Differenzkontrakte sind in Großbritannien erfunden worden und hierzulande inzwischen beliebter als auf der Insel. Dennoch hat sich die englische Bezeichnung Contracts for Difference oder einfach nur CFDs durchgesetzt. Mit CFDs können spekulative Investoren auf steigende (Long-Position) oder auf fallende Märkte (Short-Position) setzen. Als Basiswerte kommen außer Aktien und Aktienindizes noch andere Anlageklassen in Betracht. Auch auf Preisschwankungen von Rohstoffen wie Gold und Öl oder von Währungspaaren wie Euro/US-Dollar oder Euro/Britisches Pfund setzen CFD-Trader gern.
Im Gegensatz zu verbrieften Derivaten wie Optionsscheinen oder Knock-out-Papieren werden CFDs außerbörslich - also direkt über einen Anbieter (Market Maker) - gehandelt. Dazu müssen die Investoren bei einem Broker ihrer Wahl ein Depotkonto eröffnen. Rechtlich gesehen sind Differenzkontrakte also eine Vereinbarung zwischen dem Anleger und seinem Broker. Der CFD-Anbieter stellt zudem die Kurse, legt die Bedingungen fest und bietet entsprechende Handelsmöglichkeiten.
Bei Flatex haben wir seit Jahresbeginn gesehen, dass die Achterbahnfahrt immer mehr CFD-Trader auf den Plan ruft. Die Handels-umsätze sind in den ersten beiden Monaten 2016 um mehr als 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Differenzkontrakte sind nicht nur etwas für Börsenprofis. Jeder, der das Funktionsprinzip verstanden hat, ist in der Lage, diese für sich zu nutzen. Wie bei allen Investments ist es wichtig, sich über die Risiken im Klaren zu sein. Die Hebelwirkung entfaltet sich bei CFDs, weil man nur einen Bruchteil des Basiswerts zahlt. Anleger hinterlegen bei ihrem Broker lediglich einen kleinen Teil des Basiswerts als Sicherheitsleistung (Margin). Es gilt: Je kleiner die Margin, desto größer der Hebel. Beispiel DAX: Angenommen, der Index notiert bei 10 000 Punkten und ein CFD-Anleger setzt mit einer Long-Position auf steigende Kurse. Er hinterlegt bei seinem Broker 100 Euro, also ein Prozent des gehandelten Werts. Dies bedeutet im Endeffekt einen Hebel von 100. Steigt der DAX um ein Prozent auf 10 100 Zähler, gewinnt der Investor 100 Euro. Während der Index um ein Prozent zulegt, erzielt der Investor eine Rendite von 100 Prozent auf sein eingesetztes Kapital.
Das Prinzip wirkt aber auch umgekehrt: Bewegt sich der DAX im obigen Beispiel um ein Prozent nach unten (also in die nicht erwartete Richtung), ist das eingesetzte Kapital komplett verloren (Totalverlust). Im schlechtesten Fall ist es sogar möglich, dass man Geld nachschießen muss, wenn sich der Basiswert ganz schnell oder beispielsweise über Nacht in die "falsche" Richtung bewegt. So kann es sein, dass das System die Position nicht automatisch schließt, bevor das Konto ins Minus rutscht.
Dem kann man entgegentreten, indem man mit kleineren Hebeln arbeitet. Hinterlegt man zum Beispiel zehn Prozent des gehandelten Werts als Margin, entsteht ein Hebel von zehn. Bei einer Margin von 100 Prozent entstünde sogar ein Hebel von nur eins. In diesem Fall würde man genau eins zu eins an der Kursentwicklung des Basiswerts teilnehmen. Alle CFD-Anbieter stellen ihren Kunden aber auch Sicherungsinstrumente wie Stop-Loss-Order zur Verfügung. So kann jeder Trader sein eigenes Risikomanagement aufbauen. Entscheidend für den Investmenterfolg ist das richtige Timing. Viele Trader nehmen dabei die Charttechnik zu Hilfe. Erfahrung und Gespür für den Markt sind aber ebenfalls notwendig.
Oswald Salcher
Salcher studierte Wirtschaftsinformatik in Wien und arbeitet seit 18 Jahren in börsennahen Berufen. Er begann seine Karriere 1998 beim Börseninformationsdienst TeleTrader und gilt als ausgesprochener CFD-Spezialist. Der Onlinebroker Flatex, ein Unternehmen der FinTech Group AG, feiert in diesem Jahr seinen zehnten Geburtstag. Flatex hat inzwischen mehr als 150 000 Kunden in Deutschland und Österreich.