Trotz einer relativ stabilen Q2-Bilanz bleibt LVMH unter Druck: Das Modegeschäft schwächelt – ein Warnsignal für den gesamten Luxusmarkt.
Luxus geht eben doch nicht immer. Der weltgrößte Luxuskonzern LVMH hat im zweiten Quartal 2025 zwar besser abgeschnitten als von Analysten erwartet – doch die operative Stärke reicht nicht aus, um die zunehmende Schwäche im zentralen Mode- und Lederwarengeschäft zu kaschieren.
Im Dreimonatszeitraum von Anfang April bis Ende Juni erwirtschaftete der französische Traditionskonzern einen Umsatz von 19,5 Milliarden Euro, ein Rückgang von 4 Prozent auf organischer Basis, aber immer noch etwas besser als die Konsensprognose von –4,45 Prozent. Auch im ersten Halbjahr zeigt sich das Zahlenwerk stabiler als befürchtet: Der operative Gewinn lag mit 9,01 Milliarden Euro über den Analystenerwartungen von 8,82 Milliarden Euro.
Die operative Marge hielt sich bei rund 22,6 Prozent, ein Zeichen für solide Kostenkontrolle in einem zunehmend herausfordernden Umfeld. Ein Lichtblick auch beim Free Cash Flow, der im Vergleich zum Vorjahr um 29 Prozent auf 4 Milliarden Euro stieg – bei gleichzeitig sinkender Nettoverschuldung (–16 Prozent auf 10,2 Milliarden Euro). Die Finanzstruktur bleibt also robust, selbst wenn die operative Dynamik nachlässt.
Sorgenkind: Mode und Lederwaren
Doch die Märkte richteten den Blick auf eine andere wichtige Metrik: nämlich einen Umsatzrückgang von 9 Protzet im Mode- und Lederwarengeschäft, dem Schlüsselsegment des Konzerns. Damit schnitt das Kerngeschäft deutlich schlechter ab als prognostiziert (–7,8 Prozent).
Die Marge sank zwar nicht dramatisch, doch Analysten sehen darin ein das Anzeichen für eine anhaltende Abkühlung im globalen Luxuszyklus. Marken wie Dior, Fendi oder Celine dürften laut Marktbeobachtern unter zunehmendem Preisdruck und Konsumzurückhaltung in Asien leiden.
US- und Europa-Geschäft stabil
Regional zeigt sich ein differenziertes Bild: Während der Umsatz in den USA stagnierte (±0 Prozent) – und damit deutlich besser ausfiel als erwartet (Prognose: –3,17 Prozent) – verlor Asien (ohne Japan) organisch –6 Prozent, jedoch ebenfalls weniger als prognostiziert (–9,25 Prozent).
Japan bleibt unterdessen ein Sonderfall mit einem drastischen Einbruch von –28 Prozent, was LVMH auf rückläufige Touristenzahlen und Wechselkursverzerrungen zurückführt. In Europa blieb die Entwicklung weitgehend stabil, während das Segment „Selective Retailing“ (inkl. Sephora) und Parfüm/Kosmetik leicht positive Impulse setzen konnten.
CFO gibt sich pragmatisch – Zölle als kalkulierbares Risiko
LVMH-Finanzchefin Cécile Cabanis äußerte sich auf dem Earnings Call betont sachlich: Der Konzern sieht sich geopolitisch gut aufgestellt – dennoch bleibt der Wachstumsimpuls aus China, dem wichtigsten Markt der Branche, spürbar gebremst. Ein 15 %-Zollsatz im Rahmen der laufenden US-Handelsgespräche wäre ein „gutes Ergebnis“, betonte Cabanis unterdessen.
Bernard Arnault, CEO und Konzernlenker, verwies auf die „langfristige Widerstandskraft“ der Gruppe – Innovationen, kreative Führungswechsel bei Marken wie Dior und neue Storekonzepte sollen mittelfristig Wirkung entfalten.
Analysten gespalten – Aktie nahe 5-Jahrestief
Die Bankhäuser zeigten sich nach der Veröffentlichung dagegen so wenig begeistert wie zuvor – Jefferies etwa senkte das Kursziel nach der Veröffentlichung des Zahlenwerks von 460 auf nur noch 450 Euro.
Goldman Sachs, HSBC, RBC und Barclays hatten ihre Kursziele bereits in den vergangenen Wochen nach unten angepasst. Einige Analysten sehen erste Anzeichen für „Luxury Fatigue“, also einer gewissen Sättigung der Nachfrage nach Hochpreis-Produkten – zumindest im mittleren Segment.
Aktie nahe 5-Jahrestief
Aus Anlegersicht dürft sich nach zwei Jahren im Abwärtssog unterdessen eine gewisse LVMH-Müdigkeit eingestellt haben. Seit dem Allzeithoch im Frühjahr 2023 hat sich die Aktie des seinerzeit wertvollsten Konzerns Europas inzwischen fast halbiert. Nach Bilanzvorlage kam ein Minus von weiteren drei Prozent zu.
Seit Jahresbeginn schlägt gegen den Markttrend für europäische Aktien ein happiges Minus von 26 Prozent zu Buche. Für LVMH-Aktionäre bleibt das Investment also eine Geduldsprobe. Auf einem Fünfjahrestief nach einem Kursrutsch von fast 50 Prozent zu verkaufen scheint indes ebenso fragwürdig, wie zu Allzeithochs einzusteigen.
Übrigens: LVMH befindet sich auch im BÖRSE ONLINE Luxus-Index
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