Nvidia und Palantir notieren bei Kursen von 177 Dollar fast gleichauf nahe ihrer Allzeithochs. Treibt der KI-Aufschwung beide Aktien noch weiter nach oben?
Die beiden Vorreiter der Künstlichen Intelligenz, Palantir und Nvidia, handeln aktuell fast im Gleichschritt bei rund 176 bis 177 Dollar je Aktie. Was auf den ersten Blick nach Gleichstand aussieht, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als Spiel zweier völlig unterschiedlicher Dimensionen.
Während Nvidia mit einer Marktkapitalisierung von knapp 4 Billionen Dollar längst zum wertvollsten Unternehmen der Welt aufgestiegen ist, bringt Palantir „nur“ gut 400 Milliarden auf die Waage. Dennoch gilt das Paar vielen Anlegern als die ultimativen Zugpferde im KI-Boom. Die Frage ist: Kann das Tempo nach den Kursverdopplungen und -vervielfachungen der letzten Monate noch lange anhalten?
Palantir: „Messi der Künstlichen Intelligenz“
Kaum ein Titel an der Wall Street hat in diesem Jahr für so viel Furore gesorgt wie Palantir. Seit Jahresbeginn beträgt das Plus über 130 Prozent, auf Sicht von fünf Jahren summiert sich der Gewinn sogar auf 1800 Prozent. Analysten sprechen inzwischen offen von einer „Main-Character-Energy“ – einem Selbstverständnis, das eher an charismatische Persönlichkeiten erinnert als an nüchterne Softwarekonzerne.
Die Zahlen untermauern das Selbstbewusstsein: Im zweiten Quartal 2025 knackte Palantir erstmals die Umsatzmilliarde, ein Plus von 48 Prozent. Der operative Gewinn legte um 83 Prozent auf 464 Millionen Dollar zu, die operative Marge liegt mit 46 Prozent auf Benchmark-Niveau. Vor allem die KI-Plattform AIP verzeichnet in den USA enorme Nachfrage: Industrieunternehmen integrieren sie in Logistik, Wartung und Kostenkontrolle – Anwendungen mit klarem Return on Investment.
Neue Kursziele mit weiterem Potenzial von 21 Prozent
Im Government-Bereich sicherte sich Palantir neue Megadeals: vom US-Finanzministerium bis hin zu einem britischen Großauftrag über 750 Millionen Pfund für militärische KI-Anwendungen. Hinzu kommt ein auf bis zu zehn Milliarden Dollar taxierter Vertrag mit dem US-Militär. Das Government-Geschäft bleibt die Basis, doch das kommerzielle Geschäft entwickelt sich zum Turbo.
Bank of America und Mizuho hoben zuletzt ihre Kursziele auf 215 Dollar an. Wedbush-Staranalyst Dan Ives geht noch weiter: Für ihn ist Palantir der „Messi der KI“, mit Potenzial in Richtung Billionenbewertung. Die Bewertung wirkt gemessen an Umsatz und Gewinn hoch – doch das Momentum spricht derzeit für sich.
Nvidia: Weltmarktführer trotz China-Blockade
Während Palantir noch als Herausforderer gilt, ist Nvidia längst der unangefochtene Taktgeber der globalen KI-Infrastruktur. Der jüngste Quartalsbericht lieferte Zahlen, die in jeder anderen Marktphase Begeisterung ausgelöst hätten: 54 Milliarden Dollar Umsatz, 56 Prozent Wachstum, steigende Margen. Dennoch reagierte die Börse zunächst mit Gewinnmitnahmen – ein Hinweis darauf, wie hoch die Erwartungen inzwischen sind.
Das große Fragezeichen bleibt das China-Geschäft. Washingtons Exportrestriktionen und Pekings Gegenmaßnahmen haben den zweitgrößten KI-Markt der Welt faktisch verschlossen. Für Nvidia bedeutet das den Verzicht auf ein Potenzial von jährlich 50 Milliarden Dollar. CEO Jensen Huang gibt sich dennoch optimistisch, dass regulierungskonforme Chips irgendwann den Marktzugang wieder eröffnen könnten. Gelingt dies, wäre der Effekt enorm – geopolitisch wie finanziell.
Wall Street weiter optimistisch mit Kursziel von bis zu 250 Dollar – 41 Prozent Potenzial
Gleichzeitig rollt der Rest der Welt Nvidia mit Aufträgen zu. Die neue Blackwell-Generation ist zum Herzschlag der globalen Rechenzentren geworden, Hyperscaler sichern sich langfristige Kontingente.
600 Milliarden Dollar an Investitionen in KI-Rechenzentren allein in diesem Jahr sprechen eine klare Sprache. Analysten von Barclays bis Loop Capital haben ihre Kursziele zuletzt in Richtung 240 bis 250 Dollar angehoben.
Ein Tanz auf dem Drahtseil mit weiterem Potenzial
Palantir und Nvidia sind die beiden Gesichter derselben Geschichte: der Durchbruch der Künstlichen Intelligenz als technologische Revolution. Palantir glänzt als strategischer Infrastrukturanbieter mit Regierungsrückhalt und kommerzieller Dynamik. Nvidia liefert die Hardware, ohne die der KI-Boom nicht stattfinden würde.
Beide Aktien haben ein Rekordtempo vorgelegt, beide wirken auf dem Papier teuer. Doch in Bullenmärkten zählen nicht nur klassische Bewertungsmaßstäbe, sondern auch die Fähigkeit, ganze Branchen und Geschäftsmodelle zu prägen. Wer auf KI als Megatrend setzt, kommt an diesen beiden Namen nicht vorbei – auch wenn das Investment ein Tanz auf dem Drahtseil bleibt.
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