Sechs Jahre lang warben die Finanzplätze Dubais, Abu Dhabis und Katars um das Vertrauen internationaler Investoren. Im Juni 2014 war es so weit, sie hatten den Indexanbieter MSCI überzeugt. Dieser stuft seither die drei Golfstaaten nicht mehr als Frontier Markets, sondern als Schwellenländer ein. Unternehmen wie Aldar Properties, Dubai Islamic Bank oder Arab Tec sind nun Teil des MSCI Emerging Markets. Dieser Index ist Vergleichsmaßstab für etliche Fonds, auch zahlreiche Schwellenländer-ETFs bilden diese Benchmark ab. Und das Upgrade treibt die Notierungen: Der Dubai Financial Markets General Index bringt es seit Jahresanfang auf ein Plus von mehr als 80 Prozent. Deutliche Kursgewinne verzeichneten auch die Börsen in Abu Dhabi und Katar.

Die Bemühungen der Staaten, ihre Volkswirtschaften breiter aufzustellen, sorgen für anhaltende Kursfantasie. Dubai beispielsweise setzt auf Tourismus. 2013 kamen bereits elf Millionen Urlauber, im Jahr 2020 sollen es über 25 Millionen sein. Neben der Sonne soll dann auch die Expo Gäste anziehen. Allein die Vorbereitungen für die Weltausstellung tragen 0,6 Prozentpunkte zum jährlichen Wirtschaftswachstum von rund vier Prozent bei.

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Die Vorteile einer Integration in die globale Finanzwelt hat mittlerweile auch Saudi-Arabien erkannt. Die Saudi Arabian Capital Market Authority will die bislang nur Anlegern aus den Golfstaaten (Saudi- Arabien, Kuwait, Bahrain, Vereinigte Arabische Emirate und Oman) offenstehende Börse voraussichtlich im ersten Halbjahr 2015 auch institutionellen Investoren aus dem Ausland zugänglich machen. Bislang konnten diese nur mithilfe von Derivaten an der Kursentwicklung partizipieren. Der Magna Mena Fund hält saudi-arabische Investments indirekt über Banken vor Ort, die diese treuhänderisch verwalten. Er legt fast 60 Prozent seiner Mittel in Riad an.



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Saudische Spezialitäten

Die Börse in Riad hat indes durchaus ihre Besonderheiten. Das zeigt sich etwa bei Neuemissionen. Vor allem, wenn staatliche Unternehmen Anteile an die Börse bringen, übersteigt die Nachfrage der Privatanleger das Angebot deutlich. Das jüngste Initial Public Offering (IPO) von 300 Millionen Aktien der National Commercial Bank (NCB) - mit knapp fünf Milliarden Euro Emissionsvolumen der zweitgrößte Börsengang weltweit in diesem Jahr - war gleich um das 27-Fache überzeichnet. Meist ziehen die Kurse nach der Erstnotiz deutlich an. Denn erst dann dürfen Großanleger einsteigen. So legten etwa Aktien von Saudi Arabian Mining Company und Alinma Bank nach ihrem Börsendebüt in der Spitze jeweils um 60 Prozent zu. Auch die Zeichner von NCB-Anteilen wurden bislang nicht enttäuscht. Der Aktienkurs der größten Investmentbank Saudi-Arabiens stieg seit dem IPO vor zwei Wochen um über 44 Prozent.

Solche Kursanstiege sind politisch gewollt. Die Regenten des Wüstenstaates wollen in ihrem Land einen Arabischen Frühling verhindern. Sie verteilen daher den Wohlstand des ölreichen Landes über die Börse an die Bürger. Solange die Untertanen beziehungsweise die Investoren zufrieden sind, stellen sie den Machtanspruch der Dynastie Saud nicht infrage, glaubt das Königshaus. Es ermutigt daher staatliche Unternehmen, an die Börse zu gehen. Schon jetzt beträgt die Marktkapitalisierung der 178 im Leitindex Tadawul All Share notierten Unternehmen 423 Milliarden Euro. Die Börse in Riad ist damit die wichtigste und liquideste im Nahen und Mittleren Osten. Sollten die Behörden ein Engagement ausländischer Investoren ohne jegliche Restriktionen erlauben, werden die Werte ebenfalls den MSCI Emerging Markets bereichern. Die Middle East and Islamic Finance Group rechnet nach Öffnung der Börse mit einem Zufluss von 28 Milliarden Euro aus dem Ausland.

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Wie in Dubai sprechen auch die Anstrengungen Saudi-Arabiens, die Abhängigkeit vom Öl zu reduzieren, für einen Einstieg. Das Land investiert massiv in die Infrastruktur. Laut der Infrastrukturdatenbank MEED werden derzeit 80 Megaprojekte - Investitionsvolumen jeweils mindestens eine Milliarde Euro - betrieben, die bis 2030 fertig sein sollen. Auch in Gesundheit, Bildung und Informationstechnologie werden enorme Summen gesteckt. Die dafür notwendigen Mittel sind dank des Ölexports, der bislang noch 90 Prozent der Staatseinnahmen ausmacht, reichlich vorhanden: Laut Germany Trade and Invest, der Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland für Außenwirtschaft und Standortmarketing, verfügt Saudi-Arabien über Reserven von 600 Milliarden Euro.

Risiken gibt es dennoch. Sollte der Ölpreis länger unter Druck bleiben, droht der Staatshaushalt ins Minus zu rutschen, auch dürften die Kurse - speziell von Unternehmen aus der Petrochemie wie Saudi Basic Industries - leiden. Zudem gibt es politische Gefahren: In Saudi-Arabien wächst die Furcht, eines der nächsten Ziele der Terrorgruppe IS zu werden.

Auch für Ägypten wäre ein anhaltend niedriger Ölpreis schlecht, wird das Land derzeit doch massiv von Saudi-Arabien unterstützt. Nicht auszuschließen, dass Riad die Mittel dann kürzt. Das aber dürfte den Aufwärtstrend an den Börsen in Kairo und Alexandria bremsen.

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