In der abschließenden vierten Woche der Videokonferenz-Reihe "Fonds im Fokus" diskutierten diesmal Experten von BLI - Banque de Luxembourg Investments und KanAm Grund mit den Fondsanalysten von FondsConsult Research aktuelle Strategien und Entwicklungen an den Kapitalmärkten.

BLI: Vermögensverwaltung auf Basis starker Überzeugungen


Dienstag, der 7 Juli: Michael Wimmer, Senior-Analyst von FondsConsult Research interviewt Guy Wagner, Managing Director der Banque de Luxembourg Investments S.A..

Guy Wagner, Fondsmanager des BL Global Flexible EUR, erläutert in klaren Worten das Konzept seines Fonds: Der BL Global Flexible EUR ist als vermögensverwaltender Fonds ausgelegt. Er investiert in vier Anlageklassen - Edelmetalle, Kasse, Bonds und Aktien. Wobei der Fonds nicht direkt in Rohstoffe investiert, sondern vor allem in Aktien von Royalty-Firmen. Das sind Unternehmen, die nicht selbst Rohstoffe abbauen, sondern Minenunternehmen den Abbau finanzieren - und im Gegenzug das Recht erhalten, einen Teil oder die gesamte Produktion der Mine zu einem festgelegten Preis zu kaufen. Das sind sehr effiziente Unternehmen, die mit geringem Sach- und Personalaufwand vergleichsweise hohe Renditen erwirtschaften.

Im Bereich der Bonds bleibt der Fonds bei Staatsanleihen, die auf der einen Seite zwar ein Stabilitätsanker sind, auf der anderen Seite aber natürlich auch mit den aktuell niedrigen Zinsen und den damit verbundenen niedrigen Renditen zu kämpfen haben. Als Ausweg sieht Wagner insbesondere langlaufende US-Staatstitel, die noch ausreichend Rendite bieten. Guy Wagner, der den Fonds seit dessen Auflage im April 2005 managt, hat große Freiheiten bei der Asset Allocation. Er kann den Aktienanteil auf 25 Prozent herunter- und auf bis zu 100 Prozent hochfahren.

Auf der Aktienseite geht es ihm darum, einen passenden Mix aus Qualitätstiteln zu vernünftigen Preisen zu finden. Sein Ansatz: Er meidet Unternehmen und Branchen, die nur schwer zu bewerten sind - wie beispielsweise Versicherungen und Banken - und investiert stattdessen überwiegend in nur fünf Branchen: Industrie, Technologie, Gesundheitswesen, zyklische und nichtzyklische Konsumwerte.

Guy Wagner, Managing Director bei BLI - Banque de Luxembourg Investments. Hier geht's zum Interview.

Die aktuellen Bewertungen, so Wagner, seien derzeit allerdings mit Vorsicht zu genießen. Die Börsenkurse seien vor allem durch die hohe Liquidität und weniger durch fundamentale, realwirtschaftliche Faktoren getrieben. Beim Risikomanagement des Portfolios sei deshalb vor allem gesunder Menschenverstand gefragt. Der Fonds habe zwar in den vergangenen Jahren sowohl bei der Performance als auch bei der Volatilität deutlich besser abgeschnitten als der Durchschnitt seiner Peergroup. "Es ist jedoch schwierig, jetzt auf die Vergangenheit zurückzublicken und zu sagen, dieses Risiko-Rendite-Profil können wir auch in Zukunft so hinbekommen. Die ehrlichste Antwort ist eigentlich: Man weiß es nicht", so Wagner.

Angesprochen darauf, welche Einsatzmöglichkeiten bei welchem Kundenklientel Wagner für seinen Fonds sieht, hat der Fondsmanager eine klare Meinung: "Es ist de facto eine Vermögensverwaltung in einen Fonds verpackt. Das heißt, man kann ihn natürlich als Beimischung zu einem anderen Portfolio ergänzen. Verschiedene institutionelle Anleger nutzen den Fonds, indem sie ihn mit anderen ähnlichen flexiblen Mischfonds verbinden, die vielleicht teilweise eine andere Strategie fahren und hoffen dadurch, ihre Risiko-Rendite-Profil zu verbessern. In der Mehrzahl sehe ich jedoch bei vielen privaten Anlegern, auch teilweise die Kunden der Bank Luxemburg, dass sie einen großen Teil ihres Vermögens in diesen Fonds investieren. Es ist eine Asset-Allokation zwischen Aktien, Anleihen, Gold. Innerhalb der Aktien ist der Fonds sowohl in Europa, Nordamerika, Asien und Lateinamerika investiert. Das leistet ja eigentlich eine klassische Vermögensverwaltung, nur dass man diese Vermögensverwaltung in diesem Fall innerhalb eines einzigen Fonds hat", so Wagner.

