Das Umfeld für Goldproduzenten gestaltet sich auf den ersten Blick weiterhin mau. Schließlich ist der Goldpreis gerade trotz Terrorgefahr und anderer Probleme, mit denen sich die Welt konfrontiert sieht, auf den tiefsten Stand seit Februar 2010 abgerutscht.



Nach einem in der ersten Oktoberhälfte hingelegten strammen Zwischenhoch ist dadurch auch der NYSE Arca Gold Bugs Index (HUI) wieder auf sein Ausgangsniveau zurückgefallen. Optimisten haben trotzdem noch immer einen Strohhalm, an den sie sich klammern können. Denn noch ist der HUI-Index noch auf neue Zwischentiefs abgerutscht, sondern die bereits mehrfach getestete Unterstützung im Bereich von 104 Punkten hat gehalten.



Auch die Analysten von Morgan Stanley verbreiten durchaus Optimismus mit Blick auf die Aussichten der Goldaktien. In einer Studie ist von einem sich ändernden operativen Umfeld für die Goldproduzenten die Rede und davon, dass das vom Markt noch nicht richtig gewürdigt werden. Als Folge davon bewegten sich die Bewertungen bei den hausintern beobachteten Goldaktien bei Zwanzigjahrestiefs, wenn Kriterien wie Kurs zu Cashflow oder das EBITDA herangezogen werden. Außerdem heißt es, eine verbesserte Kapitalallokation und Rückenwind auf der Kostenseite dürften selbst bei nur stabilen Goldpreisen vorteilhaft auf die Fähigkeit zur Cash-Generierung wirken.

Gleichzeitig wird zwar eingeräumt, dass die Goldhersteller in der Boom-Phase von 2000 bis 2012 viele Fehler begangen hätten und sich die vielfach verfolgte Wachstumsstrategie um jeden Preis nicht bezahlt gemacht habe. Als Folge davon seien die Goldaktien abgestraft worden, was aber jetzt bei ausgewählten Titeln Chancen eröffne. Zumal der Sektor auch nicht negativ betroffen sein sollte von der industriellen Wachstumsschwäche in China, was Goldaktien zusätzlich interessant mache zur Diversifizierung in einem Portfolio.

Konkret streicht Morgan Stanley vier Goldaktien aus dem beobachteten Anlageuniversum als besonders interessant heraus. Auf den nachfolgenden Seiten erfahren Sie etwas mehr über diese Titel, denen von Morgan Stanley ein Kurspotenzial von 42 Prozent bis 90 Prozent zugebilligt wird.

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Morgan Stanley-Goldaktien-Favorit Nummer vier: Evolution Mining Ltd. (WKN: A1JNWA, 1,195 Austral-Dollar, 0,812 Euro, alle Kurs- und Bewertungsangaben beziehen sich auf den Stand vom 02.12.)



Mit dem ersten Favoriten Evolution Mining setzt Morgan Stanley auf eine australische Goldaktie, die derzeit trotz zuletzt zu beobachtender Korrekturtendenzen in diesem Jahr auch aktuell noch ein Plus von mehr als 80 Prozent vorzuweisen hat. Dank dieser speziell auch im Branchenvergleich extrem guten Performance sieht bei diesem Wert auch der Chart viel besser aus als bei den meisten anderen Goldproduzenten.

Das Ende 2011 aus der Fusion von Catalpa Resources und Conquest Mining entstandene Unternehmen hat dies auch einer vom Markt derzeit als geschickt eingestuften Akquisitionsstrategie zu verdanken. So wurde in diesem Jahr unter anderem schon die Cowal-Mine für 550 Millionen Dollar vom weltgrößten Goldproduzenten Barrick Gold übernommen und beim Übernahmeziel Phoenix Gold hat man den letzten veröffentlichten Informationen zufolge fast drei Viertel aller Anteilsscheine im Besitz.

Außerdem hilft es den australischen Branchenvertretern natürlich, dass sich der Goldpreis in Austral-Dollar gerechnet wegen der Schwäche der australischen Landeswährung in einem freundlicheren Licht präsentiert. Ein Vorteil, der das positive Urteil von Morgan Stanley zu Evolution Mining ebenfalls mit begünstigt, zumal die Analysten von einer mittelfristig anhaltenden Schwäche des Austral-Dollar ausgehen. Zudem rechnet man mit einem sich entspannenden Arbeitsmarkt in Australien, nachdem dort wichtige Minenprojekte bald fertiggestellt sind.

