Grund für die Trennung ist ein Interview, das Albert der "Süddeutschen Zeitung" gegeben hatte. Dort hatte er sich kritisch zur jüngsten Entwicklung des Konzerns geäußert und auch eine Spitze gegen ProSiebenSat.1-Chef Max Conze gesetzt.

Offiziell gab es für Albert nur warme Worte zum Abschied. Aufsichtsratschef Werner Brandt äußerte sich nicht zu Alberts umstrittenen Interviewaussagen und dankte ihm für "seine langjährigen und besonderen Verdienste". Albert selbst wurde nur mit den Worten zitiert, dass er "aufrichtig dankbar" sei, dass er eineinhalb Jahrzehnte "für dieses außergewöhnliche Unternehmen in Verantwortung arbeiten durfte". Er war seit 2005 für die Firma tätig und seit Oktober 2011 im Vorstand. Im Frühjahr 2018 war er für rund drei Monate vorübergehend Konzernchef und zuletzt zuständig für alle rechtlichen, medienpolitischen und Compliance-Angelegenheiten.

In dem Interview hatte Albert am Dienstag ProSieben noch als "einzigartiges Unternehmen" gewürdigt, das etwa mit innovativen Programmen und Initiativen die Branche geprägt und für medienpolitisch relevante Vorstöße gesorgt habe. "Auf all dies muss man sich wieder besinnen, sonst bleibt der Eindruck einer Vorstands-Soap-Opera auch am Unternehmen haften", sagte Albert der Zeitung. Er hatte auch angekündigt, seinen Ende April 2021 auslaufenden Vertrag nicht fortsetzen zu wollen. Er habe bereits im Juni 2019 Chefkontrolleur Brandt informiert, dass er "in der aktuellen Konstellation" nicht verlängern wolle. Dies galt ebenfalls als Kritik an Konzernchef Conze.

Conze, zuvor Chef beim britischen Staubsaugerhersteller Dyson, hat den Konzern im Juni 2018 übernommen. Seitdem ist der Aktienkurs von ProSiebenSat.1 um rund 60 Prozent eingebrochen. Conze steht unter Druck, das Unternehmen unabhängiger vom schwächelnden TV-Werbegeschäft zu machen. Sein Vertrag läuft bis Ende Mai 2021. Die Frage, ob der Kontrakt wie üblich vorzeitig verlängert wird, dürfte damit bald anstehen. ProSiebenSat.1 steht auch unter Beobachtung von Großaktionär Mediaset. Die Italiener wollen von der ProSieben-Strategie abhängig machen, ob sie ihren Anteil von 15,1 Prozent halten, verkaufen oder aufstocken. Conze will mit einer 500-Millionen-Euro-Übernahme des US-App-Entwicklers Meet Group das Ruder herumreißen. Für Gegenwind dürften die Folgen des Coronavirus sorgen. Denn in der erwarteten Rezession werden sich TV-Werbekunden wohl zurückhalten. Konkurrent RTL spürt bereits erste Stornierungen.

rtr