Verlässlichkeit steht gerade hoch im Kurs. Vor dem Hintergrund einer ganzen Serie von Gewinnrevisionen anderer börsennotierter Konzerne feierten Investoren den Medizintechnikkonzern Philips: Chef Frans van Houten gab grünes Licht für den Jahresausblick, die Niederländer wollen den Umsatz im laufenden Jahr unverändert um vier bis sechs Prozent steigern. Die Aktie des nach einem grundlegenden Umbau in den vergangenen Jahren stark verschlankten Unternehmens stieg auf ein Allzeithoch.

Nach einem eher schwachen Auftaktquartal mit mäßigen zwei Prozent Wachstum und einem operativen Ergebnis unter Erwartungen zeigte sich das Geschäft von April bis Juni deutlich belebt: Der Umsatz zog stärker als erwartet um sechs Prozent an, das operative Ergebnis kletterte um 14 Prozent auf 549 Millionen Euro. Alle drei Sparten - Diagnose, vernetzte Pflege sowie Gesundheitspflege - trugen zum Wachstum bei.

Die Niederländer verzeichneten zudem in allen regionalen Segmenten Zuwächse. "Wir hatten starke Zugkräfte in den Schwellenländern, darunter China, und das wird sich voraussichtlich auch fortsetzen", sagte van Houten. Im Verlauf des Jahres rechnet der Vorstand auch mit einer Belebung in den USA und Europa.

Der Niederländer hat Philips konsequent auf die Medizintech­nik konzentriert. 2011 schrieb der Konzern noch gut ein Viertel mehr Umsatz, 30 Prozent des Geschäfts entfielen auf die Lichttechniksparte, knapp 20 Prozent auf die Unterhaltungselektronik. 2006 war bereits das Chipgeschäft NXP an die Börse gebracht worden. Die Fokussierung trägt Früchte: Lag die operative Rendite 2011 bei knapp fünf Prozent, so fährt Philips inzwischen eine Marge von rund zwölf Prozent ein.

Neue Wege für Kliniken


Auch im Kerngeschäft geht van Houten neue Wege. In der Diagnosesparte, die 43 Prozent des Quartalsumsatzes von 19 Milliarden Euro lieferte, setzt Philips nicht mehr bloß auf den Verkauf Millionen teurer Großgeräte wie Computertomografen. Die Niederländer sehen ihr Unternehmen inzwischen als Dienstleister, der Großgeräte an Krankenhäuser vermietet, Kliniken berät und ihnen eine vernetzte IT-Infrastruktur zur Verfügung stellt. Die Abrechnung erfolgt pro Behandlung, was den Kunden entgegenkommt, die vielfach unter hohem Kostendruck stehen und sich die Anschaffung teurer Großgeräte nur schwer leisten können.

Zusätzlich fährt van Houten einen konsequenten Sparkurs. Im zweiten Quartal schraubte er die Kosten um 146 Millionen Euro runter, hierzu trugen auch Verbesserungen im Einkauf bei. In Summe will der Philips-Chef die Rentabilität weiter steigern: um 100 Basispunkte pro Jahr mit dem Ziel, im Jahr 2020 auf 15 Prozent operative Marge zu kommen. Das ist Medizin für den Aktienkurs, wie auch das neue Rückkaufprogramm im Volumen von 1,5 Milliarden Euro, das der Konzern im Januar verkündete. Bis Ende Juni wurden 21 Prozent davon umgesetzt. Der Rest dürfte den Kurs künftig wirkungsvoll stützen.

Rekordhoch: Die Aktie reagierte stark positiv auf die Ergebnisse, der Blick ins zweite Halbjahr stimmt zuversichtlich. Attraktiv.

Empfehlung: Kaufen.
Kursziel: 50,00 Euro
Stoppkurs: 34,00 Euro