KanAm Grund: Vom Wachstum der Metropolen nachhaltig profitieren


Mittwoch, der 8. Juli: Rüdiger Sälzle, Geschäftsführer von FondsConsult Research, unterhält sich mit Heiko Hartwig, Managing Director, KanAm Grund Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH, über den Immobilienmarkt und die Anlagephilosophie des Immobilienfonds LEADING CITIES INVEST. Einstiegsthema des Gesprächs ist Rüdiger Sälzles Annahme, dass sich der Büroimmobilienmarkt demnächst wohl stark verändern werde. Das Arbeiten im Homeoffice habe sich durchgesetzt, Büroimmobilien würden in Zukunft wohl weniger gebraucht. Das sieht Heiko Hartwig ganz anders. Er verweist zum einen auf eine nach wie vor steigende Nachfrage nach hochwertigen Immobilien in guten Lagen. So betrage selbst in München Innenstadt die Leerstandsquote gerade einmal 1,8%. Es gebe in sehr guten Langen eben kaum verfügbare Flächen. Das sei ein Stabilitätsfaktor.

Zum anderen sei der Hype um Homeoffice-Arbeitsplätze übertrieben. "Die Menschen, mit denen ich rede, sagen, dass sie froh sind, wenn sie wieder ins Büro gehen können", so Hartwig. Arbeit habe viele Facetten. Projektteams müssen sich - im wahrsten Sinne des Wortes - finden. Im Vertrieb müsse man sich in die Augen sehen. Es passiere viel in der zwischenmenschlichen Kommunikation, das weit über den Austausch von Informationen hinausgeht. Geht es um die Entwicklung des Büromarkts in den Innenstädten, seien andere Faktoren viel entscheidender, zum Beispiel wie Mitarbeiter zu ihren Büros kommen könnten, Stellflächen für Fahrräder, Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, Tiefgaragen. Und auch die Nutzung der Immobilien und die damit verbundenen Herausforderungen an die Gestaltung der Innenräume seien wichtige Themen.

Flexibel gestaltbare Konferenzräume, gegebenenfalls Umkleiden und Duschen für diejenigen, die mit dem Fahrrad zur Arbeit kämen, seien da nur zwei Beispiele. Der Anspruch an Büroimmobilien ändere sich. So ziehe die Gesellschaft KanAm Grund derzeit selbst aus dem Messeturm in Frankfurt aus, da dessen Architektur mit einem sehr platzraubenden Aufzugkern in der Mitte des Turmes nicht mehr zeitgemäß sei und zudem wenig Gestaltungsspielräume für die Büros ließe. "Vor zehn Jahren war der Messeturm vielleicht noch schick. Heute ist er einfach nur teuer", so Hartwig.

Rüdiger Sälzle im Gespräch mit Heiko Hartwig von KanAM Grund. Hier geht's zum Interview.

Angesprochen auf die im Branchenvergleich sehr gute Performance des Immobilienfonds LEADING CITIES INVEST von KanAm Grund, betont Hartwig zwei wichtige Grundpfeiler der Investmentphilosophie: "Wir kaufen Objekte in guten Lagen in bekannten Städten. Barcelona, München, Hamburg, Genf, Warschau - die Anleger sollen auch ein Gefühl für die Städte haben, in denen wir investieren. Dazu kommt, dass solche Lagen nur wenig Risiko bedeuten. Das Flächenangebot in diesen Städten ist begrenzt, die Nachfrage stabil. Das ist die Grundvoraussetzung, um gute Erträge zu erwirtschaften", so Hartwig.

Der zweite Grundpfeiler seien kleinere Flächen und eine hohe Diversifikation. "Wir konzentrieren unser Engagement und wollen Klasse statt Masse. Deshalb ist das Portfolio mit 32 Objekten an 24 Standorten zugleich sehr breit aufgestellt und trotzdem sehr fokussiert", so Hartwig. Diese Strategie bedeute zwar einen hohen Verwaltungsaufwand, aber auch attraktive Gewinne, die sich aus dem Zusammenspiel von Liquidität, guten Märkten und einer engagierten Akquisition von Objekten ergäben. "Seit Auflage des Fonds vor knapp sechseinhalb Jahren haben wir einen Wertzuwachs von 22% geschafft. Wenn ich mir so den Kapitalmarkt ansehe, müssen wir uns nicht verstecken", so Hartwig.

Was den Immobilienmarkt insgesamt angeht, bleibt Heiko Hartwig optimistisch. "In der Finanzmarkt-Krise 2008 und 2009 sind die Spitzenmieten im Schnitt um 11% gefallen, was sehr hoch ist. Damals gab es allerdings hohe Leerstands-Raten und massive Bautätigkeiten. Heute, elf Jahre später, gehen wir eher von Rückgängen um die 2% aus. Weil es eine hohe Nachfrage, wenig Angebot und wenig Bautätigkeit gibt. Dazu kommt ein beispiellos niedriges Zinsniveau", so Hartwig. Es sei viel Geld im Markt, das nach sicherem Ertrag suche. Und da sei die Immobilie, frei nach einem Zitat der Kanzlerin Angela Merkel, quasi alternativlos.