Die Preise steigen so stark wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Auf 6,8 Prozent ist die Inflationsrate in den USA geklettert, in Deutschland liegt sie bei 5,2 Prozent. Während die Europäische Zentralbank von einer vorübergehenden Inflation spricht, erhöhen andere Zentralbanken wie zum Beispiel die polnische oder neuseeländische längst die Zinsen, weil sie mit länger andauernden Preiserhöhungen rechnen.

Sparer stecken in einem Dilemma. Ihr Erspartes bringt keine Zinsen und verliert an Wert. Die Schweizer Bank Vontobel hat nun mit dem Endlos-Inflation-Influenced-Zertifikat (ISIN: DE 000 VX3 DCQ 5) ein Produkt aufgelegt, das Anlegern helfen soll, ihr Vermögen vor Entwertung zu schützen.

Das Papier hat einen komplizierten Auswahlmechanismus. Es konzentriert sich zunächst auf Unternehmen, die eine starke Preissetzungsmacht haben, da diese von Inflation weniger betroffen sind. Das sind Firmen, die in ihrem jeweiligen Geschäftssegment einen hohen Marktanteil haben. Dazu zählen etwa Nestlé, Apple oder Novartis. Darüber hinaus ist die Bruttomarge bei der Titelauswahl ein wichtiger Indikator: Unternehmen, die höhere Rohstoff- und Materialkosten an Konsumenten weitergeben können, erzielen dennoch attraktive Bruttomargen.

Einteilung in drei Szenarien

Es wird zwischen mehreren Inflationsszenarien unterschieden. Falls die Inflation weltweit niedrig ist, wird ausschließlich in Aktien investiert. Dabei zu 60 Prozent in US-Titel, zu je 15 Prozent in der EU und Japan und zu zehn Prozent in der Schweiz.

Anders verhält es sich, wenn die Preise in einer oder zwei dieser Regionen anziehen. Zwar wird auch dann weiterhin nur in Aktien investiert, aber vorrangig in jene aus Regionen mit niedrigerer Inflation. Der Anteil der Gegenden, in denen die Preise stark steigen, wird um jeweils 20 Prozent zugunsten derer mit geringerer Inflation reduziert. Das würde etwa bedeuten, dass von den Vereinigten Staaten und Europa (hohe Inflation) nach Japan umgeschichtet wird.

Wenn die Preise jedoch wie derzeit global in allen Regionen steigen, werden neben Aktien zu einem Fünftel diversifizierte Rohstoff-Benchmarks wie der Bloomberg-Commodity-Index gekauft, die über ETFs abgebildet werden. Diese umfassen verschiedene Rohstoffe wie Energie, Industrie- und Edelmetalle sowie Agrargüter. Rohstoffaktien setzt Vontobel nicht ein. Dieses Szenario ist aktuell im Zertifikat abgebildet. Der US-Anteil beträgt 40 Prozent, Europa folgt mit 30 Prozent, Japan und die Schweiz mit je 15 Prozent. Neben den Rohstoff-ETFs sind die größten Aktienpositionen Nestlé, Richemont, Roche, Amazon und die japanische Pharmafirma Shionogi. Insgesamt sind derzeit 53 Aktien enthalten.

Täglich kann umgeschichtet werden. Dafür fordert Vontobel eine Jahresgebühr von 1,25 Prozent. Nettodividenden werden reinvestiert. Es gibt ein Devisenrisiko. Das Konzept ist interessant. Aber: Titel aus den USA, wo die Inflation aktuell am höchsten ist, scheinen eher zu stark gewichtet.