Für das September-Quartal wurde für die Goldproduktion von der Gesellschaft ein Plus von 53 Prozent auf 174.169 Unten gemeldet und der durch die Minenaktivitäten erzielte Netto-Cashflow wurde auf 105 Millionen Austral-Dollar beziffert, was einem Plus von 154 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal entspricht. Das ist eine Basis, auf der Marktexperten im Januar beim nächsten öffentlich anberaumten Unternehmenstermin eine Erhöhung der Geschäftsprognosen nicht für ausgeschlossen halten.

Morgan Stanley bezeichnet die von Evolution Mining eingeschlagene Wachstumsstrategie als viel versprechend. Auch basierend auf dieser Annahme und in Verbund mit den relativ niedrigen Produktionskosten wird die Bewertung des Titels im Branchenvergleich als zu niedrig erachtet, insbesondere wenn die erwirtschafteten freien Cashflows berücksichtigt werden. So wird das Verhältnis von Kurs zu Cashflow auf das Vierfache beziffert und für den Unternehmenswert zum EBITDA auf das Zwei- bis Dreifache. Die Vergleichsgruppe komme bei diesen Kennziffern dagegen im Schnitt auf Mulitplikatoren von 7,5 und 7,0.

Aufbauend auf den verbesserten Cashflow-Aussichten wurde die Aktie unlängst auf Übergewichten hochgestuft und das Kursziel um 26 Prozent auf 1,70 Austral-Dollar angehoben. In einem positiven Goldpreisumfeld (1.325 Dollar die Feinunze im Fiskaljahr 2016) könnte der Kurs sogar bis auf 2,65 Austral-Dollar steigen, während bei einem fallenden Goldpreis (890 Dollar die Feinunze im Fiskaljahr 2016) auch ein Rückfall auf 1,00 Austral-Dollar nicht auszuschließen sei. Im Basisszenario hätte der Wert ein Aufwärtspotenzial von gut 42 Prozent.

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Morgan Stanley-Goldaktien-Favorit Nummer drei: Zhaojin Mining Industry Co. Ltd. (WKN: A0M4ZH, 4,15 Hongkong-Dollar, 0,511 Euro)



Mit der Performance von Evolution Mining kann Zhaojin Mining nicht mithalten. Aber immerhin notiert auch dieser chinesisch-stämmige Goldproduzent in diesem Jahr mit rund sieben Prozent im Plus. Am langfristig intakten charttechnischen Abwärtstrend hat das aber noch nichts geändert.

Trotz der noch schwierigen charttechnischen Ausgangslage haben die fundamental orientierten Analysten von Morgan Stanley die Aktie von Zhaojin Mining als bevorzugten Titel aus dem chinesischen Goldsektor auserkoren. Begründet wird das unter anderem mit der in den vergangenen fünf Jahren bewiesenen Fähigkeit zur Kostenkontrolle (das Management geht davon aus, dass das so bleiben wird) und dem absehbaren Volumenwachstum. Auch dank der neuen Haiyu-Mine wird das durchschnittliche jährliche Produktionswachstum von 2014 bis 2017 auf fünf Prozent taxiert.

Marktakteure seien zwar weiter besorgt wegen dem hohen Verschuldungsgrad, doch damit zurechtzukommen werde auch durch den Zinssenkungstrend erleichtert, auf den die chinesische Notenbank eingeschwenkt ist. Intern werde außerdem auch über ein Listing am A-Segment der chinesischen Börse nachgedacht, um so bei Bedarf Finanzmittel zu generieren. Lobend erwähnt wird das Produktivitätsniveau, das als relativ hoch im Vergleich mit ähnlichen Goldproduzenten bezeichnet wird.

