Donald Trump lockert die Handelsbeschränkungen für den Export von KI-Chips nach China an große Player wie Alibaba. Das ist gut für Nvidia - doch ein Konkurrent profitiert sogar womöglich noch mehr davon. Ist das auch ein Gamechanger für diese Chip-Aktie?
Nach der jüngsten Wende im US-China-Halbleiterhandel rückt nicht Nvidia, sondern Advanced Micro Devices (AMD) in den Blick vieler Investoren. Denn AMD könnte ebenfalls vom wachsenden Bedarf chinesischer Cloud- und KI-Infrastrukturen profitieren und so den Abstand gegenüber Nvidia verkürzen.
Alibaba erwägt Mega-Bestellung von AMD-AI-Chips
Nach Berichten aus dem Markt erwägt der chinesische Technologiekonzern Alibaba, zwischen 40.000 und 50.000 KI-Beschleuniger vom Typ AMD-MI308 zu ordern, um seine Rechenkapazitäten für cloudbasierte KI-Anwendungen auszubauen. Diese Chips gehören zu AMDs neuesten Modellen im Bereich künstliche Intelligenz und gelten als ernsthafte Konkurrenz zu den Nvidia-GPUs. Die potenzielle Bestellung entstand vor dem Hintergrund jüngster Lockerungen bei den US-Exportkontrollen für KI-Hardware nach China.
Das Auftragsvolumen würde im Milliarden-US-Dollar-Bereich liegen. Und das gilt als wichtiges Signal, dass chinesische Großkunden bei ihren Datenzentren und KI-Projekten nicht nur auf Nvidia setzen, sondern zunehmend auch AMD-Hardware in Erwägung ziehen.
Treffen mit Chinas Handelsminister
Zusätzliche Aufmerksamkeit löste aus, dass AMD-CEO Lisa Su kürzlich in Peking den chinesischen Handelsminister Wang Wentao traf. Laut Unternehmens- und Regierungsangaben tauschten sich beide Seiten zu AMDs Geschäftsaktivitäten in China aus, ohne konkrete Details zu veröffentlichen. Analysten sehen darin aber ein positives Zeichen für AMDs Absatzchancen im weltweit zweitgrößten Halbleitermarkt.
AMD im KI-Wettlauf gegen Nvidia
Während Nvidia mit seinen KI-Chips seit Jahren den Markt für KI-Anwendungen dominiert, hat AMD in den letzten Quartalen aufgeholt. Aktuelle Analysen zeigen, dass AMD trotz des großen Vorsprungs von Nvidia an Boden gewinnt, etwa durch differenzierte Produkte und neue Design-Wins, also der maßgeschneiderten Eingliederung von AMD-Chips in die KI-Zentren seiner Kunden.
Die MI308-Serie soll nach den Plänen von AMD aufgrund eines besseren Kosten-Nutzen-Verhältnisses und höherer Energieeffizienz in KI-Datenzentren künftig eine wichtige Rolle spielen. Im Unterschied zu Nvidia setzt AMD bei der MI308-Serie auf ein günstigeres Preisniveau und eine besonders hohe Speicherintegration pro Beschleuniger. Dadurch sinken Investitions-, Strom- und Kühlkosten je KI-Workload – ein Vorteil für die Betreiber der Rechenzentren, die laut Marktexperten mittlerweile die Skalierbarkeit über maximale Spitzenleistung stellen. Mit seiner neuen Chipgeneration erhöht AMD also seine Verkaufschancen nicht nur in China, sondern auch global.
Politische Rahmenbedingungen verstärken Chancen und Risiken
Die US-Politik hat jüngst den Export von KI-Hardware nach China wieder in Teilen erlaubt. Dies ermöglicht es Nvidia, AMD und anderen Konkurrenzfirmen, wieder nach China zu liefern. Diese Änderungen stehen im Zusammenhang mit dem geopolitischen Ringen zwischen den USA und China um die Technologieführerschaft und ist für Chipproduzenten von hoher Relevanz. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass die politischen Unsicherheiten fortbestehen, was sowohl Nvidia- als auch AMD-Aktionäre einkalkulieren sollten.
Das sagen die Analysten zur AMD-Aktie
Die Konsenseinstufung der Analysten in den letzten drei Monaten für die AMD-Aktie lautet "Kaufen". Das Konsenskursziel für die nächsten zwölf Monate beträgt knapp 286 US-Dollar, was derzeit einem Kurspotenzial von gut 33 Prozent entspricht. Bevor die Gier überhand nimmt, sollten sich Anleger aber bewusst sein, dass die AMD-Aktie derzeit bereits mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von gut 105 sehr sportlich bewertet ist. Mithin dürfte die Aktie bei zukünftigen Enttäuschungen überdurchschnittlich empfindlich reagieren.
Im Vergleich dazu stellt sich die Situation bei Nvidia etwas anders dar: Die Konsenseinstufung der Analysten in den letzten drei Monaten für die Nvidia-Aktie (ISIN: US67066G1040) lautet "starker Kauf" und das derzeitige Kurspotenzial beträgt knapp 42 Prozent. Dabei weist Nvidia ein deutlich niedrigeres KGV von „lediglich" knapp 45 auf.
Die Gretchenfrage ist nun, ob die «China-News» sich derart gewichtig auf die zukünftige Ertragslage auswirken können, dass die derzeitigen Analystenschätzungen eine Revision nach oben erfahren. Wie das ausgeht, weiß derzeit keiner. Immerhin lässt sich festhalten, dass die Analysten bereits vor den positiven "China-News" für die AMD-Aktie (ISIN: US0079031078) optimistisch gestimmt waren und dass es AMD in den letzten vier Quartalen jeweils gelungen ist, die Nettogewinnmarge zu steigern. Gleichwohl liegt diese derzeit noch weit hinter jener von Nvidia zurück (12,7 Prozent vs. 56,0 Prozent bei Nvidia).
Anleger, die nicht auf Einzelaktien setzen wollen, werden vermutlich mit dem «Künstliche Intelligenz Index» glücklicher.
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Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Nvidia.