Während sich der Konflikt zwischen Taiwan und China immer weiter zuspitzt, findet der Bernstein Analyst Mark Li sehr positive Worte zum weltgrößten Drittanbieter von Halbleitern. Doch ist TSMC jetzt ein Kauf oder nur ein fallendes Messer? Von Johann Werther

Schweinezyklus im Chipmarkt

Der erste Indikator für ein Risiko stellt ein möglicher Schweinezyklus im Chipmarkt dar. Immerhin sind aufgrund der globalen Lieferkettenprobleme massiv Produktionskapazitäten aufgestockt worden, um der Nachfrage standzuhalten. Bei Chipwerten hat sich deswegen in den letzten Jahren eine Art Goldgräberstimmung entwickelt und die Aktien schossen in die Höhe.

Sollten sich allerdings in Zukunft die Lieferketten entspannen, dann fragt man sich natürlich zu Recht, was mit der darauffolgenden Überkapazität von Chips passieren wird? Es wird nämlich die letzte Phase des Schweinezyklus eintreten und aus einem Angebotsproblem wird rasant ein Nachfrageproblem werden.

Taiwan vs. China

Doch diese Entwicklung dürfte ohne Zweifel alle Werte der Branche treffen. Allerdings wird der Konflikt zwischen Taiwan und China hingegen seinen größten Impact auf TSMC haben. Hier steht eine Verschärfung ins Haus, da China bereits seit der Kulturrevolution vor 70 Jahren den Inselstaat als seinen eigenen betrachtet, auf den sich einst die Gegner Maos nach ihrer Niederlage gegen den roten Zaren Chinas zurückzogen.

Nach dem Beginn des Russland-Ukraine Krieges wurde auch der Ton der chinesischen Regierung gegenüber Taiwan rauer und das chinesische Staatsfernsehen scheint schon offen über militärische Aktionen zu sprechen. Anders als damals in Hongkong ist aber, dass Taiwan eine der wichtigsten Wirtschaftsmächte im asiatischen Raum ist und ein Krieg hier vermutlich wesentlich mehr Schaden anrichten werden wird.

Fazit - Bei TSMC lieber vorsichtig sein und breiter streuen

Auch, wenn Mark Li hier immer wieder von einer günstigen Bewertung spricht, so ist die Aktie von Taiwan Semiconductor wegen der immensen Risiken wahrscheinlich keineswegs ein Schnäppchen. Anleger sollten sich primär vor dem Hintergrund einer kriegerischen Auseinandersetzung von dem Papier fernhalten und sich hier lieber andere Produzenten in der Chipbranche anschauen. Dafür eignet sich der BÖRSE ONLINE Chip Power Index. In diesem Index, welcher von der BÖRSE ONLINE-Redaktion zusammengestellt wurde, (WKN: DA0ABM) befinden sich die 15 besten Chip-Aktien. Eine davon ist natürlich auch TSMC, doch durch die 14 anderen Aktien verteilen Anleger das Abwärtsrisiko, sind beim Aufwärtstrend von TSMC aber trotzdem voll mit dabei. 

Doch auch bei diesen anderen Chip-Aktien gilt natürlich, die Befürchtung eines Schweinezyklus im Markt. Außerdem sind Chip-Werte so gefragt wegen der aktuellen Lieferkettenkrise aber am Ende des Tages immer noch sehr zyklische Aktien. Da bei den Zyklikern ein niedriges KGV oft ein Warnsignal ist, sollten auch hier Investoren sehr selektiv vorgehen.

So lag beispielsweise das Kurs-Gewinn-Verhältnis einer Taiwan Semiconductor in den letzten beiden Jahren bei 32 und 29, wo sich ein Einstieg auch im Nachhinein gelohnt hätte. Doch das “angeblich” so günstige KGV von 16 ist nicht zuletzt ein Risikoabschlag. Immerhin liegt die Aktie auf Year-to-Date Basis ca. 30 Prozent im Minus.