Star-Investor Stanley Druckenmiller kehrt KI-Highflyern den Rücken – und wettet stattdessen groß auf einen überraschenden Pharmawert.
Wenn einer an der Wall Street als Instinkt-Investor gilt, dann ist es Stanley Druckenmiller. Der Milliardär, der in über vier Jahrzehnten nie ein Verlustjahr verbuchen musste – nicht einmal während der Finanzkrise 2008 –, hat in den vergangenen Monaten eine bemerkenswerte Portfolio-Verschiebung vollzogen.
Er hat seine Positionen in den AI-Highflyern Nvidia und Palantir abgebaut – und stattdessen massiv in einen Pharmakonzern investiert, den derzeit viele Anleger (noch) übersehen.
Abkehr von den AI-Giganten
Kaum ein Sektor hat die Börsen 2025 so dominiert wie künstliche Intelligenz. Nvidia und Palantir zählen zu den großen Gewinnern: Die Nvidia-Aktie legte seit Jahresbeginn rund 34 Prozent zu, über fünf Jahre sogar rund 1.200 Prozent. Palantir explodierte im gleichen Zeitraum sogar um 1.700 Prozent, allein 2025 liegt das Plus bei etwa 137 Prozent.
Doch Druckenmiller, bekannt für sein Gespür für Wendepunkte, hat im Laufe des Jahres sowohl Nvidia (NVDA) als auch Palantir (PLTR) vollständig verkauft. Schon im Herbst 2024 hatte er den Ausstieg bei Nvidia als „Fehlentscheidung“ bezeichnet – aber auch betont, dass die Bewertung schlicht „zu hoch“ gewesen sei.
„Nvidia ist ein großartiges Unternehmen. Aber nach einer Verdreifachung in einem Jahr war der Preis einfach zu ambitioniert“, sagte er damals gegenüber Bloomberg. Diese Haltung passt zu Druckenmillers Stil: Er liebt große Trendthemen – aber er hasst Überbewertungen. Und sowohl bei Nvidia als auch bei Palantir war die Marktkapitalisierung zuletzt in Sphären vorgedrungen, die selbst erfahrenen Investoren Respekt einflößen.
Ein neuer Favorit: Teva Pharmaceuticals
Während er Tech-Giganten reduziert, hat der Star-Investor sein Engagement an anderer Stelle massiv ausgebaut. Seine größte Einzelinvestition des vergangenen Jahres: Teva Pharmaceuticals (TEVA). Das Family Office Duquesne Capital hat in Summe rund 16 Millionen Aktien gekauft – ein Investmentvolumen von über 267 Millionen Dollar.
Teva ist kein gehypter AI-Konzern, sondern ein global führender Hersteller von Generika und Spezialmedikamenten. Zu den wichtigsten Produkten gehören Austedo (gegen Bewegungsstörungen, u. a. Huntington) und Ajovy (Migräneprävention). Darüber hinaus entwickelt das Unternehmen Therapien gegen Krebs, Asthma und COPD.
In den vergangenen Jahren hat Teva einen strategischen Schwenk eingeleitet: weg vom reinen Generika-Anbieter, hin zu einem fokussierten, wachstumsorientierten Pharmaplayer. Fünf neue Medikamente befinden sich aktuell in der Spätphase der klinischen Entwicklung – drei davon in Phase III. Zielindikationen sind u. a. Asthma, entzündliche Darmerkrankungen und Schizophrenie – Krankheiten, die weltweit Dutzende Millionen Patienten betreffen. Der Konzern plant, zwischen Ende 2025 und 2029 mehrere Zulassungsanträge einzureichen.
Günstige Bewertung trifft auf Pipeline-Fantasie
Für Druckenmiller dürfte neben der medizinischen Relevanz vor allem die Bewertung ein entscheidender Faktor gewesen sein. Teva wird derzeit mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von unter 8 auf Basis der erwarteten Gewinne gehandelt – ein deutlicher Abschlag gegenüber dem Gesamtmarkt und Tech-Titeln wie Nvidia oder Palantir. Zudem verlief die Kursentwicklung 2025 mit einem Minus von 9 Prozent konträr zu den AI-Highflyern.
UBS-Analyst Ashwani Verma sieht unterdessen erhebliches Potenzial: Er hat sein Kursziel jüngst angehoben und rechnet bis 2030 mit einem Umsatzanstieg von 6,3 auf 6,6 Milliarden Dollar, getrieben durch die Pipeline und eine geringere Preisbelastung bei Austedo.
Ein Muster, das man bei Druckenmiller kennt
Druckenmiller war noch nie ein reiner Momentum-Jäger. Er folgt großen technologischen und gesellschaftlichen Trends – aber er achtet konsequent auf Einstiegszeitpunkte und Bewertung. Dass er bei Nvidia und Palantir Gewinne realisiert, bedeutet nicht, dass er den AI-Zyklus für beendet hält. Vielmehr verschiebt er Kapital dorthin, wo er mehr Renditepotenzial pro Risikoeinheit sieht.
Die Wette auf Teva ist insofern bemerkenswert, als sie einen klaren Kontrapunkt zum aktuellen Tech-Hype setzt. Während viele Anleger ausschließlich nach der nächsten AI-Rakete suchen, positioniert sich Druckenmiller in einem strukturell wachsenden, aber unterbewerteten Sektor – und das mit erheblichem Einsatz.
Rotation mit Signalwirkung
Wenn Stanley Druckenmiller sein Portfolio umbaut, schaut die Wall Street genau hin. Sein Wechsel von Tech zu Pharma ist kein Signal gegen AI – sondern eines für selektives Investieren in überhitzten Märkten. Nvidia und Palantir bleiben starke Unternehmen. Aber mit Teva setzt der Star-Investor darauf, dass Bewertung + Pipeline + Demografie mittelfristig ein besseres Chance-Risiko-Profil bieten als die großen AI-Hypes.
Ob Teva in den kommenden Jahren wirklich das neue Zugpferd im Portfolio wird, bleibt abzuwarten. Aber eines ist sicher: Wenn Druckenmiller groß einsteigt, ist das selten Zufall.
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