Es gibt Informationen, die Anleger kaum aus Geschäfts- oder Quartalsberichten erfahren. Etwa warum Datagroup wahrscheinlich bald seinen nächsten Zukauf meldet, weshalb Nanogate seine Jahresziele ziemlich sicher erreicht oder dass der Staramba-Chef fast schon auftritt wie Tesla-Boss Elon Musk oder Snapchat-Gründer Evan Spiegel.

Einen Blick hinter die Zahlenkolonnen bekamen Investmentprofis auf der Frühjahrskonferenz des Equity Forums in Frankfurt. Sie gehört in der Nebenwerteszene zu den wichtigen Jahresauftaktveranstaltungen. Und selten war der Andrang auf dem traditionell eher überschaubaren Treffen so groß wie in diesem Jahr. Besonders das Interesse der Investoren war mit 700 Teilnehmern größer als sonst. Dabei fand sich zwischen den deutschen Anlegern mit Fondshäusern, Vermögensverwaltern und Analysten aus Großbritannien, Skandinavien oder den USA auch zunehmend internationale Klientel.

Dass die zweite und dritte Reihe der Aktienunternehmen immer mehr Aufmerksamkeit genießt, hat einen einfachen Grund. Die Nebenwerte schlagen sich deutlich besser als Konzerne, die in den großen Leitindizes notieren. So legte der SDAX in den vergangenen zwölf Monaten um rund 16 Prozent zu. In derselben Zeit kommt der DAX lediglich auf ein Plus um knapp 3,5 Prozent. Noch besser lief der besonders für Microcaps gedachte Index Scale All Share mit einem Kursplus um gut 19 Prozent.



Auf Seite 2: Die Vorteile der Kleinen





Die Vorteile der Kleinen



Zu den Gewinnern im vergangenen Jahr gehört die Aktie der Datagroup mit einem Kursanstieg um 71 Prozent. Der IT-Dienstleister war ebenfalls auf der Frühjahrskonferenz vertreten. Ungewöhnlich war allerdings, dass sich Firmenchef Max H. H. Schaber für die Präsentation kurzfristig entschuldigen ließ. Auf den Konferenzfluren verbreitete sich anschließend das Gerücht, der erfahrene Firmenjäger hätte zeitgleich in Verhandlungen für die nächste Übernahme gesteckt. Bestätigt ist, dass Datagroup derzeit über mindestens einen Zukauf verhandelt.

Unklar blieb, in welchem Stadium sich die Gespräche befinden. Mit der Strategie, auch durch Akquisitionen zu wachsen, macht sich der Mittelständler einen klassischen Vorteil von Nebenwerten zunutze. Während es Milliardenkonzerne schwer haben, Kaufziele zu finden, die groß genug sind, um die eigene Entwicklung zu beschleunigen, bringen den IT-Dienstleister auch kleinere Übernahmen weiter.

Nach den jüngsten Zukäufen sollten bei Nanogate erst mal keine weiteren Akquisitionen anstehen. Um das Wachstum muss sich die Firma dennoch nicht sorgen. Nanogate veredelt Oberflächen aller Art, macht diese kratzfest, korrosionsbeständig oder lässt ganze Plastikteile aussehen wie Glas, Chrom oder Edelstahl. Typisch Nebenwert besitzt die Firma dank dieser Innovationen eine führende Position in einem Nischenmarkt. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 65,7 für 2019 ist Nanogate kein Schnäppchen mehr. Allerdings liefert das Unternehmen starke Umsätze. Grund: Die Zulieferverträge, etwa mit der Autoindustrie, laufen über Jahre. Experten gehen davon aus, dass 80 bis 90 Prozent der aktuellen Prognose bereits durch bestehende Orders gesichert sind. Dieses Jahr soll der Umsatz von 186 Millionen Euro auf über 220 Millionen Euro wachsen, das operative Ergebnis soll über 24 Millionen Euro betragen.

Auch bei Staramba schwingt viel Fantasie mit. Mit ihren 3-D-Scannern digitalisiert die Firma Sport- und Entertainmentstars. Dank 3-D-Brillen erwachen die Berühmtheiten in der virtuellen Realität (VR) zum Leben. So sollen Nutzer ihre Idole treffen, mit Sportlegenden Trainings simulieren oder Konzerte erleben. Markt und Möglichkeiten scheinen riesig. So sieht es zumindest Staramba-Chef Christian Daudert. Wie jüngst Tesla-Chef Elon Musk oder einst Snapchat-Gründer Evan Spiegel erklärte der Manager die Unternehmenszahlen in Frankfurt daher für zweitrangig. Für ihn steht das weitere Wachstum weit vor schwarzen Zahlen. Dabei weiß Daudert bei der Präsentation zu begeistern und wirkt zudem dabei nicht so barsch wie Musk.

