Wie viel Staat verträgt eine Volkswirtschaft? Je weniger, desto besser, denken überzeugte Marktwirtschaftler. Dass hohe Steuerquoten und engmaschige soziale Netze clevere Geschäftsideen nicht verhindern, beweisen jedoch die nordischen Länder.

Die französische Business School Insead, die Cornell University und die Vereinten Nationen messen anhand zahlreicher Kriterien jedes Jahr die Innovationsfähigkeit von etwa 130 Ländern. Die nordischen Staaten finden sich in der Tabelle regelmäßig weit vorn: Im Jahr 2017 schaffte Schweden Platz 3, Finnland Platz 7, Dänemark arbeitete sich auf Platz 8 vor und Norwegen belegte Platz 22. "Die Regierungen investieren viel in Bildung, die Arbeitskräfte sind daher hoch qualifiziert", begründet Fondsmanager Johan Stein unter anderem das gute Abschneiden. Stein managt den Parvest Equity Nordic Small Cap. Der Fonds investiert in Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von rund 500 Millionen Euro. Seit Jahresanfang erzielte er ein Plus von sechs Prozent. Auf Sicht von drei Jahren schaffte er 49 Prozent.

IPOs bereichern den Kurszettel



Die hohen Innovationsrankings führt Manager Stein zudem auf die engen Verbindungen zwischen Industrie und Wissenschaft zurück. An Anreizen, sich anzustrengen, fehle es Universitätsmitarbeitern jedenfalls nicht. "In Schweden beispielsweise können sie ihre Forschungsergebnisse als eigenes Patent anmelden und vermarkten", sagt Stein.

Ein weiterer Punkt kommt hinzu. In den nordischen Staaten leben gerade mal 27 Millionen Menschen. Der Binnenmarkt sei daher für die Unternehmen zu klein. Um zu wachsen, müssten sie mit klugen Produkten oder Dienstleistungen auch kontinuierlich global überzeugen. Das finnische Entertainment-Unternehmen Rovio oder der schwedische Streamingdienst Spotify feiern international Erfolge. Stein traut einer ganzen Reihe nordischer Small-Cap-Firmen eine ähnlich gute Entwicklung zu. Doch dazu bedarf es Kapital. Das beschaffen sich die Unternehmen meist an der Börse. Im vergangenen Jahr ließen sich 150 Unternehmen neu listen. Im laufenden Jahr haben bereits 70 Firmen den Sprung auf das Parkett gewagt. Stein prüft die Börsenneulinge sehr genau. Stimmt der Preis und verspricht das Unternehmen über einen längeren Zeitraum Gewinne zu erzielen, steigt er ein.

Minisatelliten und Frauen



Aktuell findet sich im Portfolio des Parvest Equity Nordic Small Cap beispielsweise GomSpace. Der dänisch-schwedische Konzern produziert unter anderem zehn Kilo wiegende Minisatelliten, die die Positionen von Schiffen ermitteln oder aber Daten zur Vorhersage von Naturkatastrophen sammeln und weiterleiten können. Die Nachfrage nach den Produkten ist groß. GomSpace steigerte im zweiten Quartal dieses Jahres den Umsatz um 76 Prozent. Das Management verfolgt ehrgeizige Pläne. Statt wie aktuell pro Woche, will das Unternehmen künftig einen Satelliten pro Tag produzieren.

Aus einem Anlageuniversum von 1000 Werten hat Stein auch Climeon ausgewählt. Das Unternehmen gewinnt aus niedrigen Temperaturen sauberen Strom. "Die Bewertungen sind attraktiv, das Gewinnmomentum weiterhin stark, begründet der Manager den Kauf. Von Climeon überzeugt ist auch Richard Branson, der sich mit seiner Firma Virgin Voyages an Climeon beteiligt.

Erfolge in einer ganz speziellen Nische erzielt G5 Entertainment. Die Schweden entwickeln und offerieren Onlinespiele insbesondere für Frauen. "Supermarket Media" bietet dem weiblichen Geschlecht die Chance, einem gut aussehenden virtuellen Bürgermeister zu helfen, die Wirtschaft in seiner Stadt zu fördern. "Vor allem in Japan und den USA hat das Spiel Fans", weiß Stein.