14 Prozent Wertverlust seit Januar: Der Dollar fällt so stark wie seit 50 Jahren nicht. Experten warnen vor weiteren Verlusten. So retten Anleger ihre Rendite.

Mit US-Aktien war 2025 bislang wenig zu gewinnen – zumindest für europäische Anleger. Während der S&P 500 in Dollar gerechnet rund 14 Prozent zulegte, blieb mit einem in Euro geführten ETF ein mageres Plus von nicht mal einem Prozent übrig. Der schwache Greenback hat die Rendite nahezu aufgezehrt. 

Für Investoren, die sich nicht gegen Währungsschwankungen absichern, ist der Dollar damit zum heimlichen Renditefresser geworden. Noch dramatischer: Charttechniker warnen, dass dies erst der Anfang eines historischen Abwärtstrends sein könnte.

Neues Anlageparadigma „Hedge America“

Seit Anfang Januar hat der Euro gegenüber dem Dollar um 14 Prozent auf 1,18 zugelegt – die heftigste Talfahrt der US-Währung seit 50 Jahren. Und doch sprechen viele Ökonomen von einer weiterhin überhöhten Bewertung. Die Gründe liegen in den chronisch hohen Doppeldefiziten der USA – Haushalt wie Leistungsbilanz –, in politischen Eingriffen in die Geldpolitik und in einem neuen Anlageparadigma: „Hedge America“.

Anstatt US-Titel wie noch nach dem Zollcrash im Frühjahr zu meiden, kaufen ausländische Investoren US-Aktien und Anleihen weiterhin in Rekordhöhe. Doch erstmals seit Jahrzehnten sichern sie sich in großer Zahl gegen Dollar-Verluste ab. Mehr als 80 Prozent der ETF-Zuflüsse in US-Aktien und die Hälfte der Bond-Investments sind inzwischen währungsgesichert.

Historische Parallelen: Von Nixon bis Plaza

Blickt man zurück, markierten Dollarschwächen stets Wendepunkte im globalen Finanzsystem. 1971 kappte US-Präsident Richard Nixon die Goldbindung, der „Nixon-Schock“ leitete eine Phase massiver Abwertung ein. 1985 orchestrierten die G7-Staaten im „Plaza Accord“ eine gezielte Dollar-Schwächung, um die US-Handelsbilanz zu entlasten. Und nach der Finanzkrise 2008 verlor die Leitwährung deutlich an Wert, ehe die Flucht in Sicherheit den Trend umkehrte.

2025 erinnert die Lage in Teilen an diese Episoden – nur dass diesmal die Initiative nicht von multilateralen Abkommen, sondern von Marktmechanismen und wachsendem Misstrauen gegenüber der US-Politik ausgeht. „Der DXY-Index scheint aus einer 14-jährigen Unterstützungszone nach unten auszubrechen“, warnt Tavi Costa von Crescat Capital. Sollte dieser Bruch Bestand haben, „könnte das den Beginn eines nachhaltigen Abwärtstrends für den Dollar markieren“.

Politisches Risiko und Schuldenfalle

Anders als in früheren Phasen wird die Schwäche diesmal von innenpolitischen Turbulenzen beschleunigt. Präsident Donald Trump attackiert die Fed öffentlich, versucht deren Zusammensetzung zu seinen Gunsten zu verändern und drängt auf aggressive Zinssenkungen. Schon jetzt hat die US-Notenbank die Leitzinsen gesenkt – während Europa und Japan sich einer Normalisierung nähern. Das Zinsgefälle drückt den Dollar weiter.

Hinzu kommt die explodierende Schuldenlast. Die USA geben 2025 rund sieben Billionen Dollar aus, erzielen aber nur fünf Billionen Einnahmen. Inklusive Refinanzierungen müssen so Staatsanleihen im Volumen von zwölf Billionen platziert werden.

Hedge America: Bullish auf Aktien, bearish auf den Dollar

Bemerkenswert ist der Gegensatz zwischen Kapitalströmen und Währungsentwicklung. Ausländische Anleger halten inzwischen fast 20 Billionen Dollar in US-Aktien und rund 14 Billionen in US-Bonds.  Sie wollen die KI-Rallye an der Wall Street nicht verpassen – wohlwissend, dass Alternativen in Europa oder Asien in puncto Wachstum, Liquidität und Unternehmensqualität hinterherhinken. JP-Morgan-Strategen formulieren es so: „Investoren sind bearish beim Dollar, aber bullish bei Big Tech.“

Die Konsequenz ist ein gigantischer Hedging-Boom. Sahil Mahtani, Direktor am Investment Institute von Ninety One Asset Management in London, schätzt, dass bis zu eine Billion Dollar an Devisengeschäften nötig sein könnten, um die Hedge-Quoten globaler Investoren auf Vorkrisenniveau zurückzuführen. Für den Dollar bedeutet das anhaltenden Verkaufsdruck – selbst wenn die Wall Street neue Rekorde feiert. „Meiner Einschätzung nach steht der Großteil der Anpassung noch bevor“, erklärt Mahtani.

Anlageimplikationen: Nur mit Absicherung lohnt es sich aktuell 

Für Anleger stellt sich die Gretchenfrage: Wie investiert man in US-Aktien, ohne dem Währungsrisiko zu erliegen? Die Antwort ist simpel – aber entscheidend: Hedging. Ein S&P-500-ETF mit Euro-Absicherung brachte in diesem Jahr ein Plus von rund 13 Prozent – nahezu deckungsgleich mit der Originalperformance in Dollar. Wer dagegen ungesichert blieb, sah die Gewinne fast vollständig dahinschmelzen.

Die Botschaft des außergewöhnlichen Börsenjahres 2025 ist damit klar: In Zeiten eines Dollar-Crashs entscheidet nicht die Wahl der Aktien, sondern die Währungsstrategie über Erfolg oder Misserfolg. Sollte Tavi Costas Szenario eines jahrzehntelangen Abwärtstrends Realität werden, könnte Währungsabsicherung vom optionalen Luxus zur Pflichtversicherung werden.

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Infront S&P 500 (WKN: A0AET0)