€URO AM SONNTAG: Bayer steht am 26. April eine turbulente Hauptversammlung (HV) bevor, vor allem wegen hoher Rechtsrisiken aus dem Monsanto-Kauf. Sie sind Experte für gute Unternehmensführung, haben Nichtentlastung des Vorstands für das "Desasterjahr 2018" gefordert und wollen nun auch dem Aufsichtsrat und seinem Vorsitzenden Werner Wenning die Entlastung verweigern. Ihr Vorwurf?
CHRISTIAN STRENGER:
Insbesondere die performancemäßig nicht zu rechtfertigende 25-prozentige Erhöhung des Bonus für Vorstandschef Werner Baumann, und dass der Aufsichtsrat weiter auf der Richtigkeit des Monsanto-Kaufs beharrt.

Rückhalt bekommt Ihr Anliegen inzwischen auch von institutioneller Seite. Mit welchem Signal rechnen Sie auf der HV?
Nachdem auch die großen angelsächsischen Stimmrechtsberater ISS und Glass Lewis meinen Antrag unterstützen, dürfte nun eine größere Zahl von Aktionären mit Nein stimmen.

Der aktivistische Investor Elliott macht sich in Deutschland breit und mischt bei einigen Unternehmen bereits kräftig mit, etwa bei Uniper, Thyssenkrupp, Kabel Deutschland, DMG oder Gea. Hat Elliott nach Ihrer Erkenntnis inzwischen auch signifikante Positionen bei Bayer aufgebaut?
Das ist nicht mit Sicherheit anzunehmen. Angesichts der derzeit so unklaren Prozessfolgen werden aktivistische Investoren aber eher abwarten, bis die Schadenersatz-Situation bei Bayer einigermaßen abschätzbar ist.

Der Bayer-Aktienkurs ist abgestürzt, der Ruf schwer beschädigt. Rechnen Sie damit, dass der Konzern jetzt zum Übernahmekandidaten wird?
Angesichts der unklaren Schadenersatz-Situation dürften aktivistische Investoren, wenn überhaupt, erst bei deutlich niedrigeren Kursen Interesse zeigen.