Die Aktie des als günstig produzierend eingestuften Unternehmens, das 89 Prozent des Bruttogewinns aus dem Goldverkauf generiert, zeichne sich ansonsten durch eine starke Korrelation mit dem Goldpreis aus. Ein für 2015 auf das 1,6-fache bezifferte Kurs-Buchwert-Verhältnis wird unter dem seit 2007 errechneten langfristigen Durchschnitt gesehen. Weil Goldbestände in der Hoffnung auf wieder anziehende Goldpreise zurückgehalten werden, wird ein eventuell weiter fallender Goldpreis als besonderer Risikofaktor bezeichnet.

Als Kursziel für die Aktie von Zhaojin Mining gibt Morgan Stanley 6,50 Hongkong-Dollar an. Unterstellt werden dabei eine Eigenkapitalrendite von 6,5 Prozent und ein stetiges Umsatzwachstum von fünf Prozent p.a., ein stabiler Goldpreis und den Zukauf von Goldreserven von 0,5 Tonnen p.a. Im Bull-Case, der für die nächsten fünf Jahre Goldpreise von 1.260-1.431 Dollar je Feinunze annimmt und den Zukauf von Goldreserven von eine Tonne p.a., werden auch Kurse von 8,50 Hongkong-Dollar für möglich gehalten. Im Bear-Case, der für die kommenden fünf Jahre aus einem Goldpreis von 907-1.235 Dollar je Feinunze besteht und nur geringen Zukäufen sei dagegen ein Rückfall bis auf 2,50 Hongkong-Dollar nicht ausgeschlossen. Das Basis-Szenario mit einem Kursziel von 6,50 Hongkong-Dollar lässt der Notierung 56,6 Prozent Luft nach oben.

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Morgan Stanley-Goldaktien-Favorit Nummer zwei: Gold Fields Ltd. (WKN: 856777, 35,57 südafrikanische Rand, 2,281 Euro)



Der Aktienkurs von Gold Fields kam in den vergangenen Jahren auf keinen grünen Zweig. Doch wer es positiv sehen will, der schöpft Zuversicht daraus, dass auch beim jüngsten Schwächeanfall keine nachhaltig tieferen Mehrjahreshochs ausgestellt wurden. Vielmehr hat die Notiz mit dem größten Tagesgewinn seit September 1999 sehr positiv auf die kürzlich vorgelegten neuen Geschäftszahlen reagiert. Wobei selbst damit aber der charttechnische Ausbruch aus dem weiterhin intakten langfristigen Abwärtstrend noch immer nicht gelungen ist.

Auf das aktuelle Zahlenwerk reagierten die Marktteilnehmer zunächst dennoch mit großen Wohlwollen, weil es dem aus Johannesburg stammenden südafrikanischen Goldproduzenten gelungen ist, den Netto-Cashflow von 63 Millionen auf 75 Millionen Dollar zu verbessern. Außerdem wurde über deutliche Verbesserungen bei der wichtigen South Deep-Mine berichtet. Die Goldproduktion konnte gegenüber dem Juniquartal um vier Prozent verbessert werden und die Barmittel wurde zum Ende des Quartals mit 485,8 Millionen Dollar ausgewiesen.

Morgan Stanley gefällt an der Gesellschaft das Produktionsprofil, mit einem für die kommenden Jahre unterstellten Wachstum von im Schnitt drei Prozent. Zumal die verfolgten Projekte nicht allzu hohe Investitionen benötigten und auch die Umsetzungsrisiken als eher niedrig eingestuft werden. Durch die skizzierten Wachstumsaussichten seien auch sinkende Kosten möglich. Wobei darin erinnert wird, dass rund 44 Prozent der Produktion aus Aktivitäten in Australien (insgesamt kommen 91 Prozent der Produktion von außerhalb Südafrika) stamme und das Unternehmen somit vom schwachen Austral-Dollar profitiere sowie von einem künftig unterstellten geringen Lohndruck auf dem australischen Arbeitsmarkt.

Die Bewertung auf Basis des Unternehmenswertes zum EBITDA wird auf das 2,8-fache beziffert. Angesichts der relativ geringen operativen Risiken und der höheren Produktivität der Australien-Aktivitäten verglichen mit den historischen Aktivitäten in Südafrika sei mittelfristig eine Neubewertung angebracht. Im Zuge dieser Entwicklung sollte sich das Bewertungsniveau dem Schnitt von 5,2 annähern, welcher derzeit der Vergleichsgruppe zugestanden wird.

