"Ob es zu den vorgenannten Veränderungen der Aktionärsstruktur der Porsche Automobil Holding SE kommt, ist aktuell nicht abzusehen."

Volkswagen lehnte eine Stellungnahme ab. Piech war nicht zu erreichen. Der österreichische Ingenieur, Enkel des "Käfer"-Konstrukteurs Ferdinand Porsche und Ikone der Autoindustrie, besitzt über Stiftungen 14,7 Prozent der Stammaktien der Porsche SE; diese Holding wiederum hält gut 52 Prozent an Volkswagen und gilt als eigentliches Machtzentrum des weltgrößten Autokonzerns. Im zwölfköpfigen Aufsichtsrat sitzen alle wichtigen Familienvertreter, an der Spitze Wolfgang Porsche, Ferdinand Piechs Cousin.

FAMILIEN HABEN VORKAUFSRECHT



Dem "Spiegel" zufolge, der zuvor über die Verkaufspläne des Ex-Patriarchen berichtet hatte, ist der Anteil Piechs gut eine Milliarde Euro wert. Die Familien haben ein Vorkaufsrecht. Sie hätten großes Interesse an der Übernahme, weil sie verhindern wollten, dass ein familienfremder Investor einsteige, berichtete das Magazin. Früheren Insiderangaben zufolge brächte der Verkauf von Piechs Anteilen für die Familie selbst dann keine Probleme, wenn ein externer Käufer auf den Plan träte - die Familien hätten über die Mehrheit an der Porsche SE trotzdem noch das Sagen. Ferdinand Piechs älterer Bruder Ernst, der vor mehr als 30 Jahren ausgestiegen war, hatte allerdings mit dem Versuch, seine Anteile an einen externen Investor abzugeben, die Familie gegen sich aufgebracht. Sie kaufte ihm schließlich die Anteile ab.

Piech gilt Insidern zufolge seit seinem spektakulären Abgang als VW-Aufsichtsratschef 2015 als isoliert in der Familie. Am vergangenen Wochenende wurde in Medienberichten spekuliert, die Familien wollten ihm sein letztes Aufsichtsratsmandat bei der Porsche SE entziehen und ihn im Zuge einer Umstrukturierung des Gremiums entmachten. Die endgültige Entscheidung sollte im Laufe der nächsten Wochen im Aufsichtsrat fallen, das komplette Gremium soll bei der Hauptversammlung am 30. Mai in Stuttgart neu gewählt werden.

Piech hatte die Krisenphase bei VW im April 2015 mit der Bemerkung losgetreten, er sei auf Distanz zu Martin Winterkorn, dem damaligen Vorstandsvorsitzenden des Autobauers. Völlig überraschend erlitt der Machtmensch, der den Konzern über zwei Jahrzehnte als technikversierter Vorstands- und Aufsichtsratschef geprägt und dabei mehrere Manager abserviert hatte, eine krachende Niederlage: Winterkorn blieb, Piech ging. In der Folge legte er auch andere Ämter in dem 12-Marken-Imperium nieder.

Doch im September 2015 kam der Dieselskandal in den USA ans Licht - und Winterkorn musste seinen Hut nehmen, weil Millionen Fahrzeuge weltweit mit Schummel-Software ausgerüstet worden waren. Es folgten Managerwechsel, Milliardenstrafen, Ermittlungen, Rechtsstreitigkeiten und vieles mehr, was dem Konzern seither regelmäßig negative Schlagzeilen beschert. Piech und VW tragen ihren Streit über die Abgasaffäre inzwischen lautstark in der Öffentlichkeit aus: Der Ex-Patriarch hatte VW-Aufsichtsräten vorgeworfen, deutlich früher vom Abgasskandal Kenntnis gehabt zu haben. Die Betroffenen wiesen dies zurück.

Zu Beginn dieser Woche erklärte Volkswagen den Dieselskandal für beendet und betonte, sich zu einem führenden Anbieter von Elektromobilität wandeln zu wollen. Einen Tag später holte die Affäre den Konzern mit voller Wucht wieder ein: Am Mittwoch rückte eine Hundertschaft Ermittler bei der Tochter Audi zur Razzia an - just zur Bilanzpressekonferenz.

rtr