Ausgerechnet kurz vor dem geplanten Börsengang will ein Porsche-Händler die Sportwagenschmiede vor Gericht zerren. „The Collection“, ein Autohaus in Miami, hat Klage gegen Porsche Cars North America und andere Tochtergesellschaften des Unternehmens eingereicht. Der Vorwurf: Der Hersteller habe in Florida gegen Gesetze verstoßen, indem er versucht habe, Händler auszubooten, um Autos direkt an Verbraucher verkaufen zu können. Im Raum steht eine Schadenersatzsumme von 300 Millionen US-Dollar.

Die Klage kommt zur Unzeit, denn seit Dienstag läuft die Zeichnungsfrist für die Rückkehr der deutschen Sportwagenikone an die Börse. Sowohl die Aktien der Konzernmutter Volkswagen als auch die der Porsche-Finanzholding, die 25 Prozent der neu ausgegebenen Sportwagen-Aktien erwerben will, geben aktuell in einem schwachen Gesamtmarkt um rund zwei Prozent nach.

Stein des Anstoßes ist die Porsche-Niederlassung im Zentrum von Miami mit einem 20-köpfigen Verkaufsteam. Nach Darstellung des Anwalts der Klägerseite, Sean Burstyn, sei diese Niederlassung ein „nicht lizenzierter Händler“, was einen Verstoß gegen staatliches Recht darstelle. Das Gesetz geht auf die 1950er Jahre zurück und verbietet es Herstellern oder deren Tochtergesellschaften, direkt oder indirekt ein Verkaufsstellen in Florida zu betreiben. Es sollte Händler vor der Marktmacht der großen Autokonzerne schützen.

Besonders pikant: Der Klage ein Brief beigefügt, den Porsche angeblich an „The Collection geschickt hat und der laut Burstyn den Gesamtplan des Herstellers dokumentiere, „den Händler in die Unterwerfung zu zwingen“. Darin soll die Drohung an „The Collection“ formuliert worden, in ein Gebiet weiter südlich von Miami umzuziehen, andernfalls werde das Autohaus „keine Autos mehr zu verkaufen haben“. Irre: Den Gesamtwert des Autohauses „The Collection“ beziffert Burstyn auf 100 Millionen Dollar. Der geforderte Schadenersatz soll sich jedoch auf das Dreifache dieser Summe belaufen, was in Florida zulässig ist.

Wird der seit Monaten sehnlich erwartete Porsche-Börsengang durch die neue Entwicklung zum Flop? Sollten bereits platzierte Zeichnungsaufträge etwa zurückgezogen werden? Sicher nicht. Denn Ärger mit den Händlern ist in der Automobilbranche kein Einzelfall. Viele Hersteller dünnen ihre Händlernetze immer weiter aus und versuchen, ihre Fahrzeuge direkt über eigene Niederlassungen oder übers Internet zu verkaufen, was höhere Margen verspricht. Vorreiter ist Tesla mit zahlreichen innerstädtischen Verkaufsstellen.

Vor Jahren bereits hatte Deutschlands bekanntester Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer diese Entwicklung vorausgesagt. Die Kosten für Showrooms, große Stellflächen und Personal der Autohäuser wirken sich auf den Endpreis für Kunden aus, weshalb immer mehr Internet-Autohäuser Neu- und Gebrauchtwagen zu günstigeren Preisen anbieten, die den Käufern auf Wunsch auch direkt vor die Tür geliefert werden. Das stationäre Autohaus könne, so Dudenhöffer, zum Auslaufmodell werden. Insofern wäre das Vorgehen von Porsche nur zeitgemäß.

Hinzu kommt, dass auch das betroffene Autohaus in Florida kein Interesse daran hat, Porsche zu ruinieren, denn am Ende des Tages will „The Collection“ weiterhin mit Porsche zusammenarbeiten. Dass die Klage ausgerechnet jetzt eingereicht wurde, dürfte damit zusammenhängen, dass sich das Management des Autohauses eine günstige Verhandlungsposition für einen schnelle gütliche Einigung verschaffen will. Und selbst im Fall einer Niederlage vor Gericht wären 300 Millionen Dollar für Porsche keine Summe, die den Aktienkurs nachhaltig beeinflusset. Zudem dürfte sich ein Gerichtsverfahren über Jahre ziehen.

Die Zeichnungsfrist für die Porsche-Aktien läuft noch bis Mittwoch, 28. September. Das öffentliche Angebot bezieht sich auf 113,9 von insgesamt 911 Millionen Aktien. Die Preisspanne liegt bei 76,50 bis 82,50 Euro. Die Emission ist bereits vielfach überzeichnet. Wer die Möglichkeit hat, das Papier über die Hausbank oder einen Online-Broker zu zeichnen, sollte versuchen, ein paar Stücke zu ergattern, auch wenn die Wahrscheinlichkeit einer Zuteilung gering ist.

Der erste Handelstag ist für Donnerstag, 29. September geplant, die WKN lautet PAG911.


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