An der Südspitze Manhattans baut der Immobilienentwickler Howard Hughes ein neues Einkaufszentrum mit Konzertbereich auf dem Dach. Es soll im nächsten Jahr eröffnet werden. Das Projekt heißt South Street Seaport. Es sei das einzige Viertel in Manhattan, das sich komplett in privater Hand befinde, erklärte Hedgefondsmanager Bill Ackman anlässlich der Sohn-Konferenz, bei der Wall-Street-Granden frei von der Leber weg über ihre Investments plaudern.

Für Howard Hughes ist das Areal am East River längst nicht das einzige Projekt: Im texanischen Houston ist das Unternehmen im Woodlands-Viertel aktiv, das zweimal so groß ist wie Manhattan. Das Wohngebiet wird mit Einkaufsstraßen und Hochhäusern aufgewertet. Ackman und Howard Hughes, das ist eine langfristige Beziehung. Der Profispekulant kaufte einst das Areal Summerlin, acht Meilen von Las Vegas entfernt, den Erben des berühmten Geschäftsmanns Howard Hughes ab, nach dem die Firma benannt ist. Wertvolle Grundstücke in Hawaii runden das Portfolio ab. Ackman ist über seine Firma Pershing Square mit knapp neun Prozent größter Aktionär und hat noch nie eine Howard-Hughes-Aktie verkauft. Er findet, jetzt sei die beste Zeit für den Einstieg. Der Börsenwert weise die bisher größte Lücke zum inneren Wert auf. Die Aktie werde unterschätzt.

Ackmans Vorbild ist Donald Bren, mit 15 Milliarden Dollar Privatvermögen einer der reichsten Immobilienbesitzer Amerikas. Bren kaufte vor 40 Jahren Landstriche in Kalifornien, um daraus Städte zu formen. "Er glaubte immer an die langfristige Entwicklung", sagt Ackman. Bren habe nie größere Landpakete verkauft, immer nur investiert und weiterentwickelt. Howard Hughes mache es genauso. Und damit das auch so bleibt, fungiert Ackman bereits seit über sechs Jahren als Chairman des Unternehmens - er plaudert also aus dem Nähkästchen.

Für einen guten Zweck



Um ebensolche Informationen aus erster Hand zu erhalten, lassen es sich die Besucher des Gipfeltreffens der Wall-Street-Gurus einiges kosten, live im New Yorker Lincoln Center dabei zu sein. Der Erlös der Veranstaltung kommt der Kinderkrebsforschung zugute. Ira Sohn, der Namensgeber der Konferenz, war ein Trader an der Wall Street, der im Alter von 28 Jahren infolge einer Krebserkrankung starb. Seine Eltern und Kollegen haben eine Stiftung ins Leben gerufen, die alljährlich die Sohn-Konferenz veranstaltet.

Unter den Referenten war in diesem Jahr auch Bondguru Jeff Gundlach, Chef von DoubleLine Capital. Er warnte, dass die US-Börsen überbewertet seien. Abzulesen sei das am MSCI-World-Index, dessen US-Anteil 50 Prozent ausmacht, während der Anteil Amerikas gemessen am weltweiten Volksprodukt auf nur 25 Prozent komme. Anlegern riet Gundlach, den MSCI Emerging-Markets-Indexfonds zu kaufen und den S & P-500-Index zu shorten. Die Schwellenländer seien auf Basis des Kurs-Gewinn-Verhältnisses nur halb so teuer wie der US-Markt.

Keith Meister, Leiter von Corvex Management, lobte CenturyLink. Der Telekomkonzern hat den Konkurrenten Level 3 übernommen. Der Deal werde das Unternehmen nach vorn bringen. Mit rund neun Prozent sei die Dividendenrendite die höchste im S & P-500-Index. Die Aktie notiert nahe am Zehnjahrestief. Dabei werde der fusionierte Konzern drei Milliarden Dollar freien Cashflow generieren, schätzt Meister, ein ehemaliger Gefolgsmann von Börsenstar Carl Icahn. Der Cashflow reiche, um die hohe Dividende auch künftig zu sichern. Die Anleger seien nach einigen Gewinnwarnungen aus der Branche zu skeptisch. Meister bezifferte das Kurspotenzial auf 40 Prozent.

