Angesichts der neuen Bedrohungen für den Weltfrieden etwa durch Russland oder China kommen die Staaten der NATO um eine starke Aufrüstung nicht herum. Davon werden Militärlieferanten lange profitieren.

Als mit dem Fall der Berliner Mauer das Wettrüsten des Kalten Krieges ein Ende nahm, schraubten in den folgenden Dekaden vor allem westliche Staaten ihre Verteidigungsausgaben zurück, verkleinerten die Heere oder setzten sogar wie die Bundesrepublik die Wehrpflicht komplett aus.

Rüstungshersteller weltweit suchten sich neue, zivile Geschäftsbereiche. Die damalige MAN-Tochter Renk etwa baut Getriebe für Stromgeneratoren, Rheinmetall verstärkte sich im Automotive-Sektor. Selbst US-Rüstungsgiganten wie Lockheed Martin oder Northrop Grumman entdeckten zivile Märkte, etwa mit Frachtflugzeugen oder Sortiertechnik für die US-Post. Die sogenannte Friedensdividende und der globale Handel sorgten für steigende Aktienmärkte.

Bedrohungslage hat sich fundamental verändert

Kriege und Scharmützel gingen jedoch auch nach 1990 weltweit weiter – besonders im Nahen Osten, in Afrika und Asien. China nutzte sein Wirtschaftswachstum zur Aufrüstung und zunehmenden Bedrohung der Anrainer des Südchinesischen Meeres.

Als Russland 2014 die Krim annektierte, nahm die Weltgemeinschaft dies noch als regionalen Konflikt hin. Spätestens seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine ist jedoch klar: Nur Staaten, die sich militärisch wehren können, sind vor aggressiven Regimen wie Putins Moskau sicher.

Um Frieden, Freiheit, Demokratie und Wohlstand zu sichern, müssen sich vor allem die Länder Europas und des Nahen Ostens gegen die Bedrohung durch Russland, Belarus und terroristische Organisationen wie Hamas, Hisbollah oder IS wappnen.

Trump-Faktor treibt Europas Aufrüstung

US-Präsident Donald Trump hat die NATO-Partner mit seiner Forderung nach höheren Verteidigungsausgaben unter Druck gesetzt. Ziel: fünf Prozent des BIP für Verteidigung. Für Europas NATO-Staaten bedeutet das eine Verdoppelung der Investitionen auf bis zu 2800 Milliarden Euro in den nächsten zehn Jahren.

Während die fünf größten Rüstungskonzerne — Lockheed, Raytheon/RTX, Northrop Grumman sowie Boeing — in den USA sitzen, sorgt Trumps Unberechenbarkeit dafür, dass viele Länder ihre Beschaffung überdenken. Der Wunsch nach mehr Unabhängigkeit von US-Technik wächst.

Verstärkt wird dieser Trend durch Trumps Drohungen, die NATO zu verlassen und die Verteidigung Europas allein den europäischen Partnern zu überlassen. Das Vertrauen in US-Schutz ist erschüttert.

US-Konzerne profitieren weiter – Europa aber noch stärker

Zwar wird auch die Auftragslage der US-Konzerne steigen — Trumps „Kriegsminister“ Pete Hegseth plant den verstärkten Einsatz im Inland — doch die europäischen Hersteller dürften die Nase vorn haben.

Rheinmetall: Highflyer im DAX

Mit rund 2500 Prozent Kursgewinn in weniger als vier Jahren gehört Rheinmetall zu den besten Aktien des Sektors. Der Düsseldorfer Konzern bezeichnet sich als „führendes internationales Systemhaus der Verteidigungsindustrie“ und deckt mit seinem Produktportfolio Panzer, Flugabwehr, Drohnenaufklärung und Marinegeschütze ab.

Rheinmetall hält starke Marktanteile bei Munition mittlerer und großer Kaliber, etwa durch eine Fabrik in den USA. Lettland hat ein eigenes Werk bestellt, die USA bestätigten jüngst einen Auftrag über 444 Millionen Dollar. Der Auftragsbestand wuchs auf 63,2 Milliarden Euro – bei einem Börsenwert von 90 Milliarden Euro bleibt Spielraum für weitere Kursgewinne.

Thales: Europäischer Technologieriese

Nahe ihrem Höchstkurs notiert auch die Aktie von Thales. Das französische Verteidigungs- und Technologieunternehmen besitzt eine große zivile Produktpalette mit militärischer Relevanz — etwa in Cybersicherheit und Luft- und Raumfahrt.

Die ESA hat Thales mit der Entwicklung des ersten europäischen Quantenkommunikationssystems im All (Mission SAGA) beauftragt. Ziel: abhörsichere Regierungs- und Militärkommunikation. Das Analysehaus Kepler Cheuvreux empfiehlt die Aktie zum Kauf – wegen starkem organischen Wachstum und Bewertungsabschlag gegenüber vergleichbaren Unternehmen.

Leonardo: italienischer Partner und Panzerbauer

Joint-Venture-Partner von Thales bei SAGA ist der italienische Konzern Leonardo. Er produziert klassische Rüstungsgüter sowie Technologien für Luft- und Raumfahrt und Informationssicherheit.

Mit Rheinmetall entwickelt Leonardo einen italienischen Kampfpanzer und gepanzerte Landfahrzeuge. Der Auftragsbestand lag im August 2025 bereits bei 45 Milliarden Euro. Trotz 1000 Prozent Kursgewinn in fünf Jahren sehen Analysten weiteres Aufwärtspotenzial.

Elbit Systems: Drohnen und Hightech aus Israel

Das israelische Unternehmen Elbit Systems, mit Entwicklungsstandort in Ulm, zählt zu den führenden Herstellern militärischer Drohnen. Erst vergangene Woche erhielt Elbit einen Auftrag über 120 Millionen US-Dollar für das unbemannte Flugsystem Hermes 900 (UAS) zur maritimen Fernüberwachung.

Die UAVs können mit Raketenwerfern ausgerüstet werden. Elbit liefert außerdem Funk- und Nachtsichtgeräte, Ziellaser, digitale Gefechtsfelder, unbemannte Wasserfahrzeuge, Helikopterausrüstung sowie Cyberabwehrtechnologie. Die Aktie hat sich seit 2021 stark entwickelt — allein im letzten Jahr hat sie sich verdoppelt. Das Kursziel von 500 Euro gilt als konservativ.

Hohe Bewertungen mit Substanz

Wie bei anderen Rüstungsaktien liegt auch bei Elbit das Kurs-Gewinn-Verhältnis hoch — gerechtfertigt durch volle Auftragsbücher und steigende Gewinne in den kommenden Jahren. Die Rüstungskonjunktur dürfte mindestens über das nächste Jahrzehnt anhalten.

Viele Historiker sind überzeugt, dass der Zusammenbruch der Sowjetunion nur möglich war, weil US-Präsident Ronald Reagan in den 1980er-Jahren die Rüstungsausgaben stark erhöhte. Dieses Wettrüsten ruinierte die sowjetische Wirtschaft. Eine Analogie zum römischen Schriftsteller Vegetius (4. Jh.): „Si vis pacem, para bellum.“ Wenn du Frieden willst, bereite dich auf den Krieg vor.

Hinweis: Der Artikel stammt aus der aktuellen Heftausgabe von BÖRSE ONLINE (41/25), die Sie hier finden.

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Rheinmetall (WKN: 703000)