Bislang wollte Linde bereits im Jahr 2016 ein operatives Konzernergebnis von mindestens 5 Milliarden Euro und eine Rendite von etwa 13 Prozent schaffen.

"Wir müssen aber berücksichtigen, dass die wirtschaftliche Dynamik weit schwächer ausgefallen ist, als wir alle erwartet hatten", räumte Konzernchef Wolfgang Büchele ein. Darüber hinaus hätten sich auch die weiteren Aussichten für die weltweite Konjunkturentwicklung eingetrübt. Büchele, der seit Mai im Chefsessel sitzt, hatte die Mittelfristziele noch von seinem Vorgänger Wolfgang Reitzle übernommen.

Im dritten Quartal machten dem Konzern, der Chemie- und Stahlfirmen mit Gasen versorgt und Medizingase für die Gesundheitsbranche herstellt, unter anderem hohe Abschreibungen im Gasegeschäft und die stotternde Konjunktur in vielen Ländern zu schaffen. Der bereinigte operative Gewinn (Ebitda) nahm um 2,7 Prozent auf 1,00 Milliarde Euro ab und lag damit im Rahmen der Analystenschätzungen. Der Überschuss brach um 42,4 Prozent auf 194 Millionen Euro ein. Linde schrieb außerplanmäßig 229 Millionen Euro ab, unter anderem betraf dies Teile eines Werks in China. Der Rivale des französischen Konzerns Air Liquide setzte von Juli bis September 4,37 Milliarden Euro um, ein leichter Zuwachs von 2,6 Prozent.

Bei Anlegern kam der Zwischenbericht des dritten Quartals nicht gut an. Die Linde-Aktie büßte mehr als sechs Prozent ein.

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AUCH JAHRESZIEL 2014 GESENKT

Wegen der Millionenabschreibungen im dritten Quartal wird Linde nun sein Renditeziel für dieses Jahr nicht schaffen. Die bislang angepeilte Rendite auf das eingesetzte Kapital (ROCE) von rund zehn Prozent werde verfehlt, kündigte Büchele an. Beim operativen Konzernergebnis wird Linde nun währungsbereinigt voraussichtlich nur das Vorjahresniveau erreichen. Bislang hatte Linde eine moderate Steigerung in Aussicht gestellt.

Reuters

Auf Seite 3: Einschätzung der Redaktion



Einschätzung der Redaktion:

Der neue Linde-Chef Wolfgang Büchele räumt auf und setzt erst mal eigene Duftmarken, das heißt auch: Die Ergebnisziele des Vorgängers Wolfgang Reitzle werden gekappt und außerplanmäßige Abschreibungen vorgenommen. Zudem zeigen sich erste Kratzspuren der sich eintrübenden Wirtschaft in den Zahlen. Alles zusammen bedeutet: Der grundsätzlich gut aufgestellte, global diversifizierte Gasekonzern befindet sich nicht nur in einer labilen Übergangsphase in der Führung, sondern gerät zunehmend in das Fahrwasser konjunktureller Risiken. Wegen der bereits hohen Bewertung sollten Anleger erst einmal die Entwicklung der nächsten Monate beobachten. Halten.

Ziel: 160,00 Euro

Stopp: 135,00 Euro

Wolfgang Ehrensberger