In den Megatrend virtuelle Realität lässt sich kaum fokussierter investieren. Gleichzeitig ist die Aktie mit einem Streubesitz von kaum 15 Prozent und ihrem geringen Handelsvolumen markteng und volatil. Hohes Risiko und auf der anderen Seite große Chancen. Damit stehen die Berliner stellvertretend für eine große Anzahl von Nebenwerten. Gute wie schlechte Nachrichten können den Kurs daher überproportional bewegen. Bei Staramba kommt hinzu, dass nach den derzeit aktuellsten Zahlen dem Verlust von 3,1 Millionen Euro aus dem ersten Halbjahr ein 2017-Börsenwert von 158 Millionen Euro gegenüber steht. Viel darf dem VR-Pionier, der sein weiteres Wachstum nun über die Ausgabe eines eigenen Bitcoin finanzieren will, daher nicht misslingen.

Für BÖRSE ONLINE bieten Nebenwerte insgesamt mehr Stärken als Schwächen. Gegen die Risiken sichern sich Anleger durch Stoppkurse ab. Einzelne Positionen sollten allerdings nicht zu groß sein. Auf den Folgeseiten stellt die Redaktion aussichtsreiche Titel vor.

Auf Seite 3: Acht aussichtsreiche Aktien





Solutions 30-Aktie: Problemlöser mit hohen Wachstumsraten



Die Firma Solutions 30 ist in Deutschland an der Börse notiert. Ihr Geschäft sind Dienstleistungen rund um technische Produkte. Das beginnt etwa bei der Installation von Kabelanschlüssen und Stromzählern und geht bis hin zu einem Reparaturservice für Endprodukte wie Mobilfunkgeräte oder PCs. Das Unternehmen schließt mit den Produktherstellern langfristige Dienstleistungsverträge ab und ist mit ihnen online verbunden.

Damit scheint Solutions 30 eine Lücke gefunden zu haben. Große Hersteller wie Kabelnetzbetreiber oder Mobilfunkanbieter wollen den Service gern ausgliedern. Der Markt für Anbieter, die diese Arbeiten übernehmen können, ist fragmentiert. Da kommt ein großer verlässlicher Partner offensichtlich gerade recht. Das spiegelt sich auch in den Zahlen. Das 2003 gegründete Unternehmen wächst mit einem enormen Tempo - in zwei Richtungen. Zum einen werden neue Bereiche bedient. So sollen künftig etwa auch medizinische Geräte betreut werden.

Zudem weitet Solutions 30 seinen Service regional aus. Ausgehend von einer starken Position wird das internationale Geschäft ausgebaut. Dies macht schon mehr als ein Drittel der Erlöse aus. In den Beneluxländern ist Solutions 30 Marktführer. Mittelfristig soll das auch in Deutschland der Fall sein. Gelingt das, kann sich der Umsatz noch einmal vervielfachen.

Im abgelaufenen Jahr gingen 274 Millionen Euro durch die Bücher, 2019 sollen es schon eine halbe Milliarde Euro sein. Die auftretenden Skaleneffekte heben die Marge im Konzern auf über zehn Prozent. Die Aktie ist wegen der hohen Wachstumsraten nicht billig und spekulativ. Hält das Tempo an, wird die Aktie der Entwicklung folgen.



Auf Seite 4: Paragon

Paragon-Aktie: Kontrollverlust als Einstiegschance



Weil Paragon sich in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien umwandelt, stürzte die Aktie im März in der Spitze um über 20 Prozent ab. Grund: Bei dieser Rechtsform können Aktionäre den Vorstand schwer kontrollieren. Dafür behält Klaus Dieter Frers, Chef und Mehrheitsaktionär des Autozulieferers, die Kontrolle über seine Firma. Auch dann, wenn künftige Kapitalerhöhungen seinen Anteil verwässern.

Mit 149 Millionen Euro in der Firmenkasse braucht Paragon aktuell aber kein frisches Geld. Gleichzeitig sieht Frers den Pargon-Umsatz von zuletzt 125  Millionen Euro innerhalb weniger Jahre auf 500 Millionen Euro steigen. Haupttreiber soll das zu 60 Prozent gehaltene Tochterunternehmen Voltabox werden. Die Firma bedient mit Akkus für Busse, Gabelstapler oder Minenfahrzeuge den Hypesektor E-Mobilität.

