So langsam wird es spannend – werden wir in diesem Jahr eine Jahresendrally sehen oder fällt sie aus? Nachfolgend erfahren Sie, was passieren muss, damit die Börsen nach oben tendieren und wo potenzielle Risiken liegen.
Jahresendrallys sind in der Regel zwischen Oktober und Dezember zu beobachten. Häufig steigt das Kursniveau spürbar, bevor das Jahr zu Ende geht. Es gibt verschiedene Gründe für dieses Phänomen. Zum einen kaufen Fondsmanager und institutionelle Investoren (Window-Dressing) in der Jahresendphase häufig noch Aktien, um ihre Jahresbilanzen optisch aufzuhübschen Kurzum: Sie wollen im Jahresabschluss mit vorteilhafter Zusammensetzung dastehen. Zum anderen herrscht im vierten Quartal eine positive Stimmung und viel Liquidität sucht nach Anlagemöglichkeiten was vor allem auf das anstehende Weihnachtsgeschäft und Bonuszahlungen zurückzuführen ist. Außerdem können nachlassende Konjunktursorgen, steigende Unternehmensgewinne solide und die Hoffnung auf eine geldpolitische Lockerung zusätzliches Kaufinteresse generieren.
Was muss passieren, damit wir eine Jahresendrally sehen?
Eine zwingende Voraussetzung für eine Jahresendrally ist sicherlich das Ende des Shutdowns in den USA. Nur wenn der US-Regierungsstillstand beendet wird, schafft sich der Markt erste Basisimpulse für optimistischere Szenarien. Hierfür muss das US-Repräsentantenhaus den Finanzierungsgesetzentwurf heute durchwinken und der Beschluss anschließend von Donald Trump unterzeichnet werden. Ein derartiges Signal würde Verbrauchervertrauen und Wirtschaftstätigkeit beleben, wodurch Rohölnachfrage, Luftverkehr und Unternehmensausgaben steigen könnten – allesamt Komponenten, die Aktienmärkte begünstigen.
Doch nachdem der Shutdown beendet ist, kommt es vor allem auf die Qualität der bislang nicht veröffentlichten Konjunkturdaten an. Wenn bspw. der US-Arbeitsmarkt stabil bleibt oder sogar weiter belebt wird, stärkt das die Gewinnerwartungen der Unternehmen und sorgt für eine positive Marktdynamik. Gleichzeitig darf die Inflation aber nicht zu hoch ausfallen. Höher als erwartete Inflationsraten könnten nämlich die Erwartungen auf Zinssenkungen durch die Fed untergraben – und damit die Kauflaune vor dem Jahreswechsel stören. In einem Umfeld moderater Inflation und sinkender Zinsen würde dann vieles für Aktieninvestments sprechen.
Goldman Sachs sieht gute Chancen für eine Jahresendrally
Damit eine Jahresendrally eintritt, ist neben dem Ende des Shutdowns auch eine Zinssenkung der Fed am 10. Dezember notwendig. Die Wahrscheinlichkeit hierfür liegt laut FedWatch-Tool der CME Group aktuell bei 66 Prozent. Bereits Ende September sah das Goldman Sachs Analysten-Team unter Leitung von Christian Mueller Glissmann eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für eine Jahresendrally, gestützt durch ein günstiges makroökonomisches Umfeld, mögliche Zinssenkungen durch die US-Notenbank und stabile Unternehmensgewinne.
Fazit: Auch wenn ein Ende des Shutdowns eine notwendige Bedingung für eine Jahresendrally ist, reicht dieses allein nicht aus, um die Aktienkurse in den verbleibenden Wochen zu beflügeln, schließlich ist dieses Event mittlerweile weitgehend von den Märkten eingepreist worden. Entscheidend wird stattdessen sein, wie die zur Veröffentlichung anstehenden Konjunkturindikatoren (Arbeitsmarkt, Inflation, Unternehmensgewinne). Nur wenn sich das geopolitische und das Datenumfeld günstig entwickeln, dürfte eine Rally entstehen. Neue Impulse zur künftigen Geldpolitik könnten übrigens die im weiteren Tagesverlauf erwarteten Statements diverser US-Notenbanker liefern. Eines dürfte in den kommenden Wochen höchstwahrscheinlich nicht aufkommen – Langeweile.
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