Von 3. bis 5. Juni ist es wieder so weit: Zehntausende Musikfans verwandeln den Nürburgring im rheinland-pfälzischen Adenau in eine einzigartige Party-Location. Nach zweijähriger Corona-Pause kann das traditionsreiche Rockfestival Rock am Ring endlich wieder stattfinden. Ähnlich sieht es in diesem Jahr bei anderen Großveranstaltungen aus. Dank rückläufiger Infiziertenzahlen fallen immer mehr Beschränkungen, sodass Großevents wie Festivals wieder weitestgehend regulär ablaufen können.

Wer Rock am Ring live vor Ort erlebt, hat sein Ticket womöglich bei CTS Eventim erworben. Das Unternehmen mit Sitz in München vertreibt die Tickets für das Festival. Andere Events veranstaltet das Unternehmen auch selbst. Dafür betreibt CTS Eventim beispielsweise die bekannte Freiluft-Location Waldbühne Berlin. Sowohl der Betrieb eigener Veranstaltungen als auch der Ticketverkauf haben durch Corona stark gelitten. Entsprechend hoffnungsvoll blickt die gesamte Branche auf den nun beginnenden Sommer und eine Wiederbelebung des Event- und Festivalgeschehens. Mit dem Slogan "Festival Fever" eröffnete das Unternehmen Eventim jüngst offiziell den Festivalsommer 2022.

Die Zahlen von CTS Eventim zum ersten Quartal zeigten: Die Euphorie der Branche scheint gerechtfertigt. Wenig überraschend stiegen die Umsätze in den Segmenten "Ticketing" und "Live Entertainment" verglichen mit dem Vorjahreszeitraum signifikant. Konzernweit setzte das Unternehmen mit rund 139 Millionen Euro fast siebenmal so viel um wie noch in dem durch die Pandemie geprägten Vorjahreszeitraum. Weiterführend gab CTS Eventim bekannt, dass die Ticketverkäufe im April und Mai bisher auch deutlich über dem Niveau des gleichen Zeitraums aus dem Rekordjahr 2019 liegen. Der bisherige Jahresverlauf gibt also Grund für Zuversicht.

Aufgestaute Nachfrage

Davon kann auch der US-Konkurrent Live Nation Entertainment mit Tochterunternehmen wie Ticketmaster profitieren. Eigenen Angaben zufolge hatte Live Nation Ende April bereits mehr als 70 Millionen Eintrittskarten für Shows in diesem Jahr verkauft, 36 Prozent mehr als zum gleichen Zeitpunkt im Vorkrisenjahr 2019. Die Branche profitiert nun von einer aufgestauten Nachfrage nach Live-Erlebnissen, viele Menschen sehnen sich danach, wieder Events vor Ort zu genießen, und sind bereit, dafür auch tiefer in die Tasche zu greifen. Die US-Bank JP Morgan schätzt, dass ökonomische Faktoren wie Inflationsrisiken dabei nicht so stark belasten. Die Flexibilität bei der Preisgestaltung - beispielsweise Preise für bessere Plätze anzuheben und für Plätze der unteren Kategorien zu senken - sei ein wirksames Instrument gegen die Auswirkungen eines wirtschaftlichen Abschwungs.

Nichtsdestoweniger hat die Branche auch mit gestiegen Ausgaben zu kämpfen. Nach Ansicht der Experten von JP Morgan werde die erwartete Kostenzuname jedoch deutlich geringer ausfallen als der Anstieg des durchschnittlichen Umsatzes. Unternehmen können die gestiegen Kosten also an Kunden weitergeben. Nach zwei fatalen Jahren stehen die Zeichen so wieder auf mehr Gewinn. Neben einem großen Verlangen der Konsumenten sieht ein Analyst auch Aufholeffekte aufseiten der Künstler: "Viele konnten während Corona kaum etwas machen, es gibt also auch dort eine hohe Motivation." An Auftritten sollte es absehbar nicht mangeln.

Nachholen kein Problem

Mit dieser Motivation werden momentan oft noch Veranstaltungen nachgeholt, die durch Corona verschoben werden mussten. Karten dafür hatten Kunden teils vor Monaten oder Jahren erworben. Entsprechend nahmen Betreiber wie CTS Eventim bereits Geld für Karten ein, haben mitunter jedoch jetzt erst die Kosten für die Durchführung der Veranstaltung. Das Ticketing-Geschäft dürfte dadurch aber nicht betroffen sein, manche erwarten stattdessen hier für das zweite Halbjahr sogar einen Rekord.

Für den Geschäftsbereich der Organisation und Durchführung von Veranstaltungen sehen Branchenkenner ebenfalls keine größere Problematik durch die nachgeholten Veranstaltungen. Zwar werde das Neugeschäft dadurch etwas eingeschränkt, jedoch würden die Betreiber nun eben die Cash-Bestände aufwenden, die sie in den vergangenen Monaten angesammelt hätten.

Vorsichtiger Optimismus

Diese Reserven in Kombination mit einer hohen Nachfrage von Kunden und Künstlern nach Live-Erlebnissen sorgen für Optimismus in der Branche. Im Rahmen der Zahlenvorlage zum ersten Quartal äußerte sich Eventim-Geschäftsführer Klaus-Peter Schulenberg: "Endlich beleben sich Konzertsäle und Festivalgelände wieder. Der starke Jahresauftakt gibt uns allen Grund zur Zuversicht, dass wir in diesem Jahr einen kraftvollen Neustart des Live-Geschäfts erleben." Trotz Euphorie bleibt die Unsicherheit bezüglich möglicher Einschränkungen durch die Pandemie bestehen. Im Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr verweist das Unternehmen auf eine mögliche neue Corona-Welle im Herbst. Daher sieht sich der Vorstand aktuell nicht in der Lage, eine konkrete Prognose für 2022 abzugeben.

INVESTOR-INFO

CTS Eventim

Mit Locations und Olympia

Eventim verfügt über beliebte Event-Locations und verkauft Tickets sowohl stationär als auch online. Unter anderem liefert das Unternehmen zusammen mit France Billet die Ticketing-Software und verbundene Dienstleistungen für die Olympischen Spiele 2024 in Paris. Die starke Aufstellung macht den MDAX-Wert zur guten Wahl, um auf eine Erholung der Event- und Festivalbranche zu setzen. Nicht günstig, aber aussichtsreich.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 72,50 Euro
Stoppkurs: 50,00 Euro

Live Nation Entertainment

Riese mit breitem Angebot

Der weltgrößte Ticketvertreiber bietet neben Konzerten und Festivals auch Ticketdienste für Sportfranchises, Clubs oder Museen und kann dadurch von fallenden Beschränkungen bei Events überproportional profitieren. Nach Bloomberg-Informationen verkauft Live Nation jährlich mehr als 485 Millionen Tickets und zeigt sich für das laufende Jahr optimistisch. Die Aktie ist, beispielsweise im Vergleich zu CTS Eventim, hoch bewertet.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 95,00 Euro
Stoppkurs: 68,00 Euro