Wenn Ralf Dieter Ende des Jahres seinen Sessel räumt, blickt der Vorstandsvorsitzende des deutschen Anlagen- und Maschinenbauers Dürr auf eine erfolgreiche Zeit zurück. In den letzten 16 Jahren unter seiner Regie ist der Aktienkurs der Gesellschaft um mehr als 600 Prozent gestiegen, an der Börse ist das Unternehmen heute knapp 2,6 Milliarden Euro wert. Auf den 60-Jährigen folgt ab Januar 2022 Jochen Weyrauch, der bereits seit 2017 im Vorstand des MDAX-Unternehmens sitzt. Blickt man auf die eigentliche Laufzeit des derzeitigen Arbeitspapiers bis Juni 2023 mag die Übergabe des Stabs durch den aktuellen Vorstandschef zum Jahreswechsel zwar überraschen, der Zeitpunkt scheint dennoch ideal. Die zwischenzeitliche Krise hat Dürr hinter sich gelassen und steht heute so gut wie lange nicht mehr da.

Schon vor der Pandemie hatte der Konzern aus Bietigheim-Bissingen mit Problemen im operativen Geschäft zu kämpfen, die einen größeren Umbruch notwendig machten. Im Corona-Jahr 2020 brachen die Erlöse von 3,92 Milliarden auf 3,33 Milliarden Euro ein, beim Nettoergebnis lief ein Verlust von 16 Millionen Euro auf. Mittlerweile ist Dürr jedoch auf seinen profitablen Wachstumspfad zurückgekehrt.

Für die ersten sechs Monate des laufenden Geschäftsjahres meldete der Konzern einen Auftragsrekord in Höhe von 2,11 Milliarden Euro, im Gesamtjahr soll es ebenfalls eine neue Bestmarke von mehr als vier Milliarden Euro geben. Schon im Sommer konnte die Gesellschaft ihre Gesamtjahresprognose deutlich anheben.

Dabei ist die Erholung im operativen Geschäft zu einem guten Teil auf den 2014 übernommenen Hersteller von Holzverarbeitungsmaschinen Homag zurückzuführen, der zuweilen schon als Sorgenkind innerhalb des Konzerns galt. Zu den Kunden von Homag zählen in erster Linie Möbelhersteller, die dank des Trends zur Modernisierung der eigenen vier Wände eine hohe Nachfrage verzeichnen. Darüber hinaus profitiert Dürr vor allem aber auch von der Erholung des Automobilsektors, den das Unternehmen etwa mit Lackieranlagen beliefert und der noch immer mehr als die Hälfte des Konzernumsatzes beisteuert.

Bereits im kommenden Jahr soll der Anlagenbauer Analystenschätzungen zufolge das Vorkrisenniveau des Jahres 2019 wieder übertreffen. Für die Folgejahre sind weitere Zuwächse wahrscheinlich, zusätzliches Potenzial sieht man auch im Bereich der Medizintechnik.

Kurzfristig verspricht vor allem der für den 4. November angekündigte Bericht zum dritten Quartal Spannung. Zum letzten Mal wird Vorstand Ralf Dieter das Zahlenwerk des MDAX-Titels präsentieren - es wäre eine günstige Gelegenheit, sich mit einem starken Ausblick von den Aktionären zu verabschieden.

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