Eine Nachricht, die dem bereits starken Momentum in Moskau noch mehr Kraft verleiht: Anfang der Woche bestätigten Russland und die in der OPEC zusammengeschlossenen erdölproduzierenden Staaten ihre Bereitschaft, an den 2017 vereinbarten Förderkürzungen bis Ende des Jahres festzuhalten. Auch im kommenden Jahr will man eng zusammenarbeiten. Die Ölsorte Brent Crude stieg daraufhin auf 68 Dollar. In den vergangenen sechs Monaten hat der Rohstoff damit um über 40 Prozent zugelegt. Vom schwarzen Gold hängt viel ab. Die Verkaufserlöse von Öl und Gas decken rund 50 Prozent des russischen Staatshaushalts. "Vor der Einigung mit der OPEC war der Druck auf die Finanzen erheblich", sagt Hugo Bain, Manager des Pictet-Russian Equities. Mittlerweile ist die Neuverschuldung von vier auf unter zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts gesunken.

Auch die Konjunktur nimmt wieder Fahrt auf. "Russlands Ökonomie ist heute in einem wesentlich besseren Zustand als noch vor zwei Jahren", analysiert Bain. Damals schrumpfte die wirtschaftliche Gesamtleistung noch um fast vier Prozent. 2018 und im kommenden Jahr erwartet die Weltbank jedoch wieder eine Zunahme von jeweils 1,8 Prozent.

An der Börse in Moskau kommen die Verlängerung der Förderkürzungen und die verbesserten Wachstumsperspektiven gut an. Seit Jahresanfang bringt es der MSCI Russia auf fünf Prozent. Noch besser schlug sich der Pictet-Russian Equities. Der Fonds, der sich relativ unabhängig vom Vergleichsindex positioniert, schaffte zwölf Prozent. Bain ist zuversichtlich, dass der Kursaufschwung anhält: "Weltweit gibt es keinen weiteren zyklischen Markt mit attraktiveren Bewertungen." Russische Aktien weisen derzeit im Schnitt ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von um die fünf auf. Für zusätzliche Kursfantasie sorgt die nachlassende Inflation. Russlands Zentralbank eröffneten sich so Spielräume, die Zinsen weiter zu senken, sagt Bain. Niedrige Inflationsraten sorgten auch für einen Anstieg der Konsumnachfrage. Davon profitierten Unternehmen wie beispielsweise X5 Retail Group. Der Manager erwartet, dass sich im Laufe des Jahres zunehmend internationale Investoren für Russland interessieren werden, die nicht mehr allzu viel Potenzial am US-Markt oder in Europa erkennen. Zumal russische Aktien auch noch mit hohen Dividendenrenditen locken. Um Lücken im Staatshaushalt zu schließen, hatte der Kreml staatseigene Unternehmen wie Gazprom, Lukoil oder Aeroflot verpflichtet, die Dividendenzahlungen von 25 auf 50 Prozent des Gewinns zu erhöhen.

Keine Angst vor Sanktionen



Einen Termin warten viele Investoren jedoch noch ab: Die USA entscheiden Ende Januar, ob sie die gegen Russland wegen der Krim-Annexion verhängten Sanktionen verschärfen. Auch wenn sich dazu im US-Kongress eine Mehrheit finden sollte, fürchtet Bain keine negativen Folgen für Wirtschaft und Börse. "Die Sanktionen haben auch ihre guten Seiten." Unter anderem hätten die Unternehmen auf kostspielige Investitionen im Ausland verzichtet und stattdessen ihre Bilanzen in Ordnung gebracht. Auch das motiviert Investoren zum Kauf.