Bereits dieses Jahr sollen sich die Einnahmen mit 60 Millionen Euro mehr als verdoppeln, während die E-Orders im Auftragsbuch über ihre Gesamtlaufzeit ein Volumen von knapp einer Milliarde Euro haben. Paragon investiert daher Millionen in den Aufbau neuer Fertigungskapazitäten. Fast stagnieren wird 2018 hingegen das Stammgeschäft, da Altverträge aus und die Anschlussorders erst 2019 anlaufen. Hier beträgt das Auftragsvolumen über die gesamte Lieferdauer rund 960 Millionen Euro.

Wird das Voltabox-Aktienpaket von Paragons Börsenwert abgezogen, kostet das Zuliefergeschäft derzeit 42,1 Millionen Euro. Das scheint trotz zeitweisem Miniwachstum wenig. Sicher, irgendwann kommt die nächste Kapitalerhöhung, doch Voltabox und der hohe Auftragsbestand sollten mindestens den Kursabschlag Ende März ausgleichen. Wir bewerten den Titel daher neu und raten wieder zum Kauf.



Auf Seite 5: S & T





S & T-Aktie: Milliardenwachstum im Maschinen-Internet



Hannes Niederhauser will S & T zu einem milliardenschweren Cloud-Anbieter für Maschinen und Fertigungsroboter machen. Der Chef des IT-Dienstleisters setzt damit auf das Internet der Dinge. Der -Megatrend bezeichnet die Vernetzung von Herstellungsanlagen untereinander via Internet.

Bereits 2020 sollen mit zwölf Milliarden viermal mehr Maschinen über das Netz miteinander kommunizieren als Menschen. Für diese Entwicklung hat Niederhauser S & T als Komplettanbieter aufgestellt. Die 2016 übernommene Kontron stellt mit ihren Mikrocomputern die Hard-, S & T die Software für die Roboterkommunikation her.

Und mit dem Cloud-Angebot soll bald auch die gesamte Maschinensteuerung über die Server des TecDAX-Unternehmens laufen. Um den Plan verwirklichen zu können, setzt S & T auch auf seinen Großaktionär Foxconn. Die Taiwanesen sind der größte Elektronikhersteller der Welt, fertigen etwa für Apple und sichern günstigste Produktionsbedingungen für die Mikrocomputer.

Von rund einer Milliarde Euro in diesem Jahr soll sich der Umsatz etwa bis 2023 auf zwei Milliarden Euro verdoppeln. Die Hälfte des Wachstums will Niederhauser aber mit Übernahmen erzielen. Weil Software und Cloud-Dienste höhere Gewinnspannen bringen und stark skalierbar sind, soll sich die Ebitda-Marge von zuletzt 8,4 Prozent mittelfristig auf zehn Prozent verbessern.

Was die Margenverbesserung bedeutet, lässt bereits das erste Quartal 2018 erahnen. Während der Umsatz mit 203,6 Millionen Euro um elf Prozent wuchs, legte das Ebitda mit einem Plus um 40 Prozent auf 17,1 Millionen Euro überproportional zu. Die aktuelle Konsolidierung der Aktie um die 20 Euro-Marke bietet Langfrist-Anlegern eine gute Einstiegschance.



Auf Seite 6: Singulus





Singulus-Aktie: Trendwende made in China



Noch vor zwei Jahren verkündete Stefan Rinck, Vorstandschef von Singulus, vollmundig, dass der in Unterfranken ansässige Anlagenbauer nach dem Zusammenbruch des Disc-Marktes 2014 auf medizintechnische Maschinen setze. Doch es kam anders. Daran ist die chinesische Regierung schuld. Die beschloss, Solarparks bauen zu wollen, die sechs Gigawatt Strom jährlich erzeugen.

Ein Megaprojekt: Diese Leistung entspricht vier sehr großen Atomkraftwerken. Den Auftrag dafür erhielt der chinesische Staatskonzern China National Building Material (CNBM). Und der braucht zum Beschichten von Solarplatten Maschinen von Singulus.

Seit dem ersten Großauftrag 2016 ist das Energiesegment der Unterfranken deshalb zentraler Wachstumstreiber. Ablehnen ist keine Option. Die Nachfrage aus Fernost saniert Singulus. Der Auftragsbestand stieg von 26,6 Millionen Euro Ende 2015 auf 125,5 Millionen Euro im ersten Quartal 2018. Das operative -Ergebnis (Ebit) lag 2015 noch bei einem Minus um 34,5 Millionen Euro und soll nach einem Verlust von 1,2 Millionen Euro 2017 in diesem Jahr mit einem mittleren einstelligen Millionenbetrag wieder positiv sein.

