Nahezu unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit haben die europäischen Staaten auf der Esa-Ministerratskonferenz Space19+ Ende November ein umfangreiches Finanzpaket für Aktivitäten im Weltall geschnürt. Während die europäische Gemeinschaft sonst nicht gerade mit Einigkeit glänzt, scheint man beim Thema Raumfahrt wohl einer Meinung zu sein. Mehr als 14 Mrd. Euro werden für Aktivitäten im Weltall investiert, wobei Deutschland die Führung übernimmt. "Damit haben wir in der Raumfahrtindustrie große Planungssicherheit für die kommenden Jahre. Die Konferenz ist auch für OHB ein großer Erfolg", fasste OHB-Vorstandschef Marco Fuchs die Ergebnisse zusammen.

Ein Fokus liegt auf dem Klimaschutz und der Erdbeobachtung, 1,8 Mrd. Euro fließen in das Programm Copernicus. Damit können wahrscheinlich alle sechs geplanten Missionen umgesetzt werden. Allerdings hat die europäische Raumfahrtagentur ESA die millionenschweren Aufträge noch nicht ausgeschrieben. "Für OHB rechnen wir weiter damit, zwei Missionen zu führen und bei weiteren dabei zu sein", so Fuchs. Gerade um die wichtige Mission zur CO2-Überwachung dürfte es einen scharfen Wettbewerb geben.

In die Karten spielt OHB auch, dass viel mehr Geld für die Asteroidenabwehrmission HERA zur Verfügung stehen wird. Die Ausschreibung ist bereits zugunsten der Bremer erfolgt, im ersten Halbjahr 2020 werden wohl die Verträge unterschrieben. Zugleich hat die ESA auch ein klares Bekenntnis für den Zukunftsmarkt der Mini-Launcher abgegeben.

Mondmission entfacht Fantasie


Mittel- bis langfristig sorgt das Thema Raumtransport für viel (Kurs-) Fantasie. OHB könnte in den nächsten Jahren viel mehr in den Fokus der breiten Öffentlichkeit sowie von Investoren rücken. Die USA planen im Rahmen des "Artemis"-Programms für 2024 die nächste Mondmission und brauchen dafür eine Umsteigestation. OHB erarbeitet im Auftrag der NASA ein Versorgungskonzept. Und auch beim Mondlandesystem Blue Moon wollen die Bremer mitmischen: Hier läuft eine Zusammenarbeit mit dem Raketenbauer Blue Origin von Amazon-Chef Jeff Bezos. Zudem unterstützt OHB Israels Mond-Pläne für 2021. Seit Jahresbeginn läuft eine Kooperation der Bremer mit Israel Aerospace Industries. Ziel ist die Weiterentwicklung einer Mondfähre.

Ähnliche Rally wie 2010 und 2017?


Auch wenn die lukrativen Aufträge von der ESA noch nicht ausgeschrieben wurden - auf OHB kommt in den kommenden Jahren wahrscheinlich viel Arbeit zu. An der Börse hebt die Aktie seit wenigen Tagen ab, ein bullishes aufsteigendes Dreieck wurde kürzlich nach oben aufgelöst. Von fundamentaler und technischer Seite liegen die Schalter auf grün, die Rekordmarke um 50 Euro dürfte sich nur als Zwischenziel erweisen. In 2017 schoss der Kurs ohne Pause um rund 150 Prozent in die Höhe, bis zur oberen Aufwärtstrendlinie bei 62 Euro (grün gestrichelt) besteht noch viel Luft. Nur die Markttechnik mahnt ein wenig zur Vorsicht, der Abstand von 28 Prozent zur 200-Tage-Line (hier als 40-Wochen-Durchschnitt) signalisiert eine leichte Überhitzung. In Rally-Phasen wie 2010 und 2017 kletterte die Differenz auch auf über 70 Prozent - dies würde aktuell auf eine Zielregion von rund 55 Euro hinauslaufen. Wer mutig ist und mit noch mehr Power bei der Kursrakete einsteigen möchte, greift zum Bull-Schein MF8XH5. Rund 85 Prozent sind möglich, wenn die Region um 60 Euro angelaufen wird.

Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar". Der Spezialist für Technische Analyse ist regelmäßiger Gast bei n-tv und dem Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse.

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