Die Wall Street feiert die V-förmige Erholung – doch Charttechnikerin Katie Stockton warnt vor zu viel Euphorie und rät zum taktischen Nachkaufen abseits des Mainstreams.

Exakt drei Monate nach dem Jahrestief vom April hat der S&P 500 ein bemerkenswertes Comeback hingelegt: Fast 25 Prozent Kursplus verzeichnet der Leitindex seither – eine der schnellsten Erholungen aller Zeiten. Doch wie geht es nun weiter? 

Katie Stockton, Gründerin von Fairlead Strategies und bekannte technische Analystin, ordnet im CNBC-Interview die aktuelle Marktlage ein: "Wir haben einen klaren technischen Ausbruch gesehen, den wir als Analysten nicht ignorieren dürfen", erklärt Stockton. 

Zwar habe die Dynamik gegenüber dem initialen Schub im April spürbar nachgelassen, dennoch sei das Momentum insgesamt stark genug gewesen, um die großen Indizes auf neue Höchststände zu treiben. Die Konsequenz für sie: Nicht gegen den Trend stellen – aber auch nicht blind aufspringen.

Tech-Rotation: Mega Caps verlieren an relativer Stärke

Auffällig findet Stockton die Entwicklung rund um die großen Tech-Werte: Während zum Ende des zweiten Quartals offenbar viele Investoren ihre Portfolios mit Gewinneraktien „aufhübschten“, begann direkt zu Quartalsbeginn eine Rotation – weg von den Mega Caps wie Apple, Amazon und Nvidia, hin zu zuvor vernachlässigten, überverkauften Marktsegmenten.

Zwar würden die Tech-Giganten weiter marginal steigen, doch Stockton erwartet, dass sie kurzfristig nicht mehr die Hauptquelle der Marktdynamik bleiben. Auch ein Golden Cross – wie aktuell bei Amazon oder jüngst beim S&P 500 – sei eher ein langfristig bullisches Signal, aber untauglich zur kurzfristigen Markttiming.

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Moderna und Halbleiterausrüster im Fokus

Ein Beispiel für Aktien mit neuem Schwung sieht Stockton etwa im Biotech-Wert Moderna: Das Unternehmen habe zuletzt kurzfristige Widerstände durchbrochen und befinde sich aus technischer Sicht in einer langfristigen Turnaround-Bewegung.

Auch im Halbleitersektor schaut sie gezielt auf Ausrüster wie Applied Materials oder Lam Research, die aus zyklischen Abwärtstrends ausbrechen. Im Gegensatz zu Nvidia – die zwar weiter laufe, aber überkauft sei – könnten diese Nebenwerte von ihren tiefen Ausgangsniveaus profitieren, zumal sie mit einem günstigen technischen Setup in die kommende Berichtssaison gingen.

Insgesamt befinde sich der Markt weiter im Aufwärtstrend, doch die Chancen für Neueinstiege verbessern sich erst nach dem nächsten Rücksetzer. Stocktons Fazit: Aktuell sei Geduld gefragt. Anleger sollten erst die nächsten Kursrückgänge nutzen, um selektiv Qualitätsaktien zu kaufen.

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Infront S&P 500 (WKN: A0AET0)

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