Nach Ablauf des ersten Quartals 2021 und nur kurze Zeit nach dem ersten Jahrestag des Ausbruchs der Coronavirus-Krise in der westlichen Welt geben sich die Ökonomen von Goldman Sachs für den weiteren volkswirtschaftlichen Ausblick in 2021 optimistisch. Konkret prognostizieren sei ein starkes, über dem Konsens liegendes globales Wachstum von 6,7 Prozent.

Die hauseigenen Volkswirte bei der US-Investmentbank sind dabei mit Blick auf das Wachstum zuversichtlich gestimmt für die meisten Weltregionen. Wobei der Optimismus unter anderem auch mit der starker monetären Unterstützung in dieser Krise zu tun hat.

Europäische Aktien haben sich im Vergleich zu den USA unterdurchschnittlich entwickelt. Die Strategen von Goldman Sachs erwarten aber in Europa einen starken Gewinnanstieg von 40 Prozent in diesem Jahr. Dazu passe, dass die Gewinnrevisionen seit Jahresbeginn positiv ausgefallen seien und Europa außerdem mit einem hohen Beta zum weltweiten Bruttoinlandsprodukt gut positioniert sei, um vom erwarteten starken Wachstum zu profitieren

Bei den Vermögenswerten bleiben die Strategen generell risikofreudig gestimmt mit einer Übergewichten-Allokation zu Aktien und einer Untergewichten-Einstufung bei Anleihen. Mit Blick auf den STOXX Europe 600 Index, der die 600 größten europäischen Aktien beinhaltet, rechnen die Strategen Peter Oppenheimer und Sharon Bell mit eine Gesamtrendite von mehr als zehn Prozent über die nächsten zwölf Monate hinweg. Diese Haltung hat auch damit zu tun, dass wie bereits angedeutet, Europa besser als andere Regionen positioniert sei, um von einer Erholung des weltweiten Wachstums zu profitieren.

In einer aktuellen Studie hat Goldman Sachs die Top-Kauf- und Verkaufs-Empfehlungen der eigenen Analysten zusammengestellt, von denen man sich eine besondere stark abweichende Kursentwicklung verglichen mit den jeweiligen Vergleichsmaßstäben erwischt. Wir haben die in der Studie enthaltenen Empfehlungslisten durchforstet und daraus fünf DAX-Vertreter herausgepickt. Bei diesem Quintett bewegen sich die Kursziele in der Spitze um 43 Prozent über den aktuellen Notierungen. Nachfolgend mehr zu diesen Goldman Sachs-Favoriten.

Adidas-Aktie



Stark macht sich Goldman Sachs unter anderem für die Aktien von Adidas. Dem Sportartikel-Hersteller traut die US-Investmentbank einen Kursanstieg auf 340,00 Euro zu. Verglichen mit der Schlussnotiz vom Freitag von 277,90 Euro verspricht das einen Anstieg von gut 22 Prozent.

Goldman Sachs sieht Adidas als einen Nutznießer der Wiedereröffnung der europäischen Volkswirtschaften. Außerdem sieht man in dem Titel ein Unternehmen, das während früheren Rohstoffinflationsphasen dem damit verbundenen Druck auf die Inputkosten standhalten konnte.

Außerdem zählt man den Wert zu den europäischen Aktien rund um die digitale Wirtschaft. Gemeint sind damit Vertreter aus dem beobachteten Anlageuniversum, die der digitalen Wirtschaft in Europa ausgesetzt sind.

Der zuständige Analyst Richard Edwards hebt ansonsten als Begründung für seine Kaufempfehlung einen starken Start in das Jahr 2021 für den US-Sportbekleidungsmarkt hervor sowie positive Umsatztrends in der EMEA-Region trotz anhaltender Sperrungen. Aus seiner Sicht unterstützt dies ein starkes Umsatzwachstum von 21 Prozent im ersten Quartal.

In Bezug auf den Ausblick für die Margen hebt Richard die Umstellung des Unternehmens auf ein DTC-basiertes Geschäftsmodell und niedrigere Beschaffungskosten als wichtige positive Faktoren hervor. Er sieht auch weiteres Potenzial durch den Trend zur Casualisierung, der die Verbreitung von Sportbekleidung weltweit in den kommenden Jahren erhöhen werde.

Den Umsatz sieht Richards von 2020 bis 2023 von 19,884 Milliarden Euro auf 24,982 Milliarden Euro steigen. Mit dem Gewinn je Aktie soll es gleichzeitig von 2,14 Euro auf 11,79 Euro nach oben gehen. Das genannte Kursziel von 340,00 Euro auf Sicht von zwölf Monaten unterstellt ein geschätztes KGV von 29 als fair.


