Der September macht seinem Namen als schwächster Börsenmonat alle Ehre. Der DAX verliert so massiv wie seit Monaten nicht mehr.
Der deutsche Aktienmarkt ist am Dienstag massiv unter Druck geraten. Der DAX rutschte deutlich unter die psychologisch wichtige Marke von 24.000 Punkten, die er erst tags zuvor wieder überwunden hatte. Die Anleger werden angesichts der erreichten Kurshöhen bei zugleich hohen Risiken vorsichtiger. Zudem eröffneten die US-Börsen nach dem feiertagsbedingt verlängerten Wochenende zum Handelsstart ebenfalls deutlicher schwächer.
Zu Handelschluss notierte der deutsche Leitindex um 2,3 Prozent schwächer bei 23.487 Punkte und sackte damit nun auch deutlich unter die 100-Tage-Linie. Sie ist ein mittelfristiger Trendindikator und verläuft aktuell bei etwas über 23.660 Punkten. Mehrere kurz- und mittelfristige Trendlinien waren bereits in der vergangenen Woche nach unten hin durchbrochen worden.
Der MDax fiel am Dienstagnachmittag deutlich unter 30.000-Punktemarke. Der Index der mittelgroßen Unternehmen verlor 2,8 Prozent auf 29.604 Zähler. Auch der EuroStoxx 50 befindet sich unter Abgabedruck und verlor 1,4 Prozent auf 5293 Punkte.
Geopolitische Sorgen werden größer
Am Markt wurde außerdem auf steigende Zinsen sowie Sorgen rund um Frankreich verwiesen. Vor allem die Verschuldung des französischen Staates bereite den Finanzmärkten zunehmend Sorgen, sagte Volkswirt Andrzej Szczepaniak von der Bank Nomura.
Mit Blick auf die Staatsanleihen erreichte die Rendite 30-jähriger Bundesanleihen am Donnerstag den höchsten Stand seit 2011. In den USA stieg die Rendite der 30-jährigen Bonds ebenfalls kräftig und britische Staatsanleihen kletterten auf den höchsten Stand seit 27 Jahren. Steigende Zinsen bedeuteten zugleich auch höhere Finanzierungskosten, erklärte Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners. Und die schlügen dann in der Folge direkt auf die Gewinne der Unternehmen durch. In Frankreich liegt die Rendite der richtungsweisenden 10-jährigen Anleihen aktuell über der griechischen.
Sorgen umtreibt die Anleger außerdem hinsichtlich des Machtkampfs rund um die US-Notenbank und deren weiteres geldpolitisches Vorgehen. Die Auswirkungen der Zollpolitik des US-Präsidenten verunsichern ebenfalls. "Es bilden sich derzeit viele neue Risikocluster aus, die noch für erhebliche Schwankungen an den Finanzmärkten sorgen könnten", warnt Marktexperte Andreas Lipkow.
Siemens unter Abgabedruck – SMA Solar crasht brutal
Unter den Einzelwerten büßte im Dax die FMC-Aktie als Schlusslicht 5,3 Prozent ein. Eine Verkaufsempfehlung durch die Schweizer Großbank UBS belastete. Analyst Graham Doyle verwies auf strukturelle Risiken hinsichtlich der Geschäftsentwicklung in den USA und die Gefahr sinkender Konsensschätzungen für das operative Ergebnis.
Siemens gaben um 4 Prozent nach und litten unter einer Abstufung durch Bernstein Research auf "Market-Perform". Analyst Nicholas Green begründete seinen Schritt mit den kräftigen Kursgewinnen der Aktie in den vergangenen Jahren. Commerzbank, von Morgan Stanley abgestuft auf "Equal-weight", verloren 2,9 Prozent. Auf dem aktuellen Bewertungsniveau seien zunächst weitere Fortschritte im Businessplan der Frankfurter nötig, schrieb Analyst Alvaro Serrano.
Einen heftigen Kurseinbruch von fast einem Drittel erlitten im SDax SMA Solar. Der Hersteller von Wechselrichtern für Photovoltaikanlagen senkte seine Prognose für das laufende Jahr und erwartet nun einen operativen Verlust. Die bereits eingeleiteten Restrukturierungsbemühen sollen nochmals verschärft werden.
Dass der Motorenbauer Deutz mit dem geplanten Kauf der Sobek Group, einem Antriebsspezialisten für Drohnen, sein noch kleines Geschäft im Rüstungsmarkt ausbaut, kam dagegen gut an. Das Papier legte als einziges der 70 SDax-Wert zu. Es stieg um 3,7 Prozent.
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Enthält Material von dpa-AFX