Ein Investment in chinesische Aktien ist so eine Sache. Die Story klang dank der hohen Wachstumsraten im Reich der Mitte schon immer überzeugend. Doch in den vergangenen Jahren konnte der chinesische Aktienmarkt allgemein den großen Erwartungen nie gerecht werden. Im Grunde genommen gilt alles das auch für die chinesischen Autoaktien. Deren Kurse stehen im Regelfall längst nicht dort, wo man sie angesichts des strammen Wachstums auf dem Heimatmarkt erwarten würde. Auch in diesem Jahr tat sich der Sektor lange schwer. Das hatte in diesem Fall mit der Sorge vor einer nachlassenden Wachstumsdynamik zu tun. Denn solche Phasen gingen laut JP Morgan in der Vergangenheit oft mit einer Kontraktion bei den Bewertungen der Autoaktien einher.

Zuletzt haben sich die Kurse in dem Segment aber wieder etwas belebt. Das dürfte mit der bereits erfolgten Bewertungskontraktion zu tu haben, aber auch damit, dass sich der Automarkt besser schlägt als befürchtet. So stieg im Mai die Zahl der verkauften Passagierfahrzeuge um 13 Prozent auf 1,6 Mio. Einheiten, woraus sich für das Gesamtjahr bisher ein Plus von elf Prozent ergibt. Dazu passt auch die jüngste Entscheidung von JP Morgan, die Jahresprognose für das Absatzplus von sieben Prozent auf neun Prozent für 2014 zu erhöhen und von sechs Prozent auf sieben Prozent für 2015. Wobei die Analysten dort mit ihrer Prognose noch immer unter dem Marktkonsens für 2014 von plus gut 10 Prozent liegen.

Die Rahmendaten sind somit so schlecht nicht, allerdings ist mit Blick auf die heimischen Anbieter deren schweren Stand gegenüber den ausländischen Anbietern zu bedenken. Bei den Chinesen sind die Fahrzeuge ausländischer Produzenten einfach beliebter, was sich auch an den Absatzzahlen im Mai zeigt. Die Verkaufszahlen von Produzenten wie Great Wall, Geely, BYD und Chery sanken um zwölf Prozent und laut Barclays verringerte sich im Jahresvergleich ihr Marktanteil um 280 Basispunkte. Dennoch gibt es einige Aktien chinesischer Branchenvertreter, die langfristig interessant sein könnten. Zu ihrer Gunsten spricht dabei vor allem eine günstige Bewertung. Wir stellen nachfolgend drei Titel vor, bei denen genau das der Fall ist.

Chinesische Autoaktie Nummer eins: Geely Automobile Holdings Ltd. (WKN: A0CACX, 0,255 Euro)

Der erste Titel, der hier besprochen wird, ist Geely Automotive. Dahinter steckt der größte unabhängige chinesische Autohersteller, der im Vorjahr einen Umsatz von 4,6 Milliarden Dollar erzielt hat. Was den Aktienkurs angeht, so ist dieser Wert ein gutes Spiegelbild dafür, wie es allgemein um die chinesischen Autoaktien bestellt ist. Denn schon seit Jahren geht es hier nur volatil seitwärts mit der Notiz. Dabei ist es 2013 gelungen 549.469 Fahrzeuge abzusetzen, was auf Sicht von fünf Jahren einer durchschnittlichen Wachstumsraten von 22 Prozent entspricht.

Das ist eine vorzeigbare Wachstumsstory, die allerdings in diesem Jahr einen Dämpfer erhalten dürfte. Im Mai sank die Zahl der verkauften Einheiten jedenfalls um 26 Prozent und für die ersten fünf Monate des laufenden Jahres stieg ein Minus von 32 Prozent zu Buche. Damit der Aktie bessere Zeiten winken, muss dieser Negativtrend gestoppt werden. Mit neuen Modellen kann das auch durchaus klappen. Als Hoffnungsträger entpuppt sich zudem der übernommene schwedische Autobauer Volvo. Dieser befindet sich in China im Aufwind und der gesamte Konzern sollte von einer gemeinsamen Produktionsplattform profitieren.

Im Ausland lässt das Image von Geely zwar natürlich noch zu wünschen, aber in Märkten wie Russland, Ägypten, Ukraine und Saudi Arabien ist man immerhin die Nummer eins unter den dort präsenten chinesischen Autobauern. Interessant ist übrigens auch noch, dass das Unternehmen im Vorjahr mit 2.718 Patentanmeldungen in dieser Hinsicht aktiver war als Daimler mit gut 2.500 Patenten. Aus Anlegersicht ist hier aber vor allem die Bewertung wichtig. Diese bewegt sich für 2014 bei moderaten 7,13 und dürfte dank steigender Gewinne für 2015 sogar noch etwas tiefer liegen.

