflügelt

Das Geschäftsmodell von Shopify ist recht einfach erklärt. Kunden können über die Software des Unternehmens ihren eigenen Onlineshop betreiben, ohne dafür Programmierkenntnisse besitzen zu müssen. Dabei verdient Shopify sowohl über eine Abogebühr, die monatlich für die Nutzung der Software entrichtet werden muss, als auch über eine Beteiligung an den Kundenumsätzen. Heute nutzen über 1,7 Millionen Händler die Plattform, um Produkte zu verkaufen. Zu erfolgreichen Marken und Unternehmen, die auf Shopify setzen, gehören unter anderem Kylie Cosmetics, Manscaped und Gymshark. Shopify verzeichnet nach wie vor ein starkes Wachstum. Von Januar bis Ende September setzte das Unternehmen rund 4,9 Milliarden Dollar um und damit rund 25 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Für das Gesamtjahr wird ein ähnlich hohes Wachstum erwartet. 

Das operative Ergebnis lag im dritten Quartal bei 122 Millionen Dollar, im Vorjahreszeitraum hatte noch ein Minus von 346 Millionen Dollar gestanden. Seine kostenintensive Logistiksparte verkaufte Shopify dieses Jahr an das Logistikunternehmen Flexport und erhielt im Gegenzug einen Anteil von 13 Prozent am Unternehmen. Durch eine Integration von der „Buy with Prime“-App von Amazon im App-Ökosystem von Shopify können Händler seit Kurzem ihren Kunden den Service von Amazon anbieten. Dieser ermöglicht Prime-Kunden in den USA schnelle und kostenfreie Lieferungen über das Logistiknetzwerk des Onlineversandhändlers. Transaktionen werden über Shopify Payments abgewickelt. Mit einem Börsenwert von über 80 Milliarden Euro ist das Unternehmen hoch bewertet und einiges an Wachstum bereits eingepreist. Stoppkurs beachten.

Börsen-Liebling 2: Ovintiv

Der Energiekonzern bezahlte eine Übernahme mit Aktien. Die Papiere kommen auf den Markt. Großanleger sammeln die billigen Aktien ein

Der Name Ovintiv ist hierzulande Wenigen ein Begriff. Geläufiger: Vor der Umformierung hieß der Energiekonzern Encana, hatte seinen Ursprung in Öl- und Gasrechten kanadischer Eisenbahngesellschaften. Nach Firmenkäufen in den USA erfolgte 2019 die Sitzverlegung nach Denver unter dem neuen Namen. Gleichwohl ist das Unternehmen weiter in Kanada vertreten, besitzt umfangreiche Aktivitäten. Der Landbesitz liegt bei mehr als 28 000 Quadratkilometern, eine Fläche fast so groß wie Belgien. Auf der Hälfte der Fläche wird Öl und Gas gefördert, die andere Hälfte ist Reserve für künftige Förderprojekte. Den großen Hebel hat die Gesellschaft bei US-Aktivitäten. Im Juni dieses Jahres kaufte Ovintiv rund 2560 Quadratkilometer Land im Fördergebiet Permasin Basin. Die Flächen grenzen direkt an die eigenen Anbaugebiete. Damit kann die Nutzung der bestehenden Quellen deutlich verbessert werden. Der Deal kostete mehr als 4,2 Milliarden Dollar. Ein Teil wurde durch den Verkauf eigener Aktivitäten finanziert. Ein großer Teil erfolgte über Aktien, die der Verkäufer vereinnahmte.

Der Verkäufer hat das Recht diese Aktien quartalsweise zu platzieren. Und das ist auch der Grund, warum die Aktie in der Auswertung der Profitransaktionen im dritten Quartal ganz oben landet. Die Investoren fackeln nicht lange und absorbieren das erhöhte Angebot. In der Summe hatten sie Aktien im Gegenwert von 982 Millionen Euro gekauft, gut 650 Millionen Dollar stammten aus den Verkäufen des Aktionärs. Die Investmentfirma Dodge & Cox etwa hat mit Aktien für 228 Millionen Dollar die eigene Position auf über 1,3 Milliarden Dollar ausgebaut. Die Verkäufe aus dem Pool halten an. Im November wurden Anteilscheine für rund 420 Millionen Dollar platziert. Allerdings wird das gut von den Investoren aufgefangen. Auch Ovintiv hat eigene Aktien zurückgekauft.

