Nun könnte die nächste Stufe zünden, denn die vorgeschriebene Phase 2 der Kassenfiskalisierung steht an. Laut Gesetz muss die Verordnung bis spätestens 31. Dezember umgesetzt sein. Da die genauen Vorgaben für die Umstellung aber erst im November verabschiedet wurden, räumt das Finanzministerium den Unternehmen eine Übergangsfrist bis zum 30. September 2020 ein. Wer danach noch Kassen ohne Technische Sicherheitseinrichtung (TSE) betreibt, muss mit einem Bußgeld rechnen. Für die Münsteraner könnte also ein weiteres Kapitel der Sonderkonjunktur anbrechen. "Nachdem die vergangenen Quartale aufgrund der Kaufzurückhaltung wirklich herausfordernd waren, blicken wir nun sehr optimistisch in die Zukunft", sagt Vorstandschef Thomas Stümmler. Ab dem Frühjahr 2020 rechnet er sogar mit einem Boom. Ein Blick auf das Marktvolumen zeigt, dass der Optimismus berechtigt ist. Die installierte Basis von insgesamt rund 300 000 Kassen, ein Drittel davon sind Vectron-Systeme, muss mit einer TSE aufgerüstet oder durch sie ersetzt werden.

Die "Vorwehen" werden im laufenden Schlussviertel 2019 sichtbar sein. Nach verhaltenen drei Quartalen geht Stümmler für das Gesamtjahr von deutlich positiven Zahlen aus. Die Analystenschätzungen liegen allerdings noch weit im Minus, sodass positive Überraschungen möglich sind. In Zukunft soll die Wachstumskurve wieder nach oben zeigen. Für 2020 erwartet Vectron einen Umsatz von mindestens 50 Millionen Euro sowie eine operative Marge im niedrigen zweistelligen Prozentbereich. Zum Vergleich: Im letzten Boomjahr 2016 erzielte die Firma "lediglich" einen Erlös von 33,7 Millionen Euro sowie eine operative Marge von 9,1 Prozent.

Dauerhafte Umsätze als Ziel


Darüber hinaus will Vectron die Volatilität in den Bilanzen senken. Daher arbeitet Stümmler an einem nachhaltigen digitalen Geschäft mit dauerhaften Umsätzen. Ab 2022 sollen die wiederkehrenden Erlöse erstmals auf Gesamtjahresbasis höher liegen als die des klassischen Kassengeschäfts. Demzufolge hält es Stümmler für möglich, im Geschäftsjahr 2022 Umsatz­erlöse von mehr als 100 Millionen Euro bei einer operativen Marge im mittleren zweistelligen Prozentbereich zu erreichen.