Weltweit notieren viele Aktienmärkte nahe ihrer Höchststände und viele Anleger fragen sich, ob man es noch wagen kann, zu investieren. "Dies gilt umso mehr, als die Bewertungen der gängigen Börsenindizes nicht gerade niedrig sind. Im Schnitt werden Standardwerte in den USA circa mit dem 23-fachen der aktuellen Gewinne bewertet. Hier in Europa notieren die Indizes mit etwa dem 18-fachen", sagt Franz Wenzel, Anlagestratege bei AXA Investment Managers. Diese Durchschnittsbewertung kaschiert laut Wenzel allerdings eine deutliche Divergenz. "Wachstumswerte werden mit etwa dem 27-fachen der Gewinne bewertet, während sich Substanzwerte durch moderates Wachstum und stetige Dividenden, aber auch einen sehr hohen Fixkostenanteil auszeichnen, aktuell nur mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 14 über den Börsentresen gehen", sagt Wenzel.

Laut Börsenaltmeister Peter E. Huber gibt es zudem jede Menge Value-Aktien, die niedrig bewertet sind und weit unter ihren Höchstkursen notieren - oft sogar deutlich unter dem Zwischenhoch, das vor zwanzig Jahren Anfang 2000 erreicht wurde. "Nun könnte man glauben, es handele sich hier um Titel von Unternehmen mit ungünstigen Zukunftsaussichten. Doch weit gefehlt", sagt Huber. Er ist insbesondere davon überzeugt, dass es sich lohnt auf Innovatoren zu setzen. "Die weltweit erfolgreichste Innovationsarbeit leistet die südkoreanische Gesellschaft Samsung Electronics, deren Aktie seit vielen Jahren zu meinen Favoriten gehört. Samsung ist Weltmarktführer bei drei Schlüsselprodukten der digitalen Epoche: Bei Speicherchips, Smartphones und Displays. Selbst am Tiefpunkt der Speicherchipkonjunktur erzielt das Unternehmen immer noch eine zweistellige Gewinnmarge", sagt Huber. Mit einem Kurs/Gewinn-Verhältnis von 13 auf Basis der für 2020 erwarteten Gewinne, einem Kurs/Buchwert-Verhältnis von 1,4 und einer Dividendenrendite von 2,5 Prozent ist die Aktie laut Huber aber immer noch moderat bewertet.

Axa-Experte Wenzel erwartet für Anfang/Mitte 2020 eine leichte Erholung des Wirtschaftswachstums. Das spricht laut dem Experten zufolge eher für Value-Aktien. "Das mag auf den ersten Blick verwunderlich erscheinen, ist aber leicht nachzuvollziehen, denn höheres Umsatzwachstum impliziert eine höhere Gewinnmarge", führt der Experte fort. Ferner halle die expansive Geldpolitik nach. "Auch wenn die Zentralbanken im Moment dabei eher pausieren, kann davon ausgegangen werden, dass die von den Zentralbanken bereitgestellte Liquidität weiter ansteigt und sich in den Märkten positiv widerspiegelt. Glaubt man den Marktmustern der Vergangenheit, so sollten insbesondere Value-Titel von der Überschussliquidität profitieren", so Wenzel weiter. Die Schwierigkeit sei, dass mit Value keine spezielle Sektorenauswahl definiert ist - Qualitätsaktien finden sich in allen Börsenregionen und -sektoren. Eine effiziente Titelauswahl setze daher ein aktives Portfoliomanagement voraus.