Die Wall Street steht vor einer neuen Welle der Euphorie – wenn es nach der jüngsten Prognose von JPMorgan Chase geht.
Die US-Großbank hat gestern in einer Studie prognostiziert, dass im zweiten Halbjahr 2025 bis zu 500 Milliarden Dollar frisches Kapital in den US-Aktienmarkt fließen konnte. Im Mittelpunkt der Prognose stehen Privatanleger – eine volatile, aber nicht zu unterschätzende Macht am Aktienmarkt.
Laut JPMorgan könnten sie allein rund 360 Milliarden Dollar beisteuern. Nachdem viele von ihnen im Frühjahr Kasse gemacht haben, deuten aktuelle Muster auf einen Wiedereinstieg hin. "Die Retail-Dynamik ist beeindruckend", heißt es von den JPMorgan-Analysten. Die Kombination aus stabilen Wirtschaftsdaten, Social-Media-getriebener Risikofreude und der Angst, etwas zu verpassen („FOMO“), könnte eine neue Rallye zünden.
Drei Treiber der Kapitalflut
Die Grundlage für die erwartete Kapitalflut bildet eine insgesamt stabile US-Wirtschaft. Zwar zeigen sich im Konsum vereinzelt Schwächen, doch die Konjunktur bleibt robust, und die Unternehmensgewinne steigen weiter – wenn auch nur moderat. Vor dem Hintergrund des aktuellen Zinsumfelds erhöht sich damit die Attraktivität von Aktien im Vergleich zu festverzinslichen Anlagen. Gleichzeitig stabilisiert sich nach einem schwachen Frühjahr der US-Dollar.
Diese Entwicklung macht US-Aktien für ausländische Investoren, insbesondere aus Europa und Asien, wieder interessanter. Viele von ihnen sehen nun eine günstige Gelegenheit, ihre Engagements am amerikanischen Aktienmarkt auszubauen.
Ein weiterer Treiber ist der von JPMorgan empfohlene Strategiewechsel in der Vermögensverwaltung: Weg vom klassischen 60:40-Verhältnis aus Aktien und Anleihen, hin zu einem offensiveren 80:20-Ansatz. Gerade in einem Umfeld stagnierender Anleihenrenditen verspricht diese neue Allokation mehr Renditepotenzial – und könnte die Zuflüsse zusätzlich beschleunigen.
Wer profitieren könnte – und wer nicht
Sollte sich die Kapitalflut tatsächlich bewahrheiten, dürften vor allem Technologie- und Wachstumswerte profitieren. Auch der Gesundheitssektor und ESG-orientierte Titel könnten laut JPMorgan verstärkte Zuflüsse erleben. Der S&P 500 hätte unter diesen Bedingungen laut dem Dow-Jones-Mitglied das Potenzial, noch 2025 neue Rekordstände zu erreichen.
Doch Anleger sollten sich nicht von der Summe blenden lassen. Die Risiken sind real – und sie liegen weniger in fundamentalen Daten als in der Psychologie der Masse. Ein abrupter Stimmungsumschwung bei Retail-Investoren oder geopolitische Schocks könnten die Kapitalströme schnell umkehren.
Kapitalflut könnte für weitere 10-Prozent-Rallye sorgen
500 Milliarden US-Dollar an frischem Kapital: Das wäre mehr als ein statistischer Ausreißer. JPMorgans Prognose deutet auf eine neue Phase der Risikofreude am US-Aktienmarkt hin, die von liquiden Privatanlegern, einem soliden makroökonomischen Umfeld und strategischen Umschichtungen institutioneller Investoren getragen wird.
Der erwartete Effekt: ein Kursplus von bis zu 10 Prozent. Doch wie belastbar das bullische Szenario tatsächlich ist, wird davon abhängen, ob sich die Hoffnung auf eine sanfte Landung der Wirtschaft bewahrheitet und nicht neue Zollschocks für Verunsicherung sorgen.
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