Vonovia-Aktie



Bei Vonovia hat Goldman Sachs das Kursziel auf Sicht von zwölf Monaten im Zuge einer Kaufempfehlung auf 83,70 Euro festgelegt. Da der Titel den Xetra-Handel am Freitag mit Kursen von 58,68 Euro beendete, ergibt sich daraus theoretisch die Chance auf einen Anstieg von 42,6 Prozent.

Unter Themenaspekten ist das größte deutsche Wohnimmobilienunternehmen zum einen in einer Liste mit dem Namen EU Green Taxonomy zu finden. Dabei geht es um Unternehmen mit signifikantem Umsatzpotenzial und potenzieller Förderfähigkeit gemessen an den Umweltzielen der EU.

Zum anderen zählt man den Titel zu den nachhaltig wachsenden Unternehmen. Diese Einstufung gilt für Gesellschaften mit einem Umsatzplus von im Schnitt jeweils mehr als fünf Prozent von 2016-2019 sowie von 2019 bis 2022 und die auch für 2020 ein Umsatzwachstum vorweisen können. Im konkreten Fall von Vonovia wird die Zuwachsrate für den zuerst genannten Zeitraum mit zehn Prozent angegeben, für den zweiten Zeitraum mit sechs Prozent und für 2020 mit zehn Prozent. Den Gewinn je Aktie sieht man außerdem von 2019 bis 2022 um durchschnittlich 8,2 Prozent p.a. steigen.

Ansonsten vertraten die zuständigen Analysten in einem Kommentar vom vergangenen Donnerstag zu dem Urteil, in dem das Bundesverfassungsgericht die Berliner Mietpreisbremse und Kappungsgrenze in einem klaren Urteil für verfassungswidrig erklärt, folgende Ansicht: Man glaubt, dass diese Entscheidung neben der Klärung des Kontextes zur Berliner Mietentwicklung auch in gewissem Maße weitere Risiken auf Bundesebene reduziert, indem sie eine klare Linie vorgibt und keinen Präzedenzfall schafft. Man erwartet daher eine positive Auswirkung auf den Handel mit den Aktien der Vertreter aus der Immobilienbranche.

Auch hält man es für denkbar, dass deutsche börsennotierte Vermieter in diesem Zusammenhang einen anderen Ansatz verfolgen könnten. Die Deutsche Wohnen habe jedenfalls durchblicken lassen, dass man beabsichtige, entgangene Mieten zurückzuholen, während Vonovia gesagt habe, dass man nach der Entscheidung nicht beabsichtige, Mieten von bis zu zehn Millionen Euro zurückzufordern.

Dies unterstreiche, dass das Problem, das mit der Mietpreisbremse gelöst werden sollte, immer noch besteht und dass das Umfeld in Berlin in gewissem Maße unsicher bleiben könnte, wobei die Investitionschancen etwas beeinträchtigt werden, wenn die Mieten nicht ohne Risiken erhöht werden können, falls die Mieter höhere Mieten bei Modernisierungen verweigern bzw. sich diese nicht leisten können.

Zu den Hauptrisiken gehören vor diesem Hintergrund eine negativere Auswirkung der zunehmenden Regulierung als erwartet, einschließlich in Bezug auf die neu eingeführte Kohlenstoffsteuer und angesichts des Wahlkontextes im Jahr 2021, und/oder höhere Zinsen als erwartet, sowie ein schwächeres wirtschaftliches Umfeld als erwartet und/oder eine niedrigere Kapitalrendite, mehr Schwierigkeiten bei der Erlangung von Genehmigungen und eine höhere Kosteninflation als derzeit angenommen. Man stuft die Vonovia-Aktie aber dennoch mit Kaufen ein, weil man den Titel ganz einfach für unterbewertet hält.


Deutsche Telekom-Aktie



Bei den Aktien der Deutschen Telekom kann sich Goldman Sachs auf Sicht von zwölf Monaten einen Anstieg bis auf 23,00 Euro vorstellen. Das heißt, laut diesem Ansatz haben die Anteilsscheine des deutschen Telekomkonzerns 42,7 Prozent Luft nach oben, wenn man die Vorgabe mit der Xetra-Schlussnotiz von 16,12 Euro vom Freitag vergleicht.

