Nach monatelangen internen Streitigkeiten sind beim Kölner Motorenbauer Deutz die Spitzen von Vorstand und Aufsichtsrat ausgetauscht worden. Vorstandschef Frank Hiller musste das Unternehmen verlassen, Aufsichtsratschef Bernd Bohr den Vorsitz im Gremium abgeben. Nachfolger an der Vorstandsspitze des SDAX-Konzerns ist der bisher Finanzchef Sebastian Schulte. Der 43jährige war erst im vergangenen Jahr zu Deutz gekommen - und kennt sich nicht nur mit Spitzenpositionen in der Wirtschaft aus. Der gebürtige Wiesbadener war 2006 Ruderweltmeister und gehörte von 2001 bis 2007 zur Stammbesatzung des Deutschland-Achters. Nach Wirtschaftsstudium und Promotion in Cambridge war Schulte unter anderem Finanzvorstand bei Thyssenkrupp, bevor er 2021 zu Deutz kam. Der neue Aufsichtsratschef, der frühere Audi-Vorstand Dietmar Voggenreiter, bezeichnete Schulte als "Teamplayer". Er soll nun die "profitable Transformation des Konzerns hin zu einem führenden Anbieter klimaneutraler Mobilitätslösungen" umsetzen.

"Diese Strategie ist richtig und wichtig für Deutz", sagte Schulte jetzt gegenüber boerse-online.de. Man habe diese Strategie im neuen Green Segment bereits im vergangenen Jahr gemeinsam im Vorstand erarbeitet.

"Wir müssen bei der Umsetzung aber schneller und besser werden", forderte der neue Deutz-Chef. "Wir werden alternative Antriebe mit Elektro- und Wasserstoffmotoren bis hin zu Brennstoffzellen mit Nachdruck weiter verfolgen."

Der Transformationsdruck bei dem Kölner Unternehmen sei zwar nicht so hoch wie in der Autoindustrie, aber er werde auch bei den Motoren für Baumaschinen, Landwirtschaft und Schiffen stärker werden. Dabei dürften die klassischen Motoren jedoch nicht auf der Strecke bleiben. "Unser Ziel ist es, dass bis 2030 die Hälfte unseres Umsatzes mit Antrieben erwirtschaftet wird, die ohne fossile Brennstoffe auskommen. Das müssen wir schaffen", so Schulte.

Zu den anhaltenden Materialengpässen, unter denen auch Deutz leidet, sagte Schulte, diese Knappheiten seien ja keine neue Situation. "Das begleitet uns schon fast das gesamte letzte Jahr über. Von daher haben wir gelernt damit umzugehen."

ehr