Dem amerikanischen Onkel Sam geht es wie dem deutschen Michel. Liest er in der Zeitung von einem wirtschaftlichen Aufschwung, fragt er sich, warum sich das nicht in seinem Geldbeutel widerspiegelt. Auch in den USA ging es mit den Reallöhnen in den vergangenen Jahren kaum nach oben. Umfragen zufolge fällt es drei Vierteln der Amerikaner immer noch schwer, Rechnungen zu bezahlen und für den Ruhestand zu sparen.

Gerade deswegen kamen in diesem Jahr an der Börse sogar Zweifel auf, ob die berühmte Kauflust der Amerikaner nicht vielleicht sogar ernsthaft einen Knacks abbekommen hat. Bedenken dieser Art sind mit ein Grund, warum das Branchenbarometer, der S & P Retail Index, in diesem Jahr bisher leicht hinter dem Gesamtmarktindex S & P 500 zurückliegt. Seit Beginn des laufenden Bullenmarkts hat der Retail-Index aber eindeutig die Nase vorn.

Ein Kräfteverhältnis, das auch mittelfristig Bestand haben sollte. Zumindest sprechen dafür die Nachrichten rund um den für die US-Konjunktur so wichtigen privaten Konsumsektor, der etwa 70 Prozent der Wirtschaftsleistung ausmacht. Positiv stimmt etwa das Bruttoinlandsprodukt, das im dritten Quartal mit 3,5 Prozent stärker gestiegen ist als erwartet, ebenso die auf den niedrigsten Stand seit 14 Jahren gefallene Zahl an Arbeitslosengeldbeziehern. Hinzu kommt: Die US-Einzelhändler erzielten im Oktober etwas mehr Umsatz als erwartet, und das von der Universität Michigan ermittelte Konsumklima ist auf den höchsten Stand seit mehr als sieben Jahren geklettert. All das nährt die Hoffnung auf ein ordentlich florierendes Weihnachtsgeschäft.



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Mehr Geld im Portemonnaie

Dafür spricht ein weiterer, nicht zu unterschätzender Aspekt: die seit Jahresanfang um fast 40 Prozent gesunkenen Benzinpreise. Dem Durchschnittsamerikaner verhilft das jeden Monat zu 50 Dollar mehr im Portemonnaie; Geld, das zu einem Großteil anderweitig ausgegeben werden dürfte, nachdem in den vergangenen Jahren viel Verzicht geleistet werden musste. Dafür spricht auch, dass die Schuldenlast der Privathaushalte in Relation zum Gesamteinkommen die Talsohle bald durchschritten haben dürfte und die durchschnittlichen Wochenlöhne zuletzt gegenüber dem Vorjahr um immerhin 4,8 Prozent gestiegen sind.

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Technisch wie fundamental spannend

Der S & P Retail Index ist indes auf ein neues Rekordhoch geklettert. Der einjährige Seitwärtstrend scheint damit überwunden - ein deutliches charttechnisches Kaufsignal. Fundamental betrachtet sind die Branchenvertreter allerdings nicht gerade Schnäppchen. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) beträgt im Schnitt gut 3,1 und das geschätzte Kurs Gewinn-Verhältnis (KGV) fast 20.

Allerdings wird den Unternehmen auf Sicht der nächsten Jahre auch ein durchschnittliches Gewinnplus je Aktie von 16,5 Prozent zugetraut. Zudem bessert sich gerade die Anlegerstimmung für den Sektor, was für weitere Kapitalzuflüsse spricht.

Vier Konsumaktien sind in diesem Zusamsammenhang besonders interessant - mal abgesehen von Apple und Ross Stores, den erst in Ausgabe 46/2014 empfohlenen Dauerbrennern. Einer dieser Werte ist TJX Companies. Wie Ross Stores bietet diese in Deutschland unter dem Namen TK Maxx auftretende Gesellschaft Markenprodukte zu Discountpreisen an. Eigenen Angaben zufolge ist man größter Off-Price-Einzelhändler weltweit. Nach zuletzt nicht restlos überzeugenden Ergebnissen dürfte es im Weihnachtsquartal wieder besser laufen. Dafür spricht, dass die prädestinierten Schnäppchenjäger, die mittleren und unteren Einkommensschichten, am meisten von den gesunkenen Benzinpreisen profitieren. Geht diese Rechnung auf, dürften bei TJX neue Rekordkurse drin sein.



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Ganz so weit ist die Warenhauskette Target, die Lebensmittel, Haushaltswaren, Bekleidung, Möbel, Elektrogeräte und Körperpflegeprodukte vertreibt, noch nicht. Hier wirken noch immer die Konsequenzen aus dem Skandal um die Ende des Vorjahres entwendeten 40 Millionen Kreditkartendaten sowie die teure Kanada-Expansion nach. Doch die eben vorgelegten Quartalszahlen fielen bereits besser aus als erwartet, und auf lange Sicht sind laut Analysten Gewinnsteigerungen von im Schnitt elf Prozent pro Jahr möglich.

Ähnlich wie Target ist auch Best Buy eine kurz- bis mittelfristige Wette. Bei der Elektronikkette, die kürzlich überraschend gute Ergebnisse präsentierte, kann zur Weihnachtszeit auf rege Nachfrage spekuliert werden. Marktforscher rechnen mit großem Interesse an ultrahochauflösenden 4K-Fernsehern. Zudem geht der Ausbau des Onlinegeschäfts voran. Interessant ist auch die im Branchenvergleich günstige Bewertung.

Ein Pluspunkt, mit dem auch die auf hochwertige Waren spezialisierte Kaufhauskette Macy’s aufwarten kann. Analysten trauen der US-Konsumikone auf Sicht der kommenden fünf Jahre ein Gewinnplus von mehr als zwölf Prozent pro Jahr zu. Zugleich scheint der Vorstand zu wissen, wie sich die führende Marktstellung auch in den kommenden Jahren verteidigen lässt.

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