Die Entschlüsselung menschlicher DNA feiert ihren 20. Jahrestag. Grund zum Feiern haben Aktionäre von Illumina, dem Weltmarktführer für Geräte und Materialien zur Gensequenzierung, derweil allerdings nicht. Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr wurde ein rasanter Anstieg der Aktie von den Börsenbären wieder eingefangen. Damit notiert der Titel aktuell wieder auf demselben Niveau wie vor elf Monaten.

War es im Januar die allgemeine Korrektur für Wachstumsaktien, hat man sich die jüngste Abwärtsbewegung selbst zuzuschreiben. Trotz noch laufender kartellrechtlicher Prüfungen überging Illumina die europäische Kommission kurzerhand und integrierte im August das Biotechunternehmen Grail. Durch den Kauf von Grail, welches ab Mitte 2021 Schnelltests zur Früherkennung verschiedener Krebsarten in großem Stil auf den Markt bringen möchte, wollte Illumina sich noch stärker im lukrativen medizinischen Diagnosemarkt positionieren. Um kartellrechtlichen Strafen zu entgehen, weist man Grail derweil noch als gesonderte Einheit aus.

Wachstum und stabile Bilanz

Aber auch ohne Grail drückt Illumina in Sachen Wachstum weiter aufs Gas. Nachdem es 2020 pandemiebedingt zu einem Umsatzrückgang um knapp zehn Prozent auf 3,2 Milliarden Dollar kam, werden im laufenden Jahr 4,4 Milliarden Dollar Umsatz und damit 37 Prozent mehr erwartet als im vergangenen Jahr. Und da man über 70 Prozent des Umsatzes mit Verbrauchsmaterialien erzielt, sollte der Umsatztrend auch weiterhin stark gen Norden zeigen. Dank Illuminas Anstrengungen, die Kosten für Gensequenzierungen laufend zu senken, wird das Verfahren von immer mehr Forschungseinrichtungen und Pharmaunternehmen angewendet. Kostete eine Genentschlüsselung mit einem Gensequenzierungsgerät von Illumina im Jahr 2014 noch 1000 Dollar, ist man nun auf dem besten Wege, diese auf 100 Dollar zu drücken. Damit wäre auch das Konzept der personalisierten Medizin realisierbar. Darunter versteht man die gezielte Versorgung mit individuell auf den einzelnen Patienten abgestimmten medikamentösen Behandlungen.

Da sich der Konzern seiner Rolle als uneingeschränkter Marktführer absolut bewusst ist, münzt er Umsätze auch gekonnt in Gewinne um. Im Schnitt schafft es Illumina, über 20 Prozent des Umsatzes in freien Cashflow umzuwandeln. Nach wie vor ist der Titel üppig bewertet. Dies und eine mögliche, wenn auch unwahrscheinliche Grätsche durch die EU-Kommission hinsichtlich der Grail-Akquise machen die Aktie zu einem hochvolatilen, aber auch aussichtsreichen Investment für Anleger.

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