Der Internationale Währungsfonds (IWF) traut der Eurozone jetzt wieder mehr Wachstum zu. Nach Einschätzung des IWF haben sich die Wachstumsrisiken zuletzt verringert. In diesem Jahr erwartet der IWF jetzt ein Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent. Für das Jahr 2016 sagen die Experten 1,7 Prozent Wachstum voraus. 2014 betrug das Plus nur 0,8 Prozent. Die ultra-lockere Geldpolitik der EZB, der niedrige Euro-Kurs und günstigeres Öl sorgen den Analysen des Fonds zufolge für die besseren Aussichten.

Der IWF bewertet es denn auch positiv, dass die Europäische Zentralbank (EZB) an ihrer lockeren Geldpolitik festhalten will. "Wichtig ist, dass die EZB beabsichtigt, bis September 2016 bei ihrem Kurs zu bleiben und das ist, wie wir meinen, auch notwendig. Möglicherweise könnte es nötig werden, noch darüber hinauszugehen", sagte der Vize-Direktor der IWF Europa-Abteilung Mahmood Pradhan am Montag.

Auf eine bessere Konjunktur deutet auch der jüngste Anstieg des Ifo-Geschäftsklima-Index hin. Danach hat sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft im Juli überraschend verbessert. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg von 107,5 auf 108,0 Punkte, wie das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung in München soeben mitteilte.

Die vom Ifo-Institut befragten Unternehmen beurteilten ihre aktuelle Geschäftslage deutlich besser. Auch für das nächste halbe Jahr sind sie wieder optimistischer. Der Ifo-Index gilt als Frühindikator für die Entwicklung der deutschen Wirtschaft und wird monatlich aus der Befragung von rund 7000 Unternehmen aus Industrie, Handel und Bauwirtschaft ermittelt.

Auf Seite 2: Die Stunde der Value-Aktien





Kommt es wie von IWF und Ifo vorhergesagt, schlägt jetzt die Stunde der Value-Aktien. Zahlreiche Studien zeigen, dass niedrig bewertete "Value"-Aktien sich besonders gut entwickeln, wenn die Konjunktur anzieht. Die Begründung für dieses Muster ist leicht zu verstehen. In der Regel werden schließlich niedrig bewertete Unternehmen nicht ohne Grund von den meisten Anlegern verschmäht. Häufig kämpften die Value-Titel in der Vergangenheit mit Schwierigkeiten. Zieht die Konjunktur an, kommen die "Problemgesellschaften" leichter aus ihrem Sumpf heraus. Die französische Fondsgesellschaft Ossiam hat einen raffiniert konstruierten ETF auf Lager, mit dem Anleger gezielt in aussichtsreiche Value-Aktien investieren können.

Grundlage aller Studien zum Thema Value-Aktien sind bereits im Jahr 1993 veröffentlichte Ergebnisse einer Untersuchung der US-Wissenschaftler Eugene Fama und Kenneth French, die dafür inzwischen sogar mit dem Wirtschafts-Nobelpreis ausgezeichnet wurden. Fama und French zeigten anhand von US-Daten, dass die am Kapitalmarkt tatsächlich beobachteten Renditen erklärt werden können, wenn man von der Existenz systematischer Risikofaktoren ausgeht: Für den Aktienmarkt zeigten sie, dass Aktien mit kleiner Marktkapitalisierung (also "Small Caps") und Aktien mit einem hohen Verhältnis von Buchwert zu Marktwert (also "Value Aktien") über längere Zeiträume eine systematische Überrendite zum Gesamtmarkt generieren.

Die Fama/French-Ergebnisse haben in den folgenden Jahrzehnten zahlreiche ähnliche Forschungsaktivitäten ausgelöst. Dabei wurde meist untersucht, ob die Ergebnisse auch außerhalb des US-Marktes und über andere Zeiträume als die von Fama und French untersuchten gelten. Zum anderen wurde nach möglichen weiteren Risikofaktoren gesucht, die eine systematische Überrendite zum Gesamtmarkt generieren können. Dabei hat sich bezüglich des Gültigkeitsspektrums in zahlreichen Studien gezeigt, dass sich die Fama-French-Faktoren in vielen Kapitalmärkten der entwickelten Volkswirtschaften in erstaunlich robuster Weise nachweisen lassen.