Nach 91,2 Millionen Euro Umsatz 2017 will der Maschinenbauer 2018 die 100-Millionen-Grenze knacken. In Anbetracht der aktuellen Auftragslage ist das äußerst konservativ. Kommen bis zum Herbst noch Aufträge hinzu, dürfte die Zahl höher ausfallen. Anleger spekulieren aber nicht nur darauf. CNBM steigt aktuell bei Singulus ein. Die Chinesen kaufen das Aktienpaket von Gründer Roland Lacher, das 16,8 Prozent der Anteile umfasst, und sollen mit weiteren Investoren im Gespräch sein. Nach der Sanierung ist auch eine Übernahme denkbar.



Auf Seite 7: Varta





Varta-Aktie: Energiegeladener Börsenneuling



Erfolgsgeschichte made in Germany: Ende der 60er-Jahre lieferten Batterien von Varta die Energie für die Kamera von Neil Amstrong bei der Mondlandung, Mitte der 90er sorgte das Unternehmen mit seiner Silbertechnologie für eine bis dahin unübertroffene Leistungsstärke im Auto, und heute ist die fortschreitende Digitalisierung eng mit dem traditionsreichen Batteriekonzern verknüpft.

Dass es dem über 130 Jahre alten Unternehmen gelingt, größtmögliche Energiedichte auf kleinstem Raum zu realisieren, zeigt sich im Bereich der Mikrobatterien. Mit diesen ist Varta führend bei Hörgeräten. Das Segment wächst auch stark: Während der Markt um vier bis fünf Prozent pro Jahr zulegt, expandierte die Sparte 2017 um 14,8 Prozent bei einer gleichzeitig überproportionalen Entwicklung der Gewinnmarge.

Ebenso dynamisch fiel der Start 2018 mit einem Erlösplus um knapp ein Zehntel sowie mit einem Ebitda-Anstieg um 34 Prozent aus. Mehr als doppelt so schnell kam im ersten Quartal die Sparte "Power & Energy" voran, die sich auf Lithium-Ionen-Batterien für diverse Anwendungen wie im heimischen Garten, in der Medizin oder bei Robotern konzentriert.

Außerdem gelang Varta auf Ebitda-Basis der Turnaround. Das wirkte sich auch positiv auf den Gesamtkonzern aus. Für den Zeitraum von Januar bis März wurde eine stolze Marge von 20,3 Prozent ausgewiesen. Zum Vergleich: Im Vorjahresquartal lag die Rendite noch bei 15 Prozent, vor zwei Jahren waren es gar erst elf Prozent. Eine hohe Innovationskraft, Kapazitätenausbau sowie zahlreiche technologische Trends dürften bei dem Börsenfrischling auch in Zukunft für florierende Geschäfte sorgen. Energiegeladene Aussichten also auch für die Aktie.



Auf Seite 8: Francotyp-Postalia





Francotyp-Postalia-Aktie: Günstiger Small Cap mit großen Visionen



Wenig Grund zur Freude hatten in den vergangenen Monaten Aktionäre von Francotyp-Postalia. Obwohl es an der Börse kräftig nach oben ging, hat sich der Marktwert des Postdienstleisters annähernd halbiert. Die Kursschwäche ist vor allem dem Umstand geschuldet, dass das Kerngeschäft der Berliner - Produktion und Vertrieb von Frankier- und Kuvertiermaschinen - überspitzt formuliert als Auslaufmodell gilt.

Während sich die Konkurrenten Pitney Bowes und Neopost, deren Kurse ähnlich desaströs aussehen, in Zukunft voll dem Digitalgeschäft widmen wollen, halten die Hauptstädter noch eine Weile am analogen Oldschool-Modell fest. "Mit Vergnügen winken wir dem Wettbewerb nach, wenn er meint, das Frankiermaschinengeschäft biete keine Zukunft, kein Wachstum mehr", frotzelt Firmenchef Rüdiger Andreas Günther.

Der Manager setzt nach wie vor auf kleinere Frankiersysteme, um Marktanteile zu gewinnen. Bislang noch mit Erfolg. Gleichzeitig forciert Günther aber auch die Geschäfte rund um Digitalisierung, Automatisierung sowie das Business mit Mail- und Softwarediensten. Und er hat große Visionen. Bis 2023, zum 100-jährigen Firmenbestehen, soll sich der Umsatz auf 400 Millionen Euro verdoppeln, bei einer Ebitda-Marge von 20 Prozent (aktuell 13).

