Gute Zahlen und ein starker Ausblick schieben die Aktie des Automobilherstellers Volkswagen an. Für Wachstumsfantasien sorgt der verstärkte Fokus auf die Elektromobilität und den nordamerikanischen Markt.

Volkswagen-Aktionäre sind in der Regel keine großen Kurssprünge gewohnt, gilt der Wert doch als äußerst konservativ. Umso mehr überrascht es, dass die Aktie des Wolfsburger Automobilkonzerns jüngst an einem Tag zweistellig zulegen konnte und damit so viel wie seit rund einem Jahr nicht mehr. Grund waren die Vorlage guter Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr und ein optimistischer Ausblick für das laufende Jahr, die für ein regelrechtes Kurfeuerwerk von rund elf Prozent sorgten.

Volkswagen mit starken Zahlen und einer Elektro-Vision

Wegen in Teilen nach wie vor gestörter Lieferketten lag die Anzahl der ausgelieferten Fahrzeuge 2022 mit 8,3 Millionen zwar um sieben Prozent niedriger als im Jahr zuvor, dennoch stieg der Umsatz aufgrund höherer Verkaufspreise um zwölf Prozent auf 279 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis konnte um 13 Prozent auf 23 Milliarden Euro gesteigert werden, der Reingewinn um drei Prozent auf 15,8 Milliarden Euro. Die guten Zahlen wirken sich auch auf die Dividende aus. Für das Geschäftsjahr 2022 sollen je Stammaktie 8,70 Euro und je Vorzugsaktie 8,76 Euro ausgeschüttet werden, jeweils 1,20 Euro mehr als im Vorjahr.

Auch der optimistische Ausblick für das Geschäftsjahr 2023 konnte die Aktionäre überzeugen. Trotz der durch den Ukraine-Krieg und die Energiekrise nach wie vor bestehenden Unsicherheiten rechnet VW mit einem Umsatzanstieg von zehn bis 15 Prozent, insgesamt sollen 9,5 Millionen Fahrzeuge ausgeliefert werden. 

Zudem will Volkswagen den Umstieg auf die E-Mobilität weiter forcieren. Ab dem Jahr 2030 sollen bereits 80 Prozent der in Europa ausgelieferten Fahrzeuge rein elektrisch betrieben werden. 2033 sollen dann gar keine Verbrenner mehr in Europa verkauft werden. Im vergangenen Jahr konnte der VolkswagenKonzern mit all seinen Marken bereits 570 000 rein elektrische Fahrzeuge absetzen, was rund sieben Prozent des gesamten Absatzes entspricht. Der Auftragsbestand liege bei 1,8 Millionen Fahrzeugen, so Volkswagen

Rückenwind für VW-Chef Blume

Für Konzernchef Oliver Blume bedeuten die guten Zahlen und der Kurssprung der Aktie, die nach seinem Antritt zunächst gefallen war, Rückenwind. Blumes Investitionspläne sehen einen verstärkten Fokus auf den nordamerikanischen Markt vor, um weniger abhängig von China zu sein. Für Furore sorgte auch die Bekanntgabe des Aufsichtsrats, dass man grünes Licht für ein neues Produktionswerk im US-Bundesstaat South Carolina gegeben habe. Ab 2026 sollen dort 200 000 elektrische Pick-ups und SUVs der wiederbelebten Marke Scout vom Band rollen.

Volkswagen hatte Scout im Rahmen der Übernahme des Nutzfahrzeugherstellers Navistar 2021 erworben. Die Investitionssumme in die Fabrik beträgt 1,9 Milliarden Euro. Bis 2030 soll der nordamerikanische Marktanteil auf zehn Prozent wachsen. Bisher kommt man nur auf einen Marktanteil von rund vier Prozent.

Dieser Artikel erschien zuerst in €uro am Sonntag 10/2023. Hier erhalten Sie einen Einblick ins Heft.

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