Das Kursziel im Basisszenario wird mit 56 Rand angegeben. Das bewegt sich um 57,4 Prozent über den aktuellen Notierungen. Wobei selbst dann Kurspotenzial gewittert wird, falls die bedeutsame South Deep Mine wider Erwarten nie einen freien Cashflow erwirtschaften sollte. Läuft es insgesamt für Gold Fields besser als derzeit unterstellt seien im Idealfall beim Aktienkurs auch 105 Rand erreichbar. Im Falle von Enttäuschungen seien aber auch Kurse von 27 Rand vorstellbar, heißt es.

Auf Seite 5: Morgan Stanley-Goldaktien-Favorit Nummer eins





Morgan Stanley-Goldaktien-Favorit Nummer eins: Goldcorp Inc. (WKN: 890493, 11,84 Dollar, 11,15 Euro)



Der Morgan Stanley-Goldaktien-Favorit mit dem größten Kurspotenzial ist mit Goldcorp ausgerechnet jener Titel, der charttechnisch betrachtet derzeit am schlechtesten aussieht. Denn der mit einem Börsenwert von gut neun Milliarden Euro gemessen an der Marktkapitalisierung weltgrößte Goldproduzent ist jüngst auf neue Mehrjahrestiefs abgerutscht. Damit wurde nicht nur der langfristige Abwärtstrend als völlig intakt untermauert, sondern auch ein frisches prozyklisches charttechnisches Verkaufssignal generiert.

Das schwache Chartbild passt im Grunde genommen aber auch zur aktuellen Nachrichtenlage. Denn im dritten Quartal musste Goldcorp einen Nettoverlust hinnehmen, obwohl die Produktion gleichzeitig auf Rekordniveau gestiegen ist. Konkret wurde ein Produktionsanstieg von 42 Prozent auf 922.200 Unzen Gold verbucht, während sich der Nettoverlust von 44 Millionen auf 192 Millionen Dollar erhöhte. Zu allem Überfluss mussten die Kanadier in der Vorwoche nach einem Felssturz auch noch einen tödlichen Unfall bei der Musselwhite-Mine in Nordontario melden.

Morgan Stanley ist trotz allem zuversichtlich für den Titel, was nicht zuletzt mit den guten Wachstumsaussichten zu erklären ist. So wird durch den Ausbau der Kapazitäten alleine in diesem Jahr von einem Produktionswachstum von mehr als 25 Prozent ausgegangen. Damit sei Goldcorp der am schnellsten wachsende große Goldproduzent aus Nordamerika. Auf Sicht der nächsten Jahre wird dann mit einem stabilen Produktionsniveau von 3,6-3,7 Millionen Feinunzen p.a. gerechnet. Für 2016 wird außerdem mit deutlich niedrigeren Kosten gerechnet und damit, dass sich die All-in Sustaining Costs unter 900 Dollar pro Feinunze stabilisieren werden. Das Risikoprofil wird bei einem BBB+ Rating und moderaten Länderrisiken als vergleichsweise niedrig gegenüber der Vergleichsgruppe bezeichnet.

Dem als Qualitäts-Goldproduzent eingestufte Titel wird dank sinkender Kosten und fallenden Investitionen künftig die Erwirtschaftung eines positiven freien Cashflows zugetraut. Das Jahr 2015 wird dabei als ein Übergangsjahr bezeichnet. Auf der Basis dieser Annahme verfüge der Wert nach den jüngsten Verlusten über erhebliches Kurspotenzial. Aber natürlich komme es zur Erschließung dieses Potenzials darauf an, die verfolgte Projekte erfolgreich voranzutreiben.

Als Kursziel werden 22,50 Dollar vorgegeben. Damit besteht theoretisch 90 Prozent Luft nach oben. Folglich verfügt dieser Titel über das mit Abstand größte Kurspotenzial unter den vier von Morgan Stanley favorisierten Goldaktien. Hinzu kommt eine für 2015 auf 4,2 Prozent taxierte Dividendenrendite. Im Idealfall wird außerdem sogar ein Kursanstieg bis auf 30,25 Dollar für denkbar gehalten, während im Negativfall ein Abrutschen bis auf 8,50 Dollar nicht ausgeschlossen wird.