Die Bedeutung und Aktualität des Fama-French-Modells lässt sich auch daran erkennen, dass wissenschaftliche Studien zum Fama- French-Modell bis in die jüngste Vergangenheit hinein durchgeführt werden. Eine der jüngsten stammt von Hanauer, Kaserer und Rapp (2013). Auch diese Forscher belegen die Gültigkeit des Fama-French-Modells, diesmal anhand der Aktien im deutschen CDAX-Index im Zeitraum von Juli 1996 bis Dezember 2011. Auch diese Untersuchung macht deutlich, dass Value-Investing auf lange Sicht eine ertragreiche Strategie ist.

Auf Seite 3: Die Auswahlkriterien für Value-Aktien





Doch anhand welcher Kriterien lassen sich Value-Aktien in der Praxis am besten identifizieren? Wer sich auf die Suche nach Indikatoren für günstige Aktien macht stößt schnell auf Kennziffern wie das Kurs-Buchwert-Verhältnis, das Kurs-Umsatz-Verhältnis, Dividendenrendite und natürlich das meist angewendete Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Auch zahlreiche ETFs nutzen einige solcher Kennziffern, um einfach und transparent Value-Aktien zu identifizieren.

Einen Nachteil haben jedoch all diese Kennziffern: Sie sind eine Momentaufnahme, die nicht unbedingt Bestand haben muss. Über die Langfristqualität eines Unternehmens sagen solche auf ein Jahr bezogene Kennzahlen wenig aus. Nobelpreisträger Robert Shiller entwickelte daher eine Kennzahl, die auf die längere Zeiträume abstellt - das Shiller-KGV. Mit dieser bereits 1981 in Zusammenarbeit mit John Campbell entworfenen Kennzahl wollte Shiller ursprünglich einschätzen, ob ganze Aktienmärkte über- oder unterbewertet sind.

Shiller selbst nennt seinen Indikator übrigens CAPE, für Cyclically Adjusted Price-Earnings. Die Kennzahl CAPE vergleicht den Marktwert eines Portfolios mit den durchschnittlichen, inflationsbereinigten kumulierten Unternehmensgewinnen über einen Zeitraum von zehn Jahren. Durch diese Glättung sollen konjunkturzyklische Effekte ausgeblendet werden.

Auf Seite 4: ETF auf Basis des CAPE





Der französische ETF-Anbieter Ossiam hat letztes Jahr auf Basis des CAPE einen ETF entwickelt. Mit diesem Ossiam Shiller Barclays CAPE Europe Sector Value TR UCITS ETF (ISIN:LU1079842321) können Anleger an der Wertentwicklung europäischer Aktien partizipieren, die nach dem CAPE-Kriterium als unterbewertet gelten. Allerdings sucht Ossiam nicht einfach nach den billigsten Aktien, sondern hat einen komplexeren Prozess aufgestellt.

Damit sollen Klumpenrisiken und andere Value-Fallen vermieden werden, etwa weil alle Aktien im ETF aus der gleichen Branche kommen. Der Ossiam Shiller Barclays CAPE Europe Sector Value TR UCITS ETF investiert deshalb stets in die vier am stärksten als unterbewertet angesehenen europäischen Branchen. Jeden Monat wird diese Branchen-Auswahl überprüft und bei Bedarf verändert.

Im Detail erfolgt diese Auswahl auf Basis des relativen CAPE-Ratios, eine normalisierte Version der Cape-Kennzahl, sowie des 12-Monats-Momentums. Als Brancheneinteilung verwendet Ossiam die zehn Sektoren des MSCI Europe Index. "Die Strategie vermeidet überbewertete Sektoren und eliminiert potenzielle Value-Fallen, um ein Sektorportfolio mit Value-Bias zu schaffen, das die Auswahl der richtigen Branchen zum richtigen Zeitpunkt ermöglicht", erklärt Ossiam.

Aktuell enthält der Ossiam Shiller Barclays CAPE Europe Sector Value ETF zu jeweils rund einem Viertel Aktien aus den Branchen Industrie, Materialien, Versorger und Telekom. Titel aus Großbritannien dominieren dabei mit etwa 26 Prozent Anteil, gefolgt von deutschen Titel mit 17 Prozent und französischen Werten mit 14 Prozent. Aktien aus Spanien und der Schweiz sind mit jeweils knapp zehn Prozent vertreten. Unter den am stärksten gewichteten zehn Titeln im ETF-Portfolio finden sich die großen europäischen Telekomgesellschaften und Energieversorger, sowie die beiden deutschen Industrietitel BASF und Siemens.

Ossiam Shiller Barclays CAPE Europe Sector Value TR UCITS ETF

ISIN: LU1079842321

Fondsvolumen: 59,5 Millionen Euro

Gesamtkostenquote: 0,65 Prozent