Chinesische Autoaktie Nummer zwei: Baoxin Auto Group Ltd. (WKN: A1JQKV, 0,606 Euro)

Wie bereits erwähnt haben chinesische Autobauer auf dem Heimatmarkt nicht immer den besten Ruf. Mit Imageproblemen haben auch oft Autohändler zu kämpfen. Doch das ist wegen teilweise fragwürdiger Verkaufspraktiken ein weltweites Phänomen. Was China selbst angeht, sollte man annehmen, dass vor allem die Geschäfte bei den Verkäufern von Luxus-Fahrzeugen gut laufen. Bei der Baoxin Auto Group, die unter anderem Autos der Marke BMW verkauft und insgesamt über 19 verschiedene Vertriebslizenzen verfügt, hat das in den vergangenen Jahren allerdings nicht zu entsprechenden Kursgewinnen geführt. Die Aktie steckt vielmehr in einem Seitwärtstrend fest.

Auch in diesem Jahr kam die Notiz noch nicht voran, obwohl der Umsatz im Vorjahr um 66,3 Prozent gestiegen ist und der Bruttogewinn sogar um 84,5 Prozent. Auch der Gewinn je Aktie verbesserte sich um 39,3 Prozent. Die lethargische Aktienkursentwicklung hat vielleicht auch mit der Sorge der Anleger vor Maßnahmen der Regierung gegen die Korruption zu tun. Aber entscheidend bremsen sollte das die Geschäftsaussichten nicht. Zumal Baoxin nicht nur landesweit noch viel Wachstumspotenzial hat, sondern zudem auch das Reparaturgeschäft zunehmend an Bedeutung gewinnt. Die Citigroup rechnet hier in diesem Jahr jedenfalls mit einem Umsatzplus von 30 Prozent.

Konzernweit rechnet die Ratingagentur Moody's in diesem und im kommenden Jahr mit einem Umsatzplus von jeweils rund 15 Prozent. Die Aktie des 1999 gegründeten Unternehmens, das seit Dezember 2011 an der Hongkonger Börse gelistet ist, ist auf Basis der Analystenschätzungen für 2014 mit einem KGV von 9,2 ausgestattet. Können die Wachstumspläne erfolgreich umgesetzt werden, lässt das Raum für Kursgewinne von rund zehn Prozent p.a. in den nächsten 24 Monaten.

Chinesische Autoaktie Nummer drei: China Zhengtong Auto Services Holdings Ltd. (WKN: A1CTTQ, 0,397 Euro)

In einer ähnlichen Ausgangslage wie Baoxin befindet sich China Zhengtong Auto Services Holdings Ltd.. Auch dieser Autohändler wurde 1999 gegründet und ist stark im Luxussegment tätig. Allerdings tummelt man sich über den Verkauf von Modellen von Nissan, Buick, Hyundai, Honda und Chevrolet auch im Mittelklassesegment und die Citigroup rechnet hier im Reparaturgeschäft mit 20 Prozent nur mit einem geringeren Zuwachs als bei Baoxin.

Im Vorjahr steigerte Zhengtong den Umsatz um 7,9 Prozent, eine Steigerungsrate, die Moody´s auch 2014 und 2015 für möglich hält. Der Gewinn je Aktie kam im Vorjahr um gut 38 Prozent voran. Dennoch sich die Aktienkursentwicklung hier sogar noch etwas dürftiger aus als bei Baoxin. Geht es nach den Analysten der Citigroup, dann soll es mit der Performance aber demnächst besser laufen. Sie veranschlagen das Kursziel für den seit Dezember 2010 an der Hongkonger Börse gelisteten Wert auf 5,30 Hongkong-Dollar. Bei Zielerreichung würde das gemessen am aktuellen Kurs von 4,27 Hongkong-Dollar nennenswertes Potenzial bieten.

Diese optimistische Kursprognose basiert dabei vor allem auf Bewertungsüberlegungen. Mit einem Konsens-KGV für 2014 von 7,2 ist diese so tief, dass darin bereits etliche Risiken eskomptiert sein dürften. Dem ist zwar grundsätzlich zuzustimmen, zu beachten ist aber, dass die Charttechnik wie bei den meisten chinesischen Aktien auch bei den Titeln aus dem Autosektor nicht wirklich ermutigend aussieht und weil die Charttechnik wertvolle Signale für die Aktienanlage liefert, dämpft das etwas den positiven Eindruck, der sich durch die moderaten Bewertungsrelationen ergibt.