Die US-Investmentbank führt den Titel in einer Liste mit Aktien mit hohem Wachstum, bei denen die kurzfristigen Cashflows einen erheblichen Teil des aktuellen Aktienkurses ausmachen. Das heißt konkret, es geht um Werte mit Kaufempfehlungen mit einem durchschnittlichen Umsatzwachstum von mindestens fünf Prozent p.a. von 2019-2022. Zudem müssen bei diesen Kandidaten die freien Cashflows vor Zinszahlungen der nächsten vier Jahre (2021E-24E) mindestens 75 Prozent des aktuellen Aktienkurses ausmachen und mindestens 50 Prozent, wenn man die gewichteten durchschnittlichen Kapitalkosten um 200 Basispunkte erhöht.

Auch ist die Deutsche Telekom in der Goldman Sachs-Liste mit europäischen Aktien mit Bezug zur digitalen Wirtschaft zu finden. Das heißt, es geht wie bereits im Abschnitt zu Adidas erklärt um Unternehmen im beobachteten Anlageuniversum, die in Europas digitaler Wirtschaft engagiert sind.

Außerdem verweisen die zuständigen Analysten bei der Begründung für ihre Kaufempfehlung auf die 44-prozentige T-Mobile US-Beteiligung der Deutschen Telekom, die kürzlich ihre mittel- und langfristigen Finanzpläne vorgestellt habe. Das Update unterstütze den branchenführenden Wachstumsausblick der Deutschen Telekom, eine Verdopplung des anteiligen freien Cashflows bis 2023 und einen Anstieg der Kapitalrendite von vier Prozent auf mehr als sieben Prozent bis 2022.

Analyst Andrew Lee erwartet, dass der Glasfaserausbau der Deutschen Telekom bis 2030 rund 65 Prozent der deutschen Haushalte abdecken wird, was über der Abdeckung von rund 50 Prozent liegt, die im Rahmen des aktuellen Investitionsrahmens erreicht werden soll. Trotz höherer Ausgaben für den Glasfaserausbau bietet die Deutsche Telekom seiner Meinung nach immer noch das beste Wachstum in der Branche und einen nahezu dreifachen freien Cashflow über vier Jahre. Trotzdem handele die Aktie im Branchenvergleich mit einem Bewertungsabschlag.

Die Schätzreihe zum Gewinn je Aktie von 2021 bis 2025 gestaltet sich wie folgt: 1,09 Euro, 1,30 Euro, 1,37 Euro, 1,49 Euro und 1,70 Euro. Bei den Dividenden rechnet man gleichzeitig mit folgenden Ausschüttungen: 0,60 Euro, 0,65 Euro, 0,80 Euro, 0,90 Euro und 1,00 Euro.


Bayer-Aktie



Eine bestehende Kaufempfehlung zugunsten von Bayer hat Goldman Sachs mit einem Kursziel auf Sicht von zwölf Monaten von Euro versehen. Das heißt, angesichts von einer Xetra-Schlussnotiz am Freitag von 54,00 Euro müsste der Chemie- und Pharmakonzern um 29,6 Prozent zulegen, um diese Vorgabe zu erreichen.

In den Empfehlungslisten der US-Investmentbank ist Bayer in jener Aufstellung enthalten mit den Unternehmen, die in der Lage waren, dem Druck auf die Inputkosten während früherer Rohstoffinflationsphasen standzuhalten.

Die zuständigen Analysten konstatieren mit Blick auf Bayer ganz allgemein und auch anknüpfend an die Ausführungen des Vorstands bei einem unlängst abgehaltenen Kapitalmarkttag, dass die Gesellschaft weiterhin an dem Ziel festhält, im Crop-Sciences- und Consumer-Health-Geschäft zu einem Wachstum über dem Markt zurückzukehren bzw. dieses beizubehalten. Mit Blick auf den Bereich Pharma sei in dieser Hinsicht erwähnenswert, dass man ab 2025 zu nachhaltigem Wachstum zurückkehren wolle.

Im Großen und Ganzen impliziere Bayers eigene Kernprognose zum Gewinn je Aktie von 7,00-7,50 Euro in der Mitte des Zyklus ein Aufwärtspotenzial im hohen einstelligen Bereich gegenüber den aktuellen Konsensschätzungen für 2024 . Goldman Sachs weist jedoch darauf hin, dass die Investoren Bayer angesichts der enttäuschenden Umsetzungsbilanz der letzten Zeit derzeit als "Show me"-Story sehen.

