Früher raus aus der Kohleverstromung, mehr Tempo beim Ausbau der regenerativen Energien. Konzernlenker Markus Krebber überrascht bei RWE zudem mit einem milliardenschweren Zukauf in Amerika. Anleger belohnen seine Strategie bei der RWE-Aktie. Von Klaus Schachinger

Markus Krebber beschleunigt den Wandel von Deutschlands größtem Energieversorger RWE zum Produzenten und Lieferanten von grünem Strom. In einer Vereinbarung in Eckpunkten mit dem Bundeswirtschaftsministerium und dem Wirtschaftsministerium in NRW verpflichtet sich RWE, schon im Jahr 2030 aus der Kohleförderung auszusteigen, acht Jahre vor dem von der Bundesregierung avisierten Ende. Kurzfristig sollen jedoch zwei Kohlekraftwerksblöcke des Versorgers, die Ende 2022 stillgelegt werden sollten, bis Frühjahr 2024 am Netz bleiben.

Um diesen zusätzlichen Braunkohlebedarf zu decken, seien aber keine weitere Umsiedlungen von Ortschaften notwendig, versicherte RWE. Die Verlängerung der Laufzeiten ist notwendig, um im Netz eine ausreichende Stromversorgung zu gewährleisten, sodass Deutschland den Ausfall der Gaslieferungen aus Russland auch durch Einsparungen in Haushalten und Unternehmen ausgleichen kann.

Wenige Tage zuvor hatte RWE-Lenker Krebber an den Kapitalmärkten mit einer milliardenschweren Übernahme für Aufsehen gesorgt. Für umge- rechnet 6,9 Milliarden Euro, einschließlich Verbindlichkeiten, erwirbt RWE den Entwickler und Betreiber von Solaranlagen Con Edison Clean Energy Businesses von Amerikas größtem Fernwärmenetzbetreiber Con Edison in New York. 

RWE kauft dicken Fisch in den USA zu

Mit dem Zukauf erhöht RWE die installierte Leistung seines US-Portfolios aus Wind-, Solar- und Batteriespeicheranlagen auf 7,2 Gigawatt (GW). Die Essener werden damit in den USA zweitgrößter Betreiber von Solaranlagen und viertgrößter Lieferant von grünem Strom. Rund 90 Prozent der von Con Edison Clean Energy Businesses installierten 3,1 GW sind Solaranlagen.

Dazu kommt eine Entwicklungspipeline von weiteren sieben GW, die RWEs Projektplanung in den USA auf 24 GW erhöht. Bei der Finanzierung des Kaufs holte RWE Katars Staatsfonds QIA ins Boot. Mit der Zeichnung einer Pflichtwandelanleihe im Wert von 2,43 Milliarden Euro kann dieser 9,1 Prozent an RWE erwerben und dessen größter Aktionär werden.

„Ich freue mich, dass QIA die Ambitionen von RWE, schneller und stärker zu wachsen, mit zusätzlichem Eigenkapital unterstützt“, begrüßte Krebber den neuen Großaktionär. Die verbliebenen 4,4 Milliarden Euro finanziert RWE über Kredite. Einschließlich der bis 2030 avisierten Investitionen von 30 Milliarden Euro für den Ausbau des Portfolios für grünen Strom dürfte sich RWEs Verschuldung dem Dreifachen des operativen Gewinns (Ebitda) nähern und somit dem oberen Ende des vom Konzern mittelfristig avisierten Korridors, schätzen Experten des Börsendienstes Bloomberg.

Einschätzung zur RWE-Aktie

Der von Krebber angestrebte Erhalt eines Investment-Grade-Ratings für günstige Refinanzierungen, eine Kreditbonität von mindestens „BBB“, sei damit nicht gefährdet, urteilen die Experten. Gelungen sei der mittelfristige finanzielle Spagat durch QIAs zusätzliches Eigenkapital, 1,9 Milliarden Euro Cashreserven von RWE zum Halbjahr und mit dem von Con Edison Clean Energy Businesses im nächsten Geschäftsjahr erwarteten Beitrag von etwas mehr als 600 Millionen Euro zum operativen Gewinn (Ebitda) von RWE.

Übrigens: RWE befindet sich auch im BÖRSE ONLINE Grüne Zukunft Index. Dieser Index mit der WKN DA0ABH setzt insgesamt auf 16 gleichgewichtete Aktien aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien, wie auch Nel Asa oder Enphase Energy. 

Dieser Artikel erschein zuerst in Euro am Sonntag 40/2022. Hier erhalten Sie einen Blick ins Heft.

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