Das klingt ambitioniert, und noch ist Günther dem Markt den Beweis schuldig, dass aus diesem Wunschbild Wirklichkeit werden kann. Fest steht: 2017 und 2018 sind operative Übergangsjahre, die visionären Aktionären mit Mut und Ausdauer jetzt günstige Einstiegsniveaus in eine attraktiv bewertete Aktie bieten. Der Jahresumsatz ist aktuell viermal so hoch wie der Börsenwert, das 2019er-Kurs-Gewinn-Verhältnis einstellig niedrig.



Auf Seite 9: Baumot Group





Baumot Group-Aktie: Dieselnachrüstung als Kurstreiber



Hamburg will als erste Stadt in Deutschland Fahrverbote für Dieselfahrzeuge einführen. Die rechtliche Basis dafür hat das Bundesverwaltungsgericht gelegt. Fahrverbote für bessere Luft in Innenstädten sind danach grundsätzlich zulässig. Das Urteil aus Leipzig sieht aber Übergangsfristen vor, sodass Fahrverbote in der Mehrzahl wohl frühestens 2019 kommen. Doch die Zeit läuft, denn selbst die EU-Kommission will Deutschland mittlerweile wegen zu schlechter Luft verklagen.

Damit Dieselbesitzer den Ausschluss aus einigen Städten verhindern können, ist eine Entscheidung zu treffen, wie Emissionswerte verbessert und Fahrverbote vermieden werden können. Gestritten wird aktuell um die richtige Form einer Nachrüstlösung - entweder als Software-Update oder als Hardware-Umbau. Die Bundesregierung hat zur Klärung dieser Frage eine Expertenkommission beauftragt, deren Abschlussbericht zeitnah erwartet wird.

Von einer Hardwarelösung würde auch die Firma Baumot profitieren, die Nachrüstsysteme für Dieselfahrzeuge anbietet. Mehrfach haben Fachleute die sogenannten BNOx-Systeme von Baumot bereits als eine Lösung favorisiert. Der ADAC hat jüngst zudem die Wirksamkeit dieser Systeme nachgewiesen. Sollte eine Hardwarenachrüstung beschlossen werden, um Dieselfahrverbote zu vermeiden, dürfte die Aktie von Baumot einen kräftigen Satz nach oben machen.

Denn der Firma winkt dann absehbar eine millionenschwere Sonderkonjunktur. Baumot Vorstand Roger Kavena geht davon aus, dass deutschlandweit rund eine Million Diesel-Pkws nachgerüstet werden müssten, und sieht Baumot auch in der Lage, kurzfristig eine derart hohe Nachfrage bedienen zu können.



Auf Seite 10: Edding





Edding-Aktie: Starke Marke mit Digitalfantasie



Jeder kennt vermutlich die schwarzen Marker von Edding. Nur wenige wissen aber, dass die Ahrensburger mittlerweile auch Nagellack produzieren. Dieser Bereich steht zwar lediglich für einen kleinen Anteil des Umsatzes von knapp 150 Millionen Euro für das Jahr 2017. Doch zeigt es, dass sich das Familienunternehmen breiter aufstellt und nicht nur darauf vertraut, dass das Geschäft mit den Stiften auch in zehn Jahren noch so gut läuft.

Ins Portfolio kamen deshalb auch Lacksprays - verkauft werden sie in Baumärkten und sie tragen mittlerweile über eine Million Euro zum Umsatz bei. Das Geschäftsfeld Schreiben und Markieren steht für 70 Prozent des Umsatzes.

Die visuelle Kommunikation für annähernd den Rest. Mit der Tochter Legamaster profitiert Edding vom Digitalisierungstrend, etwa mit interaktiven Lösungen wie E-Screens und Whiteboards. Zielgruppen sind Firmen und Schulen. Vorstandschef und Sohn des Co-Gründers, Per Ledermann, glaubt an die Koexistenz digitaler und analoger Produkte. Bisher fährt Edding sehr gut damit. Die Bilanz der Hanseaten ist grundsolide, die Treue der Mitarbeiter zum Unternehmen hoch, und die Anteilseigner dürften zufrieden sein: Der Aktienkurs notiert fast auf Allzeithoch.

2017 lag das operative Ergebins (Ebit) bei zwölf Millionen Euro. Bis 2020 soll es auf 18 Millionen Euro klettern. Doch Anleger sollten aufpassen: Die stimmberechtigten Stammaktien sind nicht börsennotiert, der Streubesitz ist gering. Deswegen ist es wichtig, streng limitiert zu ordern. Das Unternehmen ist gut gemanagt und immer noch attraktiv bewertet. Edding hat eine starke Marktstellung und einige Produkte in petto, die dem Titel künftig weiterhin Auftrieb geben könnten.