Obwohl die mittelfristige Prognose Anlass zu Optimismus gebe, glaubt man, dass erst die operative Umsetzung für eine nachhaltige Neubewertung geliefert werden müsse. Erfreulich sei, dass der Ausblick von Bayer bis 2024 und darüber hinaus (im Falle von Pharma) im Wesentlichen zwei größere Sorgen der Investoren adressiere: (1) ob das Crop-Geschäft zu einem branchenführenden Wachstum zurückkehren könne; und (2) die Aussichten für das Pharma-Geschäft von Bayer über 2024 hinaus (und die erwarteten Patentabläufe für Xarelto und Eylea).

In Sachen Umsatz rechnet Goldman Sachs von 2020 bis 2023 mit einem Anstieg von 41,4 Milliarden Euro auf 43,665 Milliarden Euro. Beim Gewinn je Aktie kalkuliert man für den genannten Zeitraum mit einer nur leichten Verbesserung von 6,39 Euro auf 6,57 Euro. Trotzdem gibt sich auf der letztgenannten Basis mit ein geschätztes KGV, das als sehr moderat einzustufen ist.


Daimler-Aktie



Bei Daimler hat Goldman Sachs das Kursziel auf Sicht von zwölf Monaten auf 100,00 Euro taxiert. Da der Titel am Freitag im Xetra-Handel mit Notierungen von 77,39 Euro in das Wochenende ging, heißt dass nichts anderes, als das man dem Wert einen Anstieg von gut 29 Prozent zutraut.

Erwähnung findet der deutsche Autobauer in den Empfehlungslisten von Goldman Sachs unter den Unternehmen mit signifikantem Umsatzanteil an potenziell förderfähigen Umsätzen im Rahmen der EU Green Taxonomy. Das heißt, es geht um Gesellschaften mit Kaufempfehlungen und bei denen die zuständigen Analysten 100 Prozent potenziell förderfähigen Umsätzen gemessen an der EU Green Taxonomy-Agenda sehen.

Die von Daimler am 15. April vorgelegten Quartalsergebnisse sind laut dem verantwortlichen Analysten George Galliers das vierte Mal in Folge positiv ausgefallen. Das angepasste EBIT von Mercedes habe im ersten Quartal die Konsensschätzungen um 26 Prozent übertroffen und habe bei 3,8 Milliarden Euro gelegen, verglichen mit seiner eigenen Schätzung von 3,0 Milliarden Euro, was einer Marge von 14,3% entspreche. Das angepasste EBIT für Trucks habe mit 518 Millionen Euro ebenfalls über seien Erwartungen von 466 Millionen Euro gelegen, was auf Konzernebene mit einem angepassten EBIT von 5,0 Milliarden Euro (Goldman Sachs-Schätzung 4,0 Milliarden Euro) zu einem Anstieg von 25 Prozent geführt habe.

Die starke freie Casshflow-Generierung habe sich fortgesetzt - das Unternehmen habe einen angepassten industriellen freien Cashflow von 2,8 Milliarden Euro (Goldman Sachs-Schätzung 984 Millionen Euro gemeldet und auf ein effektives Working Capital Management verwiesen. Laut dem Daimler-Vorstandsvorsitzenden würden die konsequenten Bemühungen des Unternehmens, die Gewinnschwelle zu senken, zunehmend sichtbar werden.

Daimler werde am 23. April die vollständigen Quartalsergebnisse vorlegen - Galliers glaubt, dass der Fokus darauf liegen wird, ob das Unternehmen zu diesem Zeitpunkt die Prognose für die EBIT-Marge von Mercedes erhöht. Um das obere Ende der bestehenden Spanne von acht bis zehn Prozent zu erreichen, müssten die Margen von Mercedes in den letzten neun Monaten angesichts der vorgelegten Ergebnisse bei 8,6 Prozent liegen. Beides erscheine konservativ angesichts der heutigen Profitabilität und keiner Anzeichen für eine Abschwächung in den Schlüsselmärkten, obwohl man anerkenne, dass die Unsicherheit in Bezug auf die Halbleiterversorgung und Sperrungen in Europa anhalte.

Die Schätzungen zum Umsatz sehen von 2020 bis 2023 eine Verbesserung von 154,309 Milliarden Euro auf 181,967 Milliarden Euro vor. Die Prognosen zum Gewinn je Aktie gehen gleichzeitig von einem Anstieg von 3,39 Euro auf 11,91 Euro aus. Das heißt, auf letztgenannter Basis bewegt sich das geschätzte KGV bei 6,5.