Josh Resnick, Leiter von Jericho Capital, warnte indes vor einem Konkurrenten von CenturyLink: dem kleinen Telekomkonzern Frontier Communications. Es drohe die Pleite, der Kurs könne auf null sinken. Er selbst habe die Frontier-Aktie geshortet, erklärte er.

Chamath Palihapitiya, ein Wagniskapitalgeber aus dem Silicon Valley, hatte 2016 auf der Konferenz für Aufsehen gesorgt, als er Amazon empfahl, weil er davon ausgeht, dass das Unternehmen bis 2025 einen Börsenwert von drei Billionen Dollar erreichen kann. Sein Tipp machte sich bereits bezahlt, der Amazon-Kurs stieg seither um 40 Prozent. Nun riet er, bei Tesla zuzugreifen - allerdings nicht bei der Aktie, sondern über eine Wandelanleihe, die 2022 fällig wird. Der Zinskupon liegt bei 2,375 Prozent. Mit der Anleihe könne man nicht viel Geld verlieren, solange der Börsenwert über 15 Milliarden Dollar liege. An Tesla scheiden sich bekanntlich die Geister. Palihapitiya aber ist überzeugt: "Das Unternehmen hat seine beste Zeit noch vor sich." Tesla sei Trendsetter bei Elektroautos. Gründer Elon Musk baue die weltgrößten Batteriefabriken, die sogar vom All aus zu sehen seien. Er mache mit Solardächern und Energiespeichern enorme Fortschritte. Tesla sei vergleichbar mit Apple vor dem Durchbruch des iPhone und habe im Gegensatz zu GM, Ford oder Toyota keine Gewerkschaften am Hals, keine Pensionsverpflichtungen, kein teures Händlernetz. Tesla verzichte zudem auf Werbung. Weil aber Musk sehr viel Kapital für seine Pläne benötige, sei das ein kritischer Punkt, den Anleger beachten sollten. Daher zieht er die Wandelanleihe der Aktie vor.

Der italienischstämmige Hedgefondsmanager Davide Serra von Algebris Investments, dem auch George Soros zeitweise eine halbe Milliarde Dollar anvertraut hatte, pries die Großbank Unicredit an. Sie notiere deutlich unter Buchwert, obwohl sie ihr Kernkapital stark erhöht habe. Der neue Vorstandschef Jean-Pierre Mustier sei ein sehr fokussierter Manager, der die Bank nach vorn bringen werde. Er habe Assets im Wert von 18 Milliarden Euro abgestoßen und frische Mittel eingeworben, um die Bilanz zu stärken. Mustier sei in der Lage, bis 2019 die Eigenkapitalrendite auf neun Prozent hochzufahren.

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Feste Burg



Clifton Robbins von der Blue Harbour Group setzt auf Firmen, die sich für Umweltschutz und soziale Aspekte engagieren und mit vorbildlicher Unternehmensführung glänzen. Zu seinen wertvollsten Positionen zählt er Investors Bancorp. Blue Harbour ist mit 9,5 Prozent größer Anteilseigner. Die Regionalbank, die in New York, New Jersey und Pennsylvania Filialen betreibt, hat eine höchst solide Eigenkapitaldecke, sie liegt 44 Prozent über dem nationalen Durchschnitt. Die Bilanz gleiche einer "Festung", sagte Robbins. Er vermutet, dass eine Milliarde Dollar in der Bilanz sich zum Wohl der Aktionäre verflüssigen ließe, ob für Aktienrückkäufe, Dividenden oder Deals. Die Bewertung mit dem 1,3-fachen Buchwert sei günstig. Die Bank könne auch ins Visier eines Konkurrenten geraten.

Brad Gerstner, Gründer von Altimeter Capital, lenkte den Blick auf US-Fluglinien. Die Branche habe sich von der schlechtesten zu einer der aussichtsreichsten gewandelt. Nach der Fusionswelle sei ein Oligopol entstanden. Die führenden vier Airlines beherrschten 83 Prozent des Markts. "United Continental hat die beste Flotte, aber die schlechteste Marge." Schuld sei das Management gewesen, das nach dem Skandal um einen verprügelten Passagier komplett ausgetauscht worden sei.

Gerstner prognostiziert, dass sich das Ergebnis je Aktie bis 2020 fast verdoppeln wird. "Die gesamte Branche wird falsch bewertet. Die Skepsis ist historisch bedingt, sie ist übertrieben." Das KGV der Airlines betrage im Schnitt zehn, während es der S & P-500-Index insgesamt auf das Doppelte bringt.