Der Industriekonzern hat ein Kaufangebot für den Stahlbereich. Der indische Konzern Jindal Steel will die Sparte übernehmen. Für die Aktie wäre das ein Befreiungsschlag.

Nach einer langen Durststrecke hat Thyssenkrupp nun einen Lauf. Die Abspaltung der Marinesparte ist in trockenen Tüchern, die Hälfte der Aktien kann schon im Oktober an die Börse kommen. Die restlichen Anteile behält die Mutter. Sie wird dann von steigenden Auftragseingängen, Umsatzverbesserungen und höheren Erträgen profitieren.

Positive Entwicklung bei der Stahlsparte

Nun zeichnet sich auch noch eine positive Entwicklung bei der Stahlsparte, dem großen Sorgenkind der Gruppe, ab. Zum einen haben die Arbeitnehmer einem Sanierungstarifvertrag zugestimmt. Damit ist eine wichtige Hürde zur Sanierung genommen. Der weitere Plan für die Sparte sah vor, die Produktion Richtung grüner Stahl umzubauen. Für dieses Projekt, das einige Milliarden kostet, gibt es staatliche Unterstützung. Allerdings muss der Konzern selbst auch einen Milliardenbetrag aus den Kassen beisteuern.

Dann wäre auch Daniel Kretinsky bereit, seinen Anteil auszubauen. Der tschechische Investor war im April 2024 eingestiegen, hatte 20 Prozent der Aktien gekauft. Geplant war, dass er bei entsprechenden Investitionszusagen und verabschiedeter Kostensenkung nachlegen und seinen Anteil auf 50 Prozent ausdehnen würde. Das hätte zur Folge, dass Thyssenkrupp den Stahlbereich nicht mehr konsolidieren müsste. Doch die Gespräche sind zuletzt ins Stocken geraten.

Kaufangebot von Jindal Steel

Nun ergibt sich eine neue, aus Sicht der Anteilseigner bessere Konstellation. Jindal Steel hat ein unverbindliches Kaufangebot für die Sparte vorgelegt. Preise wurden nicht genannt. Sie sind auch nicht wirklich relevant. Wichtiger ist die Aussage, dass Jindal am Duisburger Standort mehr als zwei Milliarden Euro in die elektrische Infrastruktur mit Lichtbogenöfen investieren würde. Diese Technologie ist nötig, um nahezu ohne Emission von Klimagas Stahl herstellen zu können. Der Konzern wäre außerdem in die Rohstoffversorgung der Inder eingebunden, die ihr Erz aus eigenen Minen in Kamerun beziehen.

Schon einmal hatte Thyssenkrupp versucht, den Stahlbereich an eine indische Gruppe, nämlich Tata Steel, abzugeben. Das scheiterte an zu hohen Auflagen. Nun haben sich die Zeiten geändert. In den USA wurde der Zusammenschluss von US Steel und Nippon Steel genehmigt. Der potenzielle Thyssen-Käufer Jindal ist bei Weitem nicht so bedeutend wie Tata Steel und schon gar nicht in Europa adäquat vertreten. Auch die Arbeitnehmer des Konzerns, die eine wichtige Rolle spielen, stehen dem Deal positiv gegenüber, weil es dem Standort eine Perspektive gäbe.

Entlastung für den Konzern

Für die Essener wäre ein Abschluss wertsteigernd. Zum einen würden sich die nötigen Investitionen in den Bereich drastisch reduzieren. Zum anderen könnte die Sparte bei positiver Entwicklung auch ihren Pensionsverpflichtungen nachkommen, was die Konzernkassen entlasten würde.

Weil die Befürchtungen eines hohen Finanzmittelbedarfs für den Stahlbereich immer noch den Aktienkurs belasten, sollte ein Fortschreiten der Gespräche und der Abschluss eines Deals für Auftrieb sorgen. Nach der jüngsten Aufwärtsdynamik hatte BÖRSE ONLINE den Stoppkurs nachgezogen.

Hinweis: Der Artikel stammt aus der aktuellen Heftausgabe von BÖRSE ONLINE (39/25), die Sie hier finden.

Lesen Sie auch: Thyssenkrupp-Aktie springt auf 5-Jahreshoch! Wie viel Potenzial hat der Industrie-Pionier noch?

Und: Morningstar: Diese 10 billigen Dividendenwachstumsaktien sollten Sie sich nicht entgehen lassen

Thyssenkrupp (WKN: 750000)