Tom Lee erwartet nach der Rede von Fed-Chef Jerome Powell das Signal steigender Kurse. So viel ist für Aktionäre noch drin – und das sind die Favoriten-Sektoren.

Die Rede von Fed-Chef Jerome Powell beim Jackson-Hole-Symposium hat an der Wall Street ein starkes Signal ausgelöst – Aktien haben am Freitag rund um den Globus massiv zugelegt. Staranalyst Tom Lee von Fundstrat sieht darin den Beginn einer neuen Phase für Aktienmärkte. „Das ist ein grünes Licht für Equities – vor allem für Small Caps“, erklärte der Research-Chef und CIO von Fundstrat am Freitag im Interview mit CNBC. Der S&P 500 und der Dow Jones notierten nach Powells Worten auf Rekordhöhen, während Nebenwerte um mehr als drei Prozent zulegten.

Lee interpretiert die jüngsten Äußerungen der Notenbank als klare Abkehr vom restriktiven Kurs. „Die Fed erkennt, dass die Risiken mittlerweile stärker auf der Wachstumsseite liegen – ein weicher Arbeitsmarkt ist gefährlicher als zu starke Nachfrage. Und sie glaubt nicht mehr, dass ein enger Arbeitsmarkt automatisch Inflation bedeutet.“ Mit anderen Worten: Die Zinswende ist eingeleitet, ohne dass die Konjunktur Schaden nehmen muss.

 Breitere Marktteilnahme – Small Caps vor Comeback

Besonders spannend sei die Lage bei Nebenwerten, die seit Monaten hinter den großen Indizes zurückgeblieben sind. „Wenn die Hypothekenzinsen sinken, profitieren nicht nur Hausbauer, sondern auch Banken und Finanzdienstleister. Und wenn der ISM-Index wieder über 50 steigt, belebt das den Industriesektor“, so Lee. Nach fast 30 Monaten unter der Wachstumsschwelle könnte der Index nun drehen – ein klassisches Signal für eine breitere Marktteilnahme.

Auch die Zinsstrukturkurve, die zuletzt leicht steiler geworden ist, wertet Lee nicht als Warnung, sondern als Zeichen steigender Wachstumserwartungen. „Das ist eher ein positives Signal für zyklische Sektoren“, erklärt Lee. Defensive Branchen wie Versorger oder Basiskonsumgüter könnten hingegen an Attraktivität verlieren, weil Anleger wieder bereit seien, Risiko zu gehen.

Tech bleibt Marktführer

Neben Small Caps und Zyklikern betont Lee, dass auch Tech-Werte weiterhin zu den Gewinnern zählen. Die „Magnificent 7“ seien und blieben die Marktführer. „Man sollte in Tech investiert bleiben – diese Unternehmen treiben nach wie vor die Performance des Gesamtmarkts“, so der Fundstrat-Stratege. 

Besonders die Kombination aus KI-Investitionen und wieder lockererer Geldpolitik könnte dem Sektor zusätzlichen Rückenwind verleihen.

Krypto als strategischer Gewinner

Bemerkenswert ist Lees bullishere Sicht auf Kryptowährungen – und speziell auf Ethereum. Er zieht einen historischen Vergleich: „1971 löste sich der Dollar vom Goldstandard, was eine Welle von Finanzinnovationen auslöste. Heute sehen wir dasselbe mit der Blockchain. Ethereum ist das Herz dieser Entwicklung.“

Er verweist auf den „Genius Act“, der Stablecoins regulatorisch absichert und den Weg für institutionelle Adaption ebnet. „Wall Street zieht auf die Blockchain um – und das ist ein Moment von historischer Bedeutung“, betont Lee. Auch die Verknüpfung von Smart Contracts mit Agentic AI – also Anwendungen, bei denen künstliche Intelligenz autonom agiert, aber abgesichert werden muss – sei ein enormer Wachstumstreiber.

S&P 500 könnte bis auf 7000 Punkte laufen 

Für Lee ist die Gemengelage eindeutig: Ein geldpolitisch freundliches Umfeld, steigende Wachstumserwartungen und strukturelle Treiber in Tech, Krypto und Zyklikern bilden den Nährboden für eine Fortsetzung der Rallye. „Das Kapital wird zurück in den Markt strömen – und diesmal nicht nur in die Magnificent 7, sondern auch in zyklische Sektoren und Kryptowährungen“, fasst der Fundstrat-Stratege zusammen. Defensive Positionierungen dürften hingegen zunehmend unter Druck geraten.

Wie weit kann der Markt noch laufen? Lee sieht den S&P 500 bis zum Jahresende in einer Spanne von 6.800 bis 7.000 Punkten. „Sobald sich das Wachstum stabilisiert und die Liquidität am Markt bleibt, werden Investoren gezwungen, Positionen aufzustocken – besonders in jenen Sektoren, die bisher unterinvestiert sind“, erklärt er. Neben Small Caps zählen dazu vor allem Finanzwerte und Industriewerte.

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Und: Morgan Stanley: Big-Tech-Aktien sind so stark untergewichtet wie lange nicht – neue Kaufchancen?

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