Wenn am Ende der Druck auf die Markttechnik abnimmt, zählen wieder die operativen Fakten. Und Ovintiv konnte durch den Zukauf die Produktion im dritten Quartal nennenswert steigern, der bereinigte Gewinn verbesserte sich um mehr als ein Drittel. Im vierten Quartal und vor allem im ersten Halbjahr 2024 dürfte das Produktionswachstum noch höher ausfallen. Dann können sich die Investments der smarten Investoren auszahlen. Mit wachsenden Erträgen scheint die Aktie mit einem KGV von unter sechs doch sehr niedrig bewertet zu sein.

Börsen-Liebling 3: Atlanta Braves Holdings

Seit Juli ist die Aktie des Baseball-Klubs notiert. Das weckt Interesse. Auch der Baseball-Fan Warren Buffett ist eingestiegen

Besucher früherer Hauptversammlungen wissen, dass Warren Buffett ein großer Baseball-Fan ist. Bei dem traditionellen Game zum Berkshire-Weekend warf er immer den ersten Ball. Nun bildet die Investorenlegende seine Vorliebe auch im Portfolio ab. Berkshire Hathaway hat im vergangenen Quartal für rund acht Millionen Dollar Aktien der Atlanta Braves Holdings erworben. Die Braves sind eines der ältesten Teams im US-Proisport. Seit 1966 spielt die Mannschaft in Atlanta. Die Erfolgsbilanz bilden zahllose Divisions-Meisterschaften und vier World-Series-Titel.

Das Team gehörte seit 1976 dem Medienmogul Ted Turner, landete aber beim Verkauf seines Imperiums bei Time Warner. Der Medienkonzern verkaufte das Team 2007 an Liberty Media. Die Beteiligungsfirma spaltete das Geschäft vergangenen Juli in eine eigene Gesellschaft ab. Zu diesem Zeitpunkt ist Buffett eingestiegen, und er ist nicht allein. Für rund 116 Millionen Dollar haben größere Investoren, die quartalsweise von BÖRSE ONLINE verfolgt werden, in die beiden Aktiengattungen investiert. Und es gibt abseits von Liebhaberei für ein Sportteam auch zwei Gründe, die Aktien ins Depot zu nehmen.

Zum einen ist das Unternehmen recht gut unterwegs. Zum Konzern gehören neben dem Team noch die Sportstätte und eine Reihe von anderen Aktivitäten und Liegenschaften. Haupteinnahmequelle sind die Spiele inklusive der Medienrechte. Hier kam im vergangenen Quartal rund eine viertel Milliarde Dollar herein. Sehr profitabel ist auch die Nutzung der Liegenschaften des Konzerns. Als eigenständige Gesellschaft ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass künftig noch mehr von den Einnahmen unterm Strich hängen bleibt.

Chance Nummer 2 ist eine Übernahme. In der Vergangenheit haben Milliardäre immer wieder Sportklubs erworben. Die Braves sind hier eine besondere Trophäe, der Börsenwert von aktuell umgerechnet 2,1 Milliarden Euro im Fall einer Übernahme wohl deutlich ausbaufähig. An der Börse sind drei Aktiengattungen notiert: A-, B- und C-Aktien. Die C-Aktien haben kein Stimmrecht, die A-Aktien haben einfaches, die B-Aktien zehnfaches Stimmrecht, werden aber nur sehr dünn in den USA gehandelt. Börsenguru Buffett hat die C-Aktien erworben, die hierzulande nicht gehandelt werden. Mit sehr dünnen Umsätzen ist die A-Aktie handelbar. Wer in den USA handeln kann, zieht die billigen C-Aktien vor. Orders müssen streng limitiert werden.

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