Dahinter dürfte folgende Überlegung gestanden haben: Während der Ölpreis den Einbruch 2020 komplett aufgeholt hat, laufen die Ölaktien dieser Entwicklung noch weit hinterher. Dieses Muster gilt auch für die europäischen Vertreter wie Total, Shell oder die italienische Eni. Möglicherweise glauben die Investoren, dass bei den schlagzeilenträchtigen Themen rund um Elektroautos und Wasserstoffnutzung der Öl- und Gasverbrauch langfristig deutlich abnehmen werde. Doch warum ist der Kurs von Brent und WTI wieder auf dem Niveau von vor einem Jahr, obwohl die Reisetätigkeit rund um den Globus immer noch am Boden liegt? Möglicherweise sehen wir bei Öl, was auch bei anderen Rohstoffen zu beobachten ist: Es wurde in den vergangenen Jahren zu wenig für Exploration neuer Reserven ausgegeben.
Wenn sich die Pandemie so weit abgeschwächt hat, dass wieder normal gewirtschaftet werden kann, wird auch die Nachfrage nach Öl steigen, vor allem auch aus den Schwellenländern, die ja einen viel niedrigeren Pro-Kopf-Verbrauch aufweisen. Weil es keine neuen Quellen gibt, ist es ziemlich wahrscheinlich, dass ab einem bestimmten Punkt die Ausgaben für Exploration hochgefahren werden. Dann dürften die Aktien der Ölservice-Branche massiv zulegen. Im Moment handeln die Papiere mit noch größeren Abschlägen als die der Multis. Eine explosive Wette könnte etwa TGS Nopec sein. Das norwegische Unternehmen ist Marktführer für seismische Daten und digitale Karten, die für die Exploration benötigt werden. Dank einer stabilen Bilanz, niedriger Kosten und einem wenig kapitalintensiven Geschäftsmodell ist TGS gut durch die Krise gekommen. Nun scheinen die Aufträge langsam anzuziehen. Die Aktie dürfte dem folgen. Luft nach oben ist vorhanden. Anfang 2020, bei einem ähnlich hohen Ölpreis, notierte die Aktie doppelt so hoch.
Unser Kolumnist Jörg Lang beschäftigt sich seit 1